Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
hast?«
    »Ausgeschmückt zumindest. Übertrieben. Missverstanden. Dass ich hysterisch bin.«
    »Das muss sehr verwirrend für dich gewesen sein … wenn dir jemand, dem du vertraust, erklärt, dass dein Erlebnis nicht real war.«
    Autumns Schultern verkrampften sich noch mehr. Sie schien um Luft zu ringen.
    »Du warst damals noch ein Kind, Autumn. Und der Red Rattler war erwachsen. Er hat dich komplett eingeschüchtert. Es war …«
    »Gehirnwäsche.«
    »Ja.«
    »Und Dad hat mir nicht geglaubt. Er dachte, dass ich ihn manipulieren will. Dass ich rumjammere, um irgendwas von ihm zu kriegen.«
    Jo fragte sich, was als Nächstes an den Tag kommen würde.
    »Scheiß auf Dad. Warum hat er mir bloß nicht geglaubt?« Ihre Schulter bebten, und sie brach in Tränen aus. »Dustin …«
    Jo schlang die Arme fester um Autumns Taille.
    Sie dachte an andere Dinge, die Autumn mit der Zeit ebenfalls klar werden mussten: dass sich die Macht des Bösen Cowboys nicht nur aus der Furcht speiste, die sie empfunden hatte, als er sie bedrohte, sondern aus der Wut auf ihren Vater, der ihr nicht geglaubt hatte – denn danach fühlte sie sich nicht nur verängstigt, sondern auch noch alleingelassen mit ihrer Angst. Genau das war wahrscheinlich der Grund, weshalb der Böse Cowboy sich so stark in ihrem Unbewussten festgesetzt hatte. Er stand für ihre tiefste Furcht vor der Ohnmacht und Schutzlosigkeit in einer Welt, die nach den Aussagen ihres Vaters grausam und rücksichtslos war. Selbst das Wort Wurm war irgendwie bezeichnend. Autumn hatte den Eindruck, dass etwas in sie eingedrungen war. Der Böse Cowboy und das Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden. Es saß tief unter ihrer Haut und war zu einem Geschwür geworden. Und dieses Geschwür benutzte sie, um ihrem Vater zu zeigen, was sie von ihm brauchte.
    Statt allerdings auf Autumn zu hören und ihre Angst zu erkennen, versteifte sich ihr Vater darauf, dass sie eine Phobie entwickelt hatte. Doch der Böse Cowboy war keine Illusion. Kein harmloser Clown. Emotional war er wie ein Ge spenst, das ihr im Nacken saß.
    Unglücklicherweise war er in Wirklichkeit noch viel schlimmer.
    Plötzlich hörte Jo von hinten ein Geräusch.
    Autumn drehte sich im Sattel um. »Was war das?«
    Ein Stück weiter unten am Hang durch die Baumstämme, die wie Zahnstocher aufragten, sah Jo etwas. Aber was? Vielleicht eine Gestalt, die sich undeutlich in der Dunkelheit bewegte. Vielleicht nichts anderes als ihre eigenen Ängste.
    »Wir müssen uns beeilen.« Sie trieb dem Pferd die Fersen in die Seiten.
    Faithful wechselte in einen leichten Galopp.
    Autumn spähte angestrengt über die Schulter. »Ich hab Angst.«
    Da bist du nicht die Einzige. »Sehen wir zu, dass wir zum Hummer kommen und die anderen von dort wegholen. Halt dich fest.«
    Eine Minute später erreichten sie den Hügelkamm. Jo zog an den Zügeln, und Faithful warf den Kopf zurück.
    »Bist du schon mal auf einem Pferd bergab geritten?«, fragte Autumn.
    »Nein. Aber wenn wir wegrutschen oder wenn du das Gefühl hast, dass du gleich runterfällst … dann spring.«
    Mit sanftem Schenkeldruck lenkte sie Faithful vorwärts. Vorsichtig grub er die Hufe in die Böschung. Der Wind veränderte sich. Die Bäume oben fingen ihn auf und warfen ihn mit einem bedrohlichen Wispern zurück.
    Unten teilten sich einen Moment lang die Wolken, und Jo erkannte das Wasser, das weiß schäumend über die Felsen strömte. Der Regen hämmerte auf sie ein, und der Fluss war seit ihrem Aufbruch vorhin schon deutlich angestiegen.
    »Also los«, sagte sie.
    Gerade als sie den Hang zur Hälfte hinter sich hatten, rutschte plötzlich die Erde unter ihnen weg, und der Hengst verlor den Halt.

37
    Von kauerte sich hinter den Stamm einer Kiefer gleich unter der Forststraße, um sich vor dem Wind zu schützen. Die Rinde war schorfig und klebrig vom Harz. Der Regen hatte kurz nachgelassen. Durch die geteilten Wolken schimmerte schwach der Mond. Aber die Temperatur war gesunken, als hätte jemand den Gefrierschrank aufgemacht. Er steckte sich die Hände unter die Achseln und kämpfte gegen das Zittern an.
    Noch immer hatte er keinen günstigen Blickwinkel auf die zerquetschte Limousine gefunden, außerdem hatte er keine Nachtsichtbrille. Die war bei Haugen, Sabine und Stringer in dem Volvo-Geländewagen mit Sitzheizung, Klimaanlage und Getränkehaltern.
    Er musste sich hier in der saukalten Bergluft den Arsch abfrieren. Der letzte Mohikaner, der die Stellung hielt gegen die kleinen

Weitere Kostenlose Bücher