Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
einigen Sekunden bemerkte Hellmer den eigentlichen Grund dafür, der ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Es waren die aufgerissenen Augen des Opfers, leere Blicke, die senkrecht nach oben gerichtet schienen. Doch statt der Augäpfel war dort nur Leere. Der Täter musste sie mit einem chirurgischen Werkzeug entfernt haben, sauber herausgetrennt aus den leeren, riesigen Höhlen, die nun leer und dunkel dalagen.
    »Verdammt, das sieht übel aus«, entfuhr es Hellmer, und er legte sich die Hand vor den Mund, als müsse er sich übergeben.
    »Achtung«, ertönte es, und es blitzte ein weiteres Mal. Die Kollegin der Spusi stand breitbeinig neben der Matratze und hatte sich über den Toten gebeugt. »Ich mache noch zwei, drei Nahaufnahmen, dann bin ich weg«, erklärte sie.
    »Was ist das eigentlich für Musik?«, fragte Sabine Kaufmann argwöhnisch und neigte den Kopf zur Seite. »Irgendwie kommt mir das bekannt vor …«, ergänzte sie und kniff die Augen zusammen.
    Hellmer warf ihr einen besserwisserischen Blick zu: »Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Das ist Led Zeppelin – Stairway to Heaven, ein echter Klassiker.«
    »Ach, das meine ich doch nicht, das weiß ich doch«, winkte Sabine ab, und Hellmer zuckte mit den Schultern.
    »Wollte nur helfen«, erwiderte er.
    »Wegen uns können wir das ausmachen«, erklang die Stimme des Kollegen aus der anderen Ecke des Raumes. »Das dudelt jetzt schon zum dritten Mal durch. Nichts gegen Jimmy Page, aber …«
    »Wie, zum dritten Mal?«, unterbrach Sabine Kaufmann ihn forsch, und auch Hellmer schien irritiert.
    »Ich dachte, das wäre Radio BOB?«, fragte er stirnrunzelnd.
    Der Forensiker machte zwei Schritte rückwärts und drehte am Knopf des Geräts, bis die Musik verstummt war.
    »Nein, das läuft hier wohl schon die ganze Zeit in Endlosschleife, so zumindest haben die Uniformierten den Raum vorgefunden. Wir haben es dokumentiert, aber nicht verändern wollen, weil es hieß, Sie seien schon unterwegs«, erklärte er.
    »Hm, okay, danke«, sagte Hellmer. Er warf einen Blick auf Sabine, die sich noch immer den Kopf zu zerbrechen schien. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«
    »Nein, ich komme partout nicht darauf, woher ich das kenne«, sagte sie und klang geradezu verzweifelt. »Es ist diese Atmosphäre, die Musik, der Tote«, dachte sie laut weiter. »Das sagt mir irgendwas.«
    »Wollen wir kurz rausgehen?«, fragte Hellmer. »Bevor die Leiche nicht freigegeben ist, können wir eh nicht viel machen.«
    »Ja, meinetwegen.«
    »Gut«, setzte Hellmer an, als die beiden in der Kellerhalle standen. Sie waren alleine. »Gehen wir es analytisch an. Von welchem Zeitraum reden wir? Warst du schon bei uns oder noch bei der Sitte? Was für Besonderheiten gab es noch, ich meine, was genau glaubst du wiederzuerkennen?«
    Sabine lehnte an einer grauen, fleckigen Betonwand, die mit Graffiti besprüht war. BRAVE war dort zu lesen, vielleicht auch BRAZZ, alles in pinken, verzerrten Buchstaben mit weißem Rand und schwarzem Schatten. Daneben prangte ein blauer Alienkopf.
    »Es war keiner unserer normalen Fälle«, überlegte die Kommissarin weiter. »Aber auch keiner bei der Sitte. Oder doch? Ach Mist, es gab einfach schon viel zu viele Morde.«
    »Kenne ich«, kommentierte Hellmer trocken. Dies war einer jener Momente in der Laufbahn eines Kriminalbeamten, an dem man sich fragte, ob man nicht zu lange dabei war. Oder war es gerade Zeichen einer professionellen Haltung, dass man mit der Zeit die Details einzelner Fälle vergaß? Ein Kommissar, der im Geiste jede seiner Leichen allzeit parat hielt, musste doch unweigerlich ausbrennen. Andererseits, verdiente nicht jedes Lebewesen, besonders die, denen man das Leben gegen ihren Willen nahm, einen besonderen Stellenwert in der Erinnerung?
    Das hat doch auch etwas mit Respekt zu tun, sinnierte Hellmer weiter, bis seine Kollegin ihn jäh unterbrach: »Was kennst du? Den Fall? Wie hast du das gemeint?«
    »Nein, nein«, wehrte er ab, »nicht den Fall. Ich habe nur nachgedacht.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber an welchen Kriterien kannst du es denn nun festmachen? Ist es die Sache mit den herausgetrennten Augen? Das sieht ja eher nach einem Geisteskranken oder Ritualmörder aus.«
    Sabine schüttelte den Kopf, und Hellmer probierte es weiter.
    »War es eine Leiche in einem Keller oder nur ein nackter, toter Mann oder etwa ein Mord in Verbindung mit Musik?«
    Er überlegte kurz, ob es weitere Kombinationen gab, die er

Weitere Kostenlose Bücher