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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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für die Touristen gelten könnte, die diese Länder besuchten. Im Reisebüro hingen Plakate von Barcelona, Sitges, Amsterdam, New York, San Francisco, Köln, Rio de Janeiro, Mykonos und etwas überraschend auch von Marrakesch. Ella hatte in ihrer Einfalt angenommen, dass Marokko als arabisches Land nicht als »gay-friendly« klassifiziert werden würde. Sie hielt in ihren Gedanken inne.
    Mykonos. Da war es wieder. Ihr fiel ein, dass John Westmark vorgehabt hatte, nach Mykonos zu fliegen. Sie seufzte resigniert, als sie feststellte, dass dieser Fall sie inzwischen auch schon privat beschäftigte. Denn ansonsten konnte sie sich nur selten an Namen von Personen erinnern, die sie obduziert hatte. Vor allem nicht an erhängte Selbstmörder. John Westmark. Die Theorie, die sie im Hinblick auf seinen Tod bereits zuvor aufgestellt hatte, festigte sich. Mit entschlossenen Schritten ging sie weiter. Sie sah ein, dass sie zu betrunken war, um klar denken zu können. Was sie benötigte, waren ein guter Nachtschlaf und schätzungsweise mindestens zwei Liter Wasser. Die letzten Gläser musste sie in sich hineinzwingen, ehe sie das Licht ausschaltete und einschlief.

Kapitel 11
    Als das Flugzeug gegen Nachmittag landete, hatte Ella immer noch einen schweren Kopf und einen trockenen Mund. Vom Flughafen bis zu ihrer Wohnung gönnte sie sich ein Taxi und war schließlich froh darüber, dass das Haus einen Fahrstuhl besaß, als sie es mit ihrer Reisetasche betrat. Die Wohnung kam ihr leer vor. Sie blieb eine Weile im Flur stehen und sah sich um. Sie überlegte, ob sie ihre Wohnung im selben Stil einrichten sollte, wie Christopher es getan hatte. Es würde sicher auch hier gut aussehen, dachte sie. Doch dann verwarf sie all diese Gedanken und beschloss, ihren Körper ein wenig in Schwung zu bringen, indem sie das Fitnessstudio aufsuchte und eine Runde trainierte.
    Bereits nach zehn Minuten auf dem Laufband merkte sie, dass die Joggingrunde keine gute Idee gewesen war. Nach einer halben Stunde verspürte sie einen Blutgeschmack im Mund, genoss es jedoch, ihren Körper zu quälen und ihn für die unnötigen und überflüssigen Gläser Wein am Vortag zu bestrafen. Erst in der Sauna wurden ihre Gedanken wieder klar, als dürfte sich ihr Gehirn nun endlich auf andere Dinge konzentrieren als auf die kritische Selbstbespiegelung angesichts ihres destruktiven und gefühlsgesteuerten Verhaltens. Sie überlegte, was die Informationen, die sie in Paris erhalten hatte, für sie persönlich bedeuteten, und ob sie überhaupt irgendetwas für sie veränderten. Die Tatsachen waren und blieben jedenfalls dieselben: Ihr Haus war abgebrannt, und bei diesem Brand war ein Mann mit ausgeprägter Leberzirrhose ums Leben gekommen. Andererseits musste sie einräumen, dass keine Obduktionsbefunde vorlagen, die darauf hindeuteten, dass die betreffende Person noch lebte, als der Brand ausbrach. Darüber hinaus war ihre Identität nicht vollständig geklärt. Es war zwar eher ungewöhnlich, dass die Polizei den Beschluss fasste, eine Identität auf der Grundlage mangelhafter Beweise festzulegen, doch es geschah hin und wieder. Außerdem fielen die Ermittlungen in eine Zeit, in der die DNA-Technik noch nicht so ausgereift war wie heute.
    Mit einem Mal fiel ihr ein, dass eventuell doch die Möglichkeit bestand, ihren Verdacht zu untermauern. Das dünne Gewebematerial, das im Kellerarchiv aufbewahrt wurde und das sie heraufgeholt hatte, war aus einem größeren Stück Lebergewebe herausgetrennt worden. Dieses würfelzuckerstückgroße Teil des Organs war nach der Obduktion in Formalin eingelegt und anschließend in Paraffin gebettet worden. Hieraus fertigte das Laborpersonal dünne Schnitte an, die die Ärzte unter ihrem Mikroskop begutachteten. Ella konnte sich vage daran erinnern, dass meist nicht nur die dünnwandigen Gewebeschnitte aufbewahrt wurden, sondern man sich auch nur selten die Zeit nahm, die Paraffinstücke zu entsorgen. Falls sich also ein solches Stück noch irgendwo im Archiv befinden sollte, würde man daraus DNA gewinnen können. Zugleich war ihr bewusst, dass man dadurch nicht zwangsläufig eine Antwort erhalten würde. Außerdem würde es nicht leicht werden zu erklären, warum sie eine solche Analyse durchführen lassen wollte.
    Ellas Gedanken wanderten zu dem Skelett in Erlandssons Garten. Dort gab es ebenfalls die Möglichkeit, eine DNA-Analyse durchzuführen. Das Problem bestand in diesem Fall allerdings darin, dass man lediglich ein Stück

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