Todesläufer: Thriller (German Edition)
ferngesteuert deaktivieren lassen.«
»Wie will er das bewerkstelligen?«
»Da wir inzwischen die richtige Frequenz kennen, genügt es, in den verschlüsselten Übertragungskanal einzudringen, der die aktivierten RFID -Transponder steuert.«
»Und können wir das?«
»Nur wenn wir an den Rechner rankommen, über den das läuft. Den im Jemen.«
Roy Patrow tauchte auf und reichte Salz ein schnurloses Telefon, dessen Mikrofon er mit der Hand abgedeckt hielt. Dieser nahm es entgegen und überließ es seinem Assistenten, das Gespräch mit Benton und Sam zu beenden.
»Mr. Vicepresident … Wir haben hier eine ziemlich üble Situation.«
Harris war bereits im Bilde über das Verschwinden des Präsidenten und billigte die von Addy Salz verhängte Nachrichtensperre. Der Stabschef teilte ihm daraufhin mit, was er soeben von Sam Pollack erfahren hatte. Jetzt war es mehr denn je nötig, den Druck auf den Jemen zu verstärken.
»Präsident Al-Houti ist dabei, unsere finanziellen Vorschläge zu prüfen. Ich wüsste nicht, was wir darüber hinaus tun könnten …«
»Janet muss ihm ein Zeitlimit vorgeben. Das Angebot gilt noch zwei Stunden. Danach wird der Hahn endgültig zugedreht.«
»Er wird uns die Tür vor der Nase zuschlagen.«
»Das Risiko müssen wir eingehen. Gegenwärtig besteht unsere einzige Aussicht, diese Krise rasch zu überwinden und den Präsidenten, wo auch immer er sich befindet, aus seiner gefährlichen Lage zu befreien, darin, dass wir Zugriff auf den Rechner in Sanaa bekommen.«
Salz spürte, dass Bob Harris Zweifel hatte. Doch falls Stanley Cooper vor der Aktivierung seines Schrittmachers nicht wieder auftauchte, würde dem Vizepräsidenten nichts anderes übrigbleiben, als dessen Funktionen vorläufig zu übernehmen.
Roy Patrow hatte sich inzwischen ans andere Ende des Ganges begeben, wo ihn niemand hören konnte. Nachdem er das Gespräch mit Benton und Pollack beendet hatte, wählte er eine andere Nummer. Es wurde sofort abgenommen. Kaum hörbar flüsterte er: »Hier Patrow. Geben Sie mir Edgar Wendell.«
23 UHR 00 – NEW YORK – SITZ DES FBI
Genauso wie sich Benton einige Jahre zuvor in Sam Pollack verbissen hatte, wollte er jetzt auf keinen Fall von seinem Verdacht gegen Nadir Zerdaoui abrücken. Da Sam in Begleitung von Henriksen mit seinem Wundermaterial in aller Eile aufgebrochen war, hatte er endlich freie Bahn, den Historiker, dessen Hände immer noch hinter dem Rücken gefesselt waren, nach seinen Vorstellungen und Methoden zu verhören. Seit seinem Eintreffen am Sitz des FBI hatte Zerdaoui nicht einmal ein Glas Wasser bekommen. Im grellen Licht des Nebenzimmers, wo er gebeugt auf seinem beigefarbenen Plastikstuhl hockte, wirkte er nicht sonderlich heldenhaft. Noch ein paar Stunden, und er würde hinreichend weichgekocht sein.
Der Mann am FACS -Polygraphen sprach seinen Vorgesetzten an, als dieser in den Kontrollraum kam.
»Mr. Benton?«
»Was gibt es?«
»Ich will ja nicht anmaßend sein, aber … ich kenne mich mit dem System gut aus.«
Er wies auf das Steuerpult, das die ganze Fläche hinter dem Einwegspiegel einnahm.
»Daran zweifle ich nicht, Gary. Andernfalls wären Sie nicht hier.«
»Was ich sagen möchte, ist, wir vernehmen den Mann hier an zwei Tagen hintereinander schon zum zweiten Mal, und er hat von Anfang an immer die Wahrheit gesagt, wenn man von dem kurzen Zögern gestern absieht, als es um seine Frau ging.«
»Manchmal gelingt es erst nach mehreren Tagen, einen Lügner zu entlarven. Das wissen Sie ebenso gut wie ich.«
»Schon. Aber andererseits kann kein Mensch auf der Welt jemanden dazu bringen, etwas zu gestehen, was er nicht weiß. Ich bin so gut wie überzeugt, dass er keine Ahnung hat, wo sich seine Frau aufhält.«
»Ich muss sagen, dass mir Ihre Einlassungen nicht sonderlich gefallen. Der Leiter dieser Dienststelle bin immer noch ich und …«
»Bitte noch einen Augenblick. Es liegt mir fern, Ihre Methoden zu kritisieren. Ich versuche Ihnen lediglich zu erklären, dass Sie aus dem Mann unter den gegebenen Umständen nichts weiter herausbekommen, ganz gleich, wie leistungsfähig unsere Anlage hier ist.«
Benton bedachte ihn mit einem wütenden Blick.
»Und was soll ich also Ihrer Ansicht nach tun?«
Anstelle einer Antwort wandte sich der Techniker seiner Tastatur zu und öffnete mehrere Ordner auf dem Hauptbildschirm, bevor er das Icon eines weiteren Programms anklickte.
»Das hier ist eine Zusatzsoftware für unseren Polygraphen, die ich in
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