Todeslauf: Thriller (German Edition)
aufgetrieben und bin heute das viel größere Risiko eingegangen – ich hätte mehr Grund, dir nicht zu trauen.«
»Vielleicht«, räumte er ein. »Du denkst vielleicht, ich bin nicht so schlau und so hart wie du.« Er fühlte sich von mir bedroht; ich war auf einen fahrenden Truck gesprungen und hatte ihn gekapert. Dumm. Hier ging es also um gekränkte männliche Eitelkeit. »Komm«, sagte er.
»Setzen wir uns hier hin und essen wir was, wenn dich die Bar nervös macht«, schlug ich vor. »Die Sandwiches sind ganz frisch.« Ich musste Eliane Zeit verschaffen, damit sie in die Bar zurückkehren konnte. Sonst würde ich sagen müssen, ich hätte den Autoschlüssel in der Bar verloren, was sein Misstrauen nur noch größer machen würde.
Er schien ein klein wenig schlechtes Gewissen zu haben, also setzten wir uns auf eine Bank an der Straße und aßen unsere Sandwiches. Ich sah eine weibliche Gestalt auf einem Roller um die Ecke biegen – es war tatsächlich Eliane. Ich hoffte, dass Piet sie nicht erkannt hatte. Er schien jedoch ganz in sein Essen vertieft zu sein; offensichtlich war der Hunger stärker als der Drang, so schnell wie möglich weiterzufahren.
»Ich muss aufs Klo«, sagte ich, nachdem ich aufgegessen hatte.
»Ich auch.«
Ich wollte allein gehen; ich brauchte den Autoschlüssel. Eliane stand hinter der Bar und zapfte ein Bier. Sie blickte kurz auf, sah mich, ließ sich aber nicht anmerken, dass sie mich wiedererkannte. Piet war dicht hinter mir.
Wir gingen zusammen auf die Toilette; ich war vor ihm fertig, und als ich hinaus auf den Flur kam, eilte Eliane vorbei, während sie dem Barkeeper eine Bestellung zurief. Sie drückte mir den Schlüssel in die Hand, und im nächsten Augenblick war er in meiner Tasche verschwunden.
Piet legte mir die Hand auf die Schulter. »Hattest recht«, sagte er. »Die Pause hat wirklich gutgetan. Ich fühl mich wieder frisch. Gehen wir.«
Wir traten in die Dunkelheit hinaus, das Gelächter und die Musik aus der Taverne Chevalier verloren sich hinter uns, während wir die Straße entlanggingen.
Er ließ die Hand auf meiner Schulter. In meiner Jackentasche fummelte ich den Schlüssel wieder an den Ring.
»Also. Zurück nach Amsterdam?« Er hatte wohl mit Edward telefoniert und ihm berichtet, dass wir die Ladung hatten, mit der er seine Militärausrüstung tarnen konnte.
»Ja«, antwortete er. »Wir treffen uns mit Edward und seinen Leuten. Wir schicken die Ladung mit ihrer Ware nach Rotterdam und kassieren unser Geld, und dann gehen wir zwei richtig feiern.«
»Wie viel Zeit haben wir bis zu dem Treffen?«
»Drei Stunden.«
»Okay«, sagte ich.
Der Parkplatz war schon in Sicht; ich sah den Laster und den Van nebeneinander stehen. Fast am Ziel. In drei Stunden würde ich entweder tot sein, oder ich würde Piet und die Entführer getötet und Yasmin gefunden haben. Und dann würde ich Edward dazu bringen, mir zu sagen, wo meine Frau und mein Kind waren.
»Weißt du, Sam, du hattest recht«, meinte Piet. »Du hast mehr als einmal bewiesen, dass man dir vertrauen kann. Du fährst den Truck.«
Ich blieb stehen. Nein. Nicht das, was ich wollte.
»Ach, ist schon okay. Fahr du ihn nur«, erwiderte ich.
»Du fährst die Ladung. Als Zeichen des Vertrauens in unserer Partnerschaft.«
Es rieselte mir eiskalt über den Rücken. Entweder meinte er es wirklich ehrlich, oder er hatte gesehen, wie mir Eliane den Schlüssel zugesteckt hatte.
Vertrauen oder Misstrauen. Jedenfalls brauchte ich ihn; ich wusste nicht, wo der Treffpunkt war, und wenn ich ohne ihn aufkreuzte, würde ich nie hineinkommen. »Na gut, dann gib mir den Schlüssel für den Laster.«
Er holte ihn aus der Tasche, und wir tauschten die Autoschlüssel.
»Fahr mir einfach nach«, sagte er.
»Was ist, wenn wir uns im Verkehr verlieren?«
»Das werden wir nicht«, erwiderte er.
Ich stieg ins Fahrerhaus des Lasters. Vielleicht war es wirklich nur so, dass er es satthatte, den Truck zu lenken. Aber das Telefon und die Waffen waren jetzt für mich außer Reichweite. Und wenn wir erst den Treffpunkt erreicht hatten, gab es keinen guten Grund für mich, zum Van zu gehen.
Und dann würde ich mich völlig unbewaffnet und allein in die Schlangengrube begeben müssen.
68
Amsterdam, nach Mitternacht. Über den Lichtern der Stadt guckten ein paar Sterne zwischen den Wolken hervor. Amsterdam war eine Stadt, die nie wirklich zur Ruhe kam. Es gab zu vieles hier, was nur in der Nacht vor sich gehen konnte.
Ich
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