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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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daran hindert, sich zu bewegen oder um Hilfe zu rufen.«
    »Ach ja?«, sagte Cooper und fragte sich, was er mit dieser Äußerung verraten haben mochte.
    Sinclair lächelte beruhigend. »In der Regel schreiben die Leute solche Erfahrungen als Träume ab, Detective Constable Cooper. Sie wachen auf. Und dann leben sie ihr Leben weiter.«
    Cooper ging langsam in die Einsatzzentrale zurück, wo Murfin bereits an seinem Schreibtisch saß und beobachtete, wie Fry auf ihn zukam.
    »Weißt du, diese Stimme, die dauernd negative Bemerkungen über mich und mein Handeln macht...«, sagte Murfin.
    Cooper blickte überrascht auf. »Ja, Gavin?« »Es ist wirklich eine Erleichterung, zu wissen, dass es sich dabei nur um eine Halluzination handelt. Ich dachte schon, das wäre mein Detective Sergeant.«
     
     
    Nachdem Cooper Fry auf den neuesten Stand gebracht und sich auf den Weg zu den Heights of Abraham gemacht hatte, dachte sie über John Lowthers Sprachstörungen nach. Als sie ihn am Mittwoch gesehen hatte, schien er noch keine Worte verwechselt zu haben – zumindest nicht in dem Maß wie später, als er befragt worden war. Damals hatte er eher unbestimmt und verwirrt geklungen. Dr. Sinclair mochte recht haben. Doch das Ganze erinnerte sie eher an eine Beschreibung, die ihr jemand anderer vor kurzem gegeben hatte.
    Fry ignorierte Murfins Blicke, griff zum Telefonhörer und rief Juliana van Doon in der Leichenhalle an.
    »Mrs. van Doon, welche Symptome hätte jemand, der nur eine leichte Rauchvergiftung erlitten hat?«
    »Eine leichte Hypoxie? Nun, das könnte sich auf die Stimme auswirken. Husten, Heiserkeit, Stridor – Letzteres ist ein helles
Atemnebengeräusch wie bei Kehlkopfdiphterie. Sie könnten nach versengten Augenbrauen, Barthaaren oder Wimpern Ausschau halten. Und nach Spuren von Ruß in der Nase und im Mund sowie nach Verbrennungen im Gesicht.«
    »Ja, aber wie sieht es mit Auswirkungen auf das Verhalten aus?«
    »Auf das Verhalten?« Die Pathologin zögerte. »Sie fragen mich nur inoffiziell nach meiner Meinung?«
    »Selbstverständlich.«
    »Tja, ich würde sagen, dass eine Person, die unter leichter Hypoxie leidet, einen verwirrten Eindruck machen und sowohl beim Sprechen als auch in ihrem Benehmen unbeholfen wirken würde. Ist es das, woran Sie gedacht haben, Sergeant?«
    »Ja«, sagte Fry und nickte dankbar. »Das ist genau das, woran ich gedacht habe.«

32
     
     
     
     
    E r hatte die anderen Stimmen vergessen. Irgendwie war es ihm gelungen, sie aus seinen Gedanken zu verdrängen, bis sie langsam wieder zurückkehrten. Es war schon erstaunlich, wie das Gehirn Dinge aussperren konnte, von denen es nichts wissen wollte, wie es Vorhänge vor die dunkelsten Ecken ziehen konnte, ganz egal, wie schrecklich die Geheimnisse waren, die sich dahinter verbargen.
    Doch das waren die Stimmen. Die Stimmen, die ihn aufforderten, Dinge zu tun. Er hatte sich zu spät an sie erinnert. Viel zu spät.
    John Lowthers Hände zitterten, als er mit seinem Hyundai die A6 entlangfuhr. Seine Handflächen fühlten sich feucht am Lenkrad an, und die Fensterscheiben beschlugen so stark, dass er das Gebläse auf die höchste Stufe stellen musste, um die Windschutzscheibe freizubekommen. Einen Augenblick lang zog er in Erwägung, das Glas beschlagen zu lassen und blind durch Matlock zu fahren, um seinem Schicksal freie Hand zu lassen. Doch im nächsten Augenblick wurde ihm bewusst, dass diese Idee von einer der Stimmen gekommen war, die sie ihm kaum hörbar ins Ohr geflüstert hatte. Seine Abwehrmechanismen versagten.
    Er schaltete das Radio an, startete den automatischen Sendersuchlauf und drehte die Lautstärke hoch. Er war bei Peak FM gelandet, wo gerade die Stones gespielt wurden – »Paint it Black«. Perfekt. Gemeinsam mit Mick Jagger sang er den Text, während er über den Platz und anschließend über die Brücke
in die Dale Road fuhr, ohne die Blicke und das Gelächter von Fußgängern zur Kenntnis zu nehmen, wenn ihn der Verkehr zum Halten zwang. Sie konnten ihn nicht hören, und alles, was er hören konnte, war die Musik. Das Beste aller Welten.
    In Matlock Bath überquerte er den River Derwent und parkte in der Nähe des alten Bahnhofs mit seinen kleinen, mit Kappen bedeckten Schornsteinen und seinen Fachwerkmauer-Attrappen. Obwohl die Derwent-Valley-Linie nach Derby noch in Betrieb war, waren der Fahrkartenschalter und das Wartezimmer von Matlock Bath in einen Tierschutzladen umgewandelt worden. Von hier aus konnte man

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