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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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gerade aus
dem Wagen zu klettern, aufmunternd hinterher: »Erzähl deiner Frau zuerst etwas
vom Geschäftserfolg. Das hilft.«
    Lüder tippte sich zum Dank nur kurz gegen die Schläfe
und war froh, dass Frau Mönckhagen an diesem Abend nicht in ihrem Vorgarten
arbeitete und mit ihm eine Plauderei begann.
    *
    Viele Menschen sind der Überzeugung, der Freitag habe
innerhalb der Werktage eine herausragende Stellung inne. Das mag daran liegen,
dass er das Wochenende einläutet und für zahlreiche Arbeitnehmer eine verkürzte
Anwesenheit am Arbeitsplatz bedeutet. In vielen Werkhallen und Büros schloss
die Arbeitswoche bereits um die Mittagsstunde.
    Das spielte für Lothar Gwisdzun keine Rolle mehr. Er
war seit drei Jahren im vorgezogenen Ruhestand und genoss mit seiner Frau die
Beschaulichkeit jenseits des Berufslebens. Die Kinder waren schon lange aus dem
Haus, und das Ehepaar genoss die Tage ohne nennenswerte Sorgen oder
Verpflichtungen. Wenn die Rente auch keine großen Sprünge erlaubte, gestattete
sie doch ein Leben, wie die Gwisdzuns es gewohnt waren. Von kleinen
Unpässlichkeiten abgesehen, war die Gesundheit zufriedenstellend. Dazu trug
sicher auch Moppel bei, der kleine Mischlingshund, der bei den beiden Gwisdzuns
seit Jahren zur Familie gehörte und inzwischen zum Kind-Esatz gereift war.
    Das Tier musste zu später Stunde noch einmal vor die
Tür geführt werden. Lothar Gwisdzun hatte es zu einer lieb gewordenen
Gewohnheit werden lassen, nach dem Fernsehprogramm mit Moppel Gassi zu gehen
und dabei noch eine »Gute-Nacht-Zigarette« zu rauchen. Obwohl es ein herrlicher
Sommertag gewesen war, hatte Nieselregen eingesetzt. Die feine Sprühwand drang
durch die leichte Sommerkleidung. Gwisdzun zog die Nase kraus und tauchte in
die schützende Nische des Hauseingangs ein, der durch den darüberliegenden
Balkon geschützt war. Im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung sah er über die
menschenleere Straße. Eine ganze Reihe von Nachbarn hatten sich bereits zur
Nachtruhe zurückgezogen, wie er an den dunklen Fenstern erkennen konnte. Moppel
schien der Regen nichts auszumachen. Der Hund genoss die Freiheit, ohne Leine
in der vertrauten Umgebung herumschnüffeln und an Bäumen und Hausecken seine
Duftmarken setzen zu können, ohne dass jemand am Halsband zerrte und ihn
weiterziehen wollte.
    Gwisdzun inhalierte an seiner Zigarette und ließ den
Tabakqualm in seine Lungen strömen. Seit Langem schon quälte ihn morgens nach
dem Aufstehen ein hartnäckiger Husten. Aber von seinem Nikotinlaster wollte er
nicht lassen. Vielleicht lag es auch daran, dass seine Frau ebenfalls Raucherin
war.
    Im gegenüberliegenden Häuserblock aus dunklem
Backstein waren fast alle Lampen erloschen. Um diese Uhrzeit herrschte Stille
in diesem ruhigen Stadtteil. Lautlos streifte eine Katze über die Straße und
verschwand in dem schmalen Fußweg, der zur Parallelstraße führte. Vielleicht
würde sie sich für die Müllbehälter interessieren, die dort – durch eine
Bretterwand nur unzureichend verdeckt – standen.
    Bevor Gwisdzun es sah, hörte er das typische Tuckern
eines sich langsam von der Suder Allee nähernden Diesels. Dann tauchten zwei
Lichter auf. Im fahlen Licht der einsamen Straßenbeleuchtung erkannte Gwisdzun
ein Taxi. Das gelbe Schild auf dem Dach war ausgeschaltet. Es hatte den
Anschein, als würde der Fahrer eine Adresse suchen. Die Rücklichter leuchteten
auf. Gwisdzun sah es an der hellen Reflexion der Leuchten auf dem nassen
Asphalt. Der ältere Mercedes hielt ein paar Meter von seinem Hauseingang
entfernt auf einer kleinen Fläche, die als Parkmöglichkeit für die Anwohner
genutzt wurde. Gwisdzun glaubte, zwei Fahrgäste im Fahrzeug gesehen zu haben.
Der Säulenwacholder vor der Haustür nahm ihm die freie Sicht, bot ihm aber
gleichzeitig Schutz vor Entdeckung. Er erahnte die Leute im Taxi mehr, als dass
er sie sah. Ein Passagier hatte neben dem Fahrer Platz genommen, der zweite saß
im Fond.
    Er blickte neugierig zum Taxi hinüber. Wer mochte zu
dieser Stunde mit einer Droschke nach Hause kommen? Besucher waren eine halbe
Stunde vor Mitternacht nicht mehr zu erwarten. Nicht in dieser Gegend. Im
Fahrzeug wurde die Innenbeleuchtung eingeschaltet. Dann geschah eine Weile
nichts. Sie werden zahlen, dachte Gwisdzun und lugte vorsichtig hinter dem
Wacholder hervor, als sich die Beifahrertür öffnete, während der Fahrgast im
Fond keine Anstalten machte, auszusteigen.
    Zunächst sah Gwisdzun nur schemenhaft eine

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