Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
ihre Stimme zu hören.
Petty schien ihn am Arm berühren zu wollen, zog dann aber plötzlich die Hand zurück und sah über seine Schulter an ihm vorbei.
»Oh, oh.«
»Ich habe mich gerade bei Liz nach der Durchsuchung des Wohnwagens erkundigt«, sagte Cooper, als Fry sich näherte.
»Schon okay.«
»Sie kam zufällig vorbei, und ich...«
»Ist schon gut«, sagte Fry im Vorbeigehen. »Kein Problem. Wir sehen uns später.«
Sie sahen ihr beide nach, als sie den Korridor hinunterging.
»Was ist denn mit ihr los?«, fragte Petty.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Vielleicht wird sie langsam menschlich.«
»Ich sollte sowieso besser weitermachen«, sagte Cooper unbehaglich. »Aber ich wollte dich noch was fragen.«
»Ja?«
»Meinst du, es wäre möglich, mehr über die Waffe herauszufinden, mit der die Schüsse auf Bain House abgefeuert wurden? Über das PSL-Heckenschützengewehr? Ich weiß, dass die Leute im Labor alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, aber könntest du mal mit Wayne sprechen?«
»Da bin ich mir nicht sicher, Ben. Was möchtest du denn wissen?«
»Ob es auch eine nicht-militärische Version davon gibt.«
»Okay«, sagte Petty. »Ich werde sehen, was wir rausfinden können.«
Diane Fry saß an ihrem Schreibtisch und beobachtete, wie sich Georgi Kotsev mit Hitchens und Detective Chief Inspector
Kessen unterhielt. Doch sie dachte nicht über Kotsev nach. Sie dachte über Europol nach.
Bislang hatte Fry diese Möglichkeit noch gar nicht in Betracht gezogen. Selbstverständlich war ihr Europol ein Begriff, und zwar als eine der Organisationen, die die Integration neuer EU-Beitrittsländer hervorgebracht hatte. Bislang war ihr jedoch noch nie der Gedanke gekommen, dass Europol für sie möglicherweise eine Karriereoption darstellte.
Da Kotsevs Anwesenheit bei ihren Vorgesetzten für einige Ablenkung zu sorgen schien, beschloss sie, die Gelegenheit zu nutzen, um sich die Europol-Website anzusehen. Ja, Europol suchte nach Mitarbeitern, die kreativ, selbstständig und enthusiastisch waren und sich nicht vor Herausforderungen scheuten. Bewerber sollten in der Lage sein, in einem dynamischen, sich schnell entwickelnden Umfeld zu arbeiten, das ein hohes Maß an Flexibilität erforderte.
Fry nickte. Das konnte sie, oder etwa nicht?
Die schlechte Nachricht lautete, dass diese Stellenangebote jetzt Staatsbürgern von fünfundzwanzig EU-Ländern offenstanden, darunter auch sämtlichen neuen Mitgliedsländern wie Tschechien, Polen, Estland, Lettland und Litauen. Und früher oder später vermutlich auch Bulgarien und Rumänien. Die gute Nachricht lautete, dass Europol Bewerbungen von Frauen förderte, da eine ausgeglichene Geschlechterquote Priorität hatte.
Sie stellte fest, dass derzeit ein halbes Dutzend Stellen für Polizisten verfügbar waren. Terrorismusbekämpfung und Kapitalverbrechen. Bei Interesse kontaktieren Sie Ihre Europol National Unit.
Fry spürte beinahe körperlich, wie Begeisterung in ihr aufstieg. Dies war einer jener seltenen Momente, in denen sich völlig neue Zukunftsperspektiven aufzutun schienen – Gelegenheiten, um ihr Leben zu verändern und zu verbessern.
Sie erinnerte sich, was Georgi über die Arbeit bei Europol
gesagt hatte: Dann könnte ich in Den Haag wohnen . Die Vorstellung erschien ihr einerseits vollkommen abwegig und andererseits absolut plausibel. Sie war noch nie in Holland gewesen. Die einzigen Orte auf dem Kontinent, die sie bislang besucht hatte, waren Calais, Paris und Naxos. Doch sie konnte in Den Haag wohnen. Schließlich war sie ebenso europäisch wie alle anderen auch, oder etwa nicht?
Wo befanden sich die Europol-Stellenbeschreibungen gleich wieder? Fry war sich sicher, dass sie alle Anforderungskriterien für Bewerber erfüllte. Und jetzt, dank Georgi Kotsev, wusste sie sogar etwas über grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen.
»Weiß jemand, wo die Europol National Unit ist?«
»Ja, beim National Criminal Intelligence Service in London«, erwiderte Cooper, ohne aufzublicken. »Ihr Hauptquartier ist in Vauxhall Bridge in der Nähe vom MI6. Ich glaube, man sieht es in einigen James-Bond-Filmen.«
»Danke.«
Fry wartete, ob irgendjemand nachfragte, weshalb sie sich für Europol interessierte. Doch es gab kein Gemurmel. Tja, das überraschte sie auch nicht. Allen war egal, was sie tat oder wohin sie ging.
Sie hatte vor kurzem ein Seminar zur Benutzung von Sirene besucht, einem neuen Datensystem, das mit dem Police National Computer
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