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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Metallmöbel schweifen. Sie
entsprachen dem Einheitslook, der in vielen Amtsstuben anzutreffen war.
Lediglich ein paar mit Tesafilm an die Wand geheftete ungelenke
Kinderzeichnungen, auf denen eine Blumenwiese, ein Baum und eine
überdimensionierte lachende Sonne zu sehen waren, brachten etwas Persönliches
in Schwälms Dienstzimmer.
    »Es ist erstaunlich, dass bisher niemand nach dem
Verbleib der Taxe gefragt hat. Wir sollten zunächst den Taxiunternehmer
aufsuchen«, schlug der Hauptkommissar vor. Lüder stimmte zu und folgte ihm.
    Nach wenigen Minuten standen sie vor dem älteren
Einfamilienhaus mit dem großen gepflasterten Hofplatz in der stadtauswärts
führenden Edendorfer Straße. Zwei schmutzige Mercedestaxen standen dort, bei
einem fehlte das Kennzeichen. Das ganze Anwesen machte einen
renovierungsbedürftigen Eindruck. Der Putz bröckelte von der Fassade, die
Fenster bedurften eines neuen Anstrichs, der Gartenzaun war teilweise
eingebrochen, und den Vorgarten hatte auch schon lange niemand mehr gepflegt.
Der Eingang war seitlich der Straßenfront. Unter dem blechernen Briefkasten
fanden sich zwei Klingeln: »Privat« und »Büro«. Sie versuchten es zunächst
unter »Büro«. Irgendwo in den Tiefen des Hauses erklang eine schrille Türklingel.
So laut sie auch war, sie blieb ungehört.
    Schwälm versuchte es unter »Privat«. Ein lauter Gong
ertönte. Dann war weiterhin Geduld gefragt, bis die Tür geöffnet wurde. Jemand
zog an der Pforte, weil die sich offenbar verzogen hatte und über den Fliesenfußboden
schleifte. Das Gesicht einer Frau mit einer blondierten Dauerwelle erschien.
    »Ja?«, fragte die Frau.
    »Sind Sie Frau Speckmann von Taxi-Speckmann?«, fragte
Schwälm.
    »Rufen Sie die Funkzentrale an«, gab die Frau unwirsch
von sich und wollte die Tür wieder schließen.
    Lüder hinderte sie daran, indem er gegen das Holz
drückte. Verwundert schaute die Frau ihn an.
    »Polizei«, sagte Lüder. »Wir wollen den Chef
sprechen.«
    »Polizei?«, wiederholte die Frau und musterte Lüder
gründlich. »Was wollen Sie denn?«
    »Zum Ersten nicht mit Ihnen zwischen Tür und Angel
palavern. Den Rest erklären wir Ihnen dann.«
    »Moment«, sagte die Frau und drückte die Tür ins
Schloss. Nach einigen Minuten erschien ein deutlich zur Korpulenz neigender
Mann in der Tür. Er war unrasiert und trug ein Unterhemd, das sich über seinen
mächtigen Bauch spannte.
    »Polizei, sagte meine Frau?«
    »Sind Sie Herr Speckmann?«
    Der Mann nickte. »Ist was mit einem der Wagen?« Dann
stutzte er. »Wieso sind Sie nicht in Uniform?«
    »Wir kommen von der Kripo. Wollen Sie uns endlich ins
Haus lassen? Oder sollen wir das Gespräch auf unserer Dienststelle führen?«
Lüders Stimme klang ärgerlich.
    Speckmann zog die Tür auf. »Kommen Sie«, brummte er
und ging voran. Im dunklen Flur schob er mit seinen Füßen ein paar Schuhe zur
Seite, die mitten im Weg lagen. Im Haus roch es abgestanden. Es war eine
unangenehme Mischung aus Essendunst, kaltem Rauch, Schweiß und Katzenklo.
    Der Weg endete in einem dunklen Verlies, in dem zwei
alte Rollladenschränke das beherrschende Element waren. Ein an den Ecken
abgestoßener Schreibtisch und ein Kunstlederstuhl mit aufgeplatztem Bezug, aus
dem gelber Schaumstoff hervorquoll, waren neben zwei hölzernen Stühlen die
ganze Einrichtung.
    Speckmann ließ sich schwer atmend in den Bürosessel
fallen, der schmatzend ein Stück nachgab und in die Tiefe sank. Offenbar war
die Gasdruckfeder auch defekt.
    »Ihnen gehört das Fahrzeug mit folgendem Kennzeichen«,
begann Schwälm und nannte die Zulassungsnummer.
    »Kann sein«, erwiderte Speckmann und ließ seinen Blick
aus den kleinen Schweinsäuglein zwischen den Beamten hin und her wandern.
    »Um diese Gesprächsrunde gleich richtig einzunorden: Sparen Sie sich solche Antworten«, fuhr Lüder dazwischen. »Papiere.«
    Speckmann sah Lüder erschrocken an. Mit einer solch
harschen Reaktion schien er nicht gerechnet zu haben. »Die muss ich holen.« Er
stützte sich auf dem Schreibtisch ab, als er sich schwerfällig aus dem Sessel
stemmte. Dann verließ er schlurfend den Raum.
    Als er zurückkehrte, warf er einen abgegriffenen
Personalausweis vor den Beamten auf den Schreibtisch. Schwälm griff sich das
Dokument mit spitzen Fingern. »Sie sind Eigentümer des genannten Fahrzeugs.«
    Der Taxiunternehmer nickte stumm.
    »Wer war heute Nacht mit dem Wagen unterwegs?«, fragte
der Hauptkommissar.
    »Wieso?
    »Lassen Sie solche Mätzchen. Der

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