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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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keinesfalls die ganze Nacht lang, sondern nur ein paar Stunden gevögelt hätte. Er hat das entwaffnendste Lachen, das man sich nur vorstellen kann.«
    Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr.
    »Ich wurde zwar nie seine Liebhaberin«, erklärte sie und schüttelte erneut den Kopf, »aber ich hatte nie ein engeres Verhältnis zu einem Mann.«
    »Ich muss ihn treffen«, sagte Ella abrupt.
    Marie wurde mit einem Mal ernst.
    »Er ist leider verreist«, sagte sie kurz. »Ihm bekommt das Klima hier nicht so gut, sodass er für ein paar Monate im Jahr wegfährt, um sich zu erholen.«
    Ella sank in sich zusammen. Sie hatte gewiss mehr Informationen erhalten, als sie zu träumen gewagt hatte, wollte aber noch mehr erfahren. Sie wollte Antworten bekommen, auch wenn sie in ihrem Inneren begriff, dass sie vielleicht einige der Antworten bereits erhalten hatte, nach denen sie suchte. Auch wenn sie keinen Grund hatte, an Maries Worten zu zweifeln, benötigte sie doch irgendeine Bestätigung für das, was sie gehört hatte.
    Ella war keine Expertin für Handschriften, aber sie kannte solche Leute. Wenn sie nur etwas zum Vergleich bekommen könnte, was dieser Christopher geschrieben hatte, hätte sie vielleicht die Bestätigung, dass wirklich er den Brief an ihren Vater geschickt hatte. Sie fragte Marie, ob sie möglicherweise etwas dergleichen bei sich zu Hause hätte, und zog den Brief aus dem Umschlag, um ihn ihr zu zeigen, doch Marie schob ihn von sich.
    »Was Christopher an seinen Freddie geschrieben hat, ist seine Sache.«
    »Freddie?« Ella schaute Marie herausfordernd an.
    Marie senkte den Blick auf ihren halb gegessenen Salat und biss sich auf die Lippe.
    »Beißen Sie nicht zu fest zu«, sagte Ella, »denn diese Lippe war sicher teuer.«
    Die Frau schaute mit einem Lächeln wieder auf.
    »Wenn man es genau nimmt, dann bin ja ich diejenige, die Christophers Blumen gießt, wenn er im Ausland ist. Vielleicht können Sie mir ja ein wenig beim Gießen helfen?«
    Sie teilten den restlichen Wein unter sich auf und bestellten die Rechnung. Marie wehrte Ellas Versuch zu bezahlen ärgerlich ab. Als sie die Treppen hinauf zur obersten Etage gestiegen waren, waren beide außer Atem. Während Marie in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln kramte, wiederholte Ella den Namen, der Maries Lippen entschlüpft war.
    »Freddie?«
    Marie seufzte resigniert.
    »Manchmal wünschte ich, Christopher hätte Freddie nie kennengelernt. Den schönen, aber ach so komplizierten Freddie. Doch dann sage ich mir immer, dass große Trauer große Liebe voraussetzt und dass ich mir niemals wünschen darf, dass Christopher sie nicht hätte erleben dürfen.«
    Ella musste sich vor Augen halten, wie ihre Arbeitshypothese lautete, nämlich dass dieser Freddie ihr Vater Frederick war. Es kam ihr absolut merkwürdig vor, diese ihr unbekannte Frau von der großen Liebe eines ihr unbekannten Mannes zu ihrem eigenen Vater berichten zu hören. Ein Vater, an den sie selbst nur vage Erinnerungen besaß.
    Schließlich hatte Marie die Schlüssel gefunden. Sie sah beinahe triumphierend aus. Die Wohnung ließ jegliche Ähnlichkeit mit Maries vollgestelltem Flur und dem Wohnzimmer vermissen. In Christophers Wohnung waren diese Räume eher sparsam möbliert und vermittelten den Eindruck von bohèmschem Minimalismus. Alle Möbel schienen sorgfältig ausgewählt zu sein. Ella erkannte mehrere Möbelstücke als dänische oder italienische Klassiker. Vom Wohnzimmer gingen zwei Türen ab, eine führte in eine kleine Küche, während die andere in ein Schlafzimmer wies. Vom Wohnzimmer führte ebenfalls eine schwarze Wendeltreppe zu einem Raum im Dachgeschoss. Ella schielte hinauf.
    »Sein Arbeitszimmer«, erklärte Marie, um Ellas unausgesprochene Frage zu beantworten.
    »Und was arbeitet er?«, wollte Ella wissen.
    »Inzwischen übersetzt er hauptsächlich Belletristik, aber er muss einmal ein Teufel in Sachen Handelsrecht gewesen sein.«
    Ella wanderte langsam durchs Wohnzimmer und strich mit dem Finger über Buchrücken, die in einem Regal aufgereiht standen. Viele von ihnen widmeten sich den Themen Kunst und Archäologie. Die meisten von ihnen waren in Französisch verfasst, aber es gab auch viele in Englisch und einige in einer Sprache, die sie nicht genau identifizieren konnte.
    »Portugiesisch«, erklärte Marie.
    »Darf ich hochgehen?«, fragte Ella und bekam ein Nicken zur Antwort.
    Vom Arbeitszimmer aus hatte man freie Aussicht über die Dächer von Paris. Das

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