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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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zu
helfen, wenn es geht.«
    »Wann können wir uns treffen?«
    »Sagen wir, in einer guten Stunde. Ich muss hier noch
was erledigen.«
    »Soll ich zu Ihnen kommen?«
    Professor Meister lachte jungenhaft. »Haben Sie mal
rausgeguckt? Bei dem Wetter ist ganz Kiel am Wasser. Kennen Sie das Restaurant
›Seehund‹? Irgendwo dort in der Ecke treffen wir uns.«
    »Wie erkenne ich Sie?«
    »Ich erkenne Sie. Bringen Sie das Auskunftshonorar
mit.«
    »Bitte?«, fragte Lüder ein wenig irritiert.
    »Na – glauben Sie, ich arbeite umsonst? Wissen Sie,
was eine Professorenstunde kostet? Eine Flasche muss schon drin sein.«
    »Ist in Ordnung«, sagte Lüder lachend. »Was darf es
denn sein?«
    »Ist mir egal. Irgendwas, das in der Kehle brennt.«
    Wie nicht anders zu erwarten, fand sich an einem
herrlichen Spätnachmittag im Sommer kein Parkplatz an der Blücherbrücke
zwischen dem Innenministerium und dem in ganz Deutschland bekannten Institut
für Weltwirtschaft. Lüder fuhr langsam an der Förde entlang und bog schließlich
am Ende des Düsternbrooker Gehölzes in die Lindenallee ab, eine Straße, die
bergan zum Maritim-Hotel führte, das auch schon einmal bessere Tage gesehen
hatte. Hier fand er eine Parkmöglichkeit und schlenderte gemächlich am Wasser
zurück. Am runden Pavillon des »Café Seehund« hielt er Ausschau nach einer
Parkbank und gesellte sich schließlich zu zwei älteren Damen, die bereitwillig
zur Seite rutschten.
    Während Lüder seinen Blick über das Wasser schweifen
ließ, musste er unfreiwillig dem Gespräch lauschen und erfuhr wenig
Schmeichelhaftes über eine unbekannte »Erna«, die sich in letzter Zeit sehr
merkwürdig verhielt und nur noch über Krankheiten sprach. Nach einem kurzen
Ausflug zu den Heldentaten der Nichte hinderte das die eine der alten Damen
aber nicht, der anderen von ihrer Arthrose zu berichten. Doch das war nicht
alles. Wenn man lange genug Mäuschen spielte, würde man sicher mehr von
Anatomie, insbesondere von jenen Stellen des menschlichen Körpers erfahren, wo
sich irgendein bewegendes Leiden einstellen konnte.
    Lüder versuchte sich abzulenken, indem er über die
Förde hinweg zur Schwentinemündung blickte. Dort tauchte ein Fahrgastschiff der
Kieler Schlepp- und Fährgesellschaft auf, das die Reventloubrücke unterhalb des
Landtages ansteuerte, um von dort zum Anleger nahe dem Stadtzentrum zu tuckern.
Auf der anderen Uferseite ragten die hohen Schornsteine und die Anlagen des
Kraftwerks gen Himmel, und am Kai des Ostuferhafens lag ein Ro-Ro-Schiff. Der
Kapitän des Fahrgastdampfers legte noch ein paar symbolische Schippen Kohle
nach, um die Förde zu queren und der aus Göteborg einlaufenden Großfähre der
Stena-Line Platz zu machen, die majestätisch vorbeizog.
    Es war ein idyllisches Bild, und Lüder verstand,
weshalb dieser Platz so viele Menschen anlockte, die Wasser, Luft, Sonne und
das lebhafte Treiben auf der Förde genossen.
    »Sie haben schon Feierabend?«, sprach ihn seine
Nachbarin an.
    Lüder nickte. »Ja«, antwortete er wortkarg.
    »Um diese Zeit schon?«
    Lüder sah auf die Uhr. Es war immerhin fast fünf Uhr.
»Sicher. Ich habe oft um diese Zeit frei.«
    »Und sonst nichts vor?«
    »Nee.«
    Er bekam mit, wie die zweite ältere Frau ihre
Nachbarin anstieß und ihr zuraunte: »Vielleicht ist das einer von den
Arbeitslosen. Die haben es ja nicht nötig und treiben sich den ganzen Tag hier
herum, während unsereiner sich abrackert.«
    »Das wird immer schlimmer«, wisperte die erste zurück.
Dann musterten beide Lüder mit kritischem Blick. Sie wurden abgelenkt durch
einen Mann mit legerer Kleidung und einer Jeans, die kunstvoll von einem
Designer auf abgestoßen getrimmt worden war. Der Mann mit dem Wuschelkopf, der
dicken Brille und der lässig über die Schulter geworfenen leichten Sommerjacke
steuerte auf Lüder zu.
    »Hi«, grüßte er. »Ist das ein Plätzchen, wo es etwas
zu trinken gibt?«
    Lüder nickte und zeigte auf den Plastikbeutel an
seiner Seite. »Das hat jemand bei mir bestellt.«
    Der Mann grinste Lüder fröhlich an. »Ist es etwas
Scharfes, das in der Kehle brennt?«
    »Aber kräftig«, erwiderte Lüder.
    Immerhin hatte dieser kleine Dialog zur Folge, dass
die erste der beiden Frauen hastig aufsprang, nacheinander Lüder und dem Mann
einen bösen Blick zuwarf und empört zu ihrer Begleitung sagte: »Komm, Frieda.
Da wollen wir nicht länger sitzen.« Nachdem auch die zweite aufgestanden war,
verschwanden die beiden. »Unerhört, dieses

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