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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Merseburger uns erzählt. Thomas Birry.
Leider war es am Freitag schon so spät, dass wir nichts mehr erreicht haben.
Wir konnten lediglich noch feststellen, dass uns der Name nicht bekannt ist.
Übermorgen, am Montag, werden wir als Erstes Merseburgers Bank ansprechen.
Vielleicht kommen wir über diesen Weg an den geheimnisvollen Hintermann.«
    »Mit etwas Glück verbirgt sich dahinter der
geheimnisvolle ›Abschnittführer‹, von dem Merseburger gestammelt hat.«
    Sie fuhren zurück zum Behördenhochhaus Itzehoe in der
»Großen Paaschburg«, in dem die Polizeidirektion untergebracht war. Lüder
wünschte Hauptkommissar Schwälm ein schönes Wochenende.
    »Meinen Sie das im Ernst?«, fragte der Leiter der
Mordkommission mit einem bitteren Lächeln zurück.
    Lüder ließ die Antwort offen und fuhr heim nach Kiel.
Dass er auf dem Rückweg seine Eltern besuchen wollte, hatte er vergessen.

ACHT
    Um den Montag als ersten Arbeitstag der Woche ranken
sich viele Verwünschungen, zumindest bei einer ganzen Reihe von Arbeitnehmern.
Lüder empfand es nicht als verfluchenswert, dass mit dem Beginn der neuen Woche
die freien Tage vorbei waren und er sich wieder dem Berufsalltag widmen musste.
Allerdings konnte er sich einen beschwingteren Start vorstellen als den Besuch
in der Rechtsmedizin.
    Dr. Diether empfing ihn mit einem grimmigen Gesicht.
Er trug eine Kunststoffschürze, auf der sich große dunkle Flecken abzeichneten.
    »Moin, Herr Doktor. Hatten Sie ein schönes
Wochenende?«, begrüßte ihn Lüder. Er erntete nur ein unverständliches Knurren
und ahnte, dass er unfreiwillig in ein Fettnäpfchen getreten war. Dr. Diethers
Missmut lag mit Sicherheit nicht an der für andere Menschen
gewöhnungsbedürftigen Tätigkeit.
    »Kommen Sie mit«, sagte der Arzt und führte Lüder in
den Sektionsraum.
    Auch wenn Lüder diesen kalten gefliesten Raum nicht
das erste Mal betrat, erfasste ihn ein unbestimmter Schauder.
    Dr. Diether steuerte einen Tisch an, auf dem ein
Leichnam lag. Der Arzt unternahm gar nicht erst den Versuch, etwas von dem zu
verbergen, was er bereits seziert hatte. »Wir haben wieder einen Toten, der mit
einem Sandklumpen erschossen wurde. Soll das jetzt zur Gewohnheit werden? Ihr
Täter wandert ja in beeindruckender Weise die Westküste abwärts. Husum. Heide.
Itzehoe. Was kommt als Nächstes? Glückstadt?« Der Arzt zog die Stirn kraus.
»Vielleicht zu klein. Brunsbüttel auch nicht. Einigen wir uns auf Elmshorn?«
    »Das ist doch eine Idee für die Förderung des
Abenteuertourismus. Wie wäre es mit ›Todesküste‹?«, erwiderte Lüder
sarkastisch. Zumindest hatte er damit den Bann durchbrochen, der über dem sonst
so umgänglichen Rechtsmediziner zu liegen schien.
    »Das ist doch was«, sagte Dr. Diether und winkte Lüder
näher an den Seziertisch heran. »Hier. Das ist wieder die gleiche Methode. Ganz
eindeutig: Der Mann wurde mit Franchible-Munition erschossen.« Der Arzt drehte
sich zu einem Rollwagen um, auf dem er in kleinen Schalen einen Großteil der
Organe abgelegt hatte. Mit der Spitze eines Skalpells wies er auf die für Laien
nur schwer unterscheidbaren Innereien. »Die Leber. Voll mit dem Wolframstaub.
Hier.« Er zeigte auf eine andere Schale. »Die Milz. Ebenfalls. Der Magen. Die
Bauchspeicheldrüse und – besonders zerfetzt – der Zwölffingerdarm.« Dr. Diether
wandte sich wieder dem Seziertisch zu. »Das arme Schwein muss fürchterlich
gelitten haben, bevor ihn der Tod erlöst hat.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass wir Menschen gegenüber
Tieren wesentlich humaner handeln, wenn wir einem verletzten Pferd den
Gnadenschuss geben und nicht darauf warten, dass es seinen Qualen erliegt?«
    Der Arzt zeigte jetzt ein entspanntes Gesicht. »So
könnte man es formulieren.« Dann griente er und sah Lüder an. »Sie waren am
Wochenende nicht in der Sonne? Sonst wären Sie nicht so blass.«
    »Ich war auf Mörderjagd und hatte keine Gelegenheit,
den Sommer zu genießen. Wegen ihm da.« Lüder zeigte auf den Toten.
    »Und? Haben Sie den gefunden, der sein frühkindliches
Trauma noch nicht überwunden hat und seine Mitmenschen mit Sandklumpen
erschießt?«
    »Ich bin ihm auf der Spur. Leider hatte ich die
falschen Schuhe an und habe mir die Hacken schief gelaufen. Aber beim nächsten
Mal trage ich Schnellläufer.«
    Jetzt lachte Dr. Diether. »Sorry für vorhin. Aber bei
uns daheim hing der Haussegen schief. Meine Schwiegermutter ist zu Besuch. Nun
wollen Sie sicher wissen, was es sonst noch

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