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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihn fasziniert an.
    »Weiter«, sagte jemand hinter ihnen. »Du bist erst beim zweitenmal, MC Vries. Willst du nicht einen Zwischenspurt versuchen?«
    Garraty brauchte sich nicht umzudrehen. Stebbins, natürlich. Der schlanke Buddha. Seine Füße trugen ihn automatisch weiter, aber er spürte vage, daß sie sich geschwollen und schlüpfrig anfühlten, als würden sie sich langsam mit Eiter füllen.
    »Tod regt den Appetit an«, fuhr McVries fort. »Was war das denn mit Gribble und den Mädchen? Sie wollten wissen, wie es ist, es mit einem Todgeweihten zu treiben. Mal etwas völlig anderes, etwas völlig Neues erleben. Ich weiß nicht, ob Gribble etwas davon hatte, aber ihnen hat es sicher viel gebracht. Und so ist das mit jedem. Egal, ob sie essen oder trinken oder auf dem Klo hocken, sie mögen es lieber, sie schmecken und fühlen es intensiver, wenn sie dabei einem Todgeweihten zusehen.
    Aber auch das ist nicht das Wesentliche an dieser kleinen Ausführung, Garraty. Das Wesentliche ist, daß sie die Klügeren sind. Sie werden nicht den Löwen vorgeworfen. Sie taumeln nicht kraftlos diese Straße entlang und müssen auch nicht hoffen, nicht scheißen zu müssen, weil ihnen das zwei Verwarnungen einbringt. Du bist dumm, Garraty. Du und ich und Pearson und Barkovitch und Stebbins, wir sind alle blöd. Scramm ist blöd, weil er glaubt, das alles zu verstehen, aber er versteht gar nichts. Olson ist blöd, weil er zu spät zu viel verstanden hat. Sie sind Tiere, das ist richtig, aber bist du sicher, daß uns das zu Menschen macht?«
    Er schwieg, völlig außer Atem geraten.
    »Siehst du?« keuchte er. »Du hast damit angefangen und mich gleich in Fahrt gebracht. Sermon 342 aus der Sechstausenderserie und so weiter und so fort. Hast meine Lebensspanne dadurch um fünf Stunden oder mehr verkürzt.«
    »Aber warum machst du es dann?« fragte Garraty verärgert. »Wenn du so viel weißt, wenn du dir so verdammt sicher bist, warum machst du es dann mit?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem wir alle es tun«, antwortete Stebbins freundlich, beinahe zärtlich lächelnd. Seine Lippen waren von der Sonne ein wenig ausgedörrt, aber ansonsten war sein Gesicht immer noch faltenlos und anscheinend unbesiegbar. »Wir wollen sterben, deshalb tun wir es. Warum sonst, Garraty? Warum sonst?«

    Ray Garraty schnallte sich den neuen Nahrungsgürtel eng um die Hüfte und nahm sich fest vor, mindestens bis um halb zehn nichts davon zu essen. Der Vorsatz würde schwer zu halten sein, sein Magen knurrte und grollte. Um ihn herum feierten die Jungen wie aus einem inneren Zwang heraus das Ende der ersten vierundzwanzig Stunden auf der Straße.
    Scramm lächelte ihm, den Mund voller Streichkäse, zu und sagte etwas Freundliches, aber Unverständliches. Baker leerte ein Glas Oliven - echte Oliven -, die er sich mit der Regelmäßigkeit eines Maschinengewehres in den Mund warf. Pearson stopfte sich einen haushoch mit Thunfisch belade-nen Kräcker in den Mund, und McVries verzehrte genüßlich eine Tube Hühnerpaste. Er hielt die Augenlider dabei halb geschlossen, als spürte er entweder extreme Schmerzen oder befinde sich auf dem Gipfel der Freuden.
    Zwischen halb neun und neun waren noch zwei weitere Jungen erschossen worden; einer davon war Wayne gewesen, den ein Tankwart weit, weit hinten besonders aufgemuntert hatte. Aber sie hatten jetzt neunundneunzig Meilen geschafft und nur Sechsundsechzig Leute verloren. Ist das nicht wundervoll? dachte Garraty, und ihm lief das Wasser im Munde zusammen, als er beobachtete, wie McVries den Rest Hühnerpaste aus der Tube saugte und die leere Tube wegwarf. Großartig! Ich hoffe, sie fallen alle sofort um!
    Ein Teenager in weiten Jeans rannte mit einer etwa vierzigjährigen Hausfrau nach McVries' leerer Tube um die Wette, die jetzt aufgehört hatte, ein nützlicher Gegenstand zu sein und ihre neue Karriere als begehrtes Souvenir begann. Die Hausfrau war zwar näher dran, aber der Junge war schneller und, schlug sie um eine halbe Länge. »Danke!« rief er McVries zu und hielt das zusammengerollte, ausgequetschte Gebilde in die Höhe. Dann rannte er, seine Beute immer noch durch die Luft schwenkend, zu seinen Freunden zurück. Die Hausfrau blickte ihm mit säuerlicher Miene nach.
    »Willst du nichts essen?« fragte McVries Garraty.
    »Ich will noch etwas warten.«
    »Wie lange?«
    »Bis halb zehn.«
    McVries musterte ihn nachdenklich. »Die alte Sache mit der Selbstdisziplin?«
    Garraty zuckte in Erwartung des

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