Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
unter Kontrolle hatte.
»Die haben gerade was über die Frau gebracht, die vor ein paar Tagen hier im Ort erschossen wurde.«
»Ach das. Ja, das habe ich gehört.«
Er drehte sich um und ging zurück ins Badezimmer. Dabei hielt er das Handtuch fest, damit es nicht abrutschte. Sein Hinterteil war zu dick, und überschüssiges Fett polsterte seine Hüften. Darren hielt sich für fit, doch er verbrachte zu viel Zeit im Auto und mit Herumsitzen und Biertrinken.
»Es hieß, die Polizei sucht nach einem Auto. Und nach einem Mann, den jemand in dieser Nacht im Ort gesehen hat.«
Darren verharrte mit der Hand an der Tür der Duschkabine. »Gut. Dann werden sie den Mistkerl schon schnappen, der es getan hat. Schließlich kann es nicht angehen, dass solche Typen durch die Gegend laufen und alte Frauen erschießen.«
»Sie war gar nicht so alt«, sagte Stella. »Gute sechzig, hieß es. Das ist heutzutage kein Alter.«
»Wenn du das sagst.«
Darren legte das Handtuch ab und stieg wieder in die Dusche. Das Wasser fing wieder an, aus dem Duschkopf zu tröpfeln, doch sie wusste, dass er sie hörte, als sie weitersprach.
»Ich nehme an, das war dein Auto, das jemand gesehen hat«, sagte sie. »Daz, ich glaube, du bist derjenige, nach dem sie suchen.«
»Hör doch auf.«
»Ich glaube, du solltest lieber zur Polizei gehen«, sagte sie.
»Du musst was falsch verstanden haben. Das hat nichts mit mir zu tun.«
»Ich erzähle dir nur, was sie gesagt haben.«
»Und, was haben sie genau gesagt?«, schnauzte er sie an.
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Irgendwas von einem blauen Vauxhall Astra. Das ist doch dein Auto, oder?«
»Na ja, schon möglich«, entgegnete Darren. »Was haben sie noch gesagt?«
»Ein Mann in einem Parka – das war alles. Ungefähr fünfunddreißig Jahre alt.«
»Ich bin keine fünfunddreißig.«
»Du siehst aber so aus.«
Er starrte sie ungläubig an. »Vielen herzlichen Dank.«
»Die haben von dir gesprochen, Darren«, wiederholte sie unbeirrt. »Tja, zumindest klang es nach dir. Dein Auto und ein Mann im Parka, die ungefähr zur Tatzeit im Ort gesehen wurden. Genau das haben sie gesagt. Glaube ich.«
»Und sie denken, dieser Mann im Parka hätte sie erschossen? Das ist doch lächerlich, Stell. Das ist Blödsinn.«
»Nein, ganz so war es nicht.«
»Oh, Herrgott noch mal. Warum kannst du dir nichts richtig merken? Du bist so verdammt bescheuert, Stella. Ich weiß nicht, warum ich mich eigentlich mit dir abgebe.«
»Verpiss dich, Darren.«
Er stapfte beleidigt davon, kam aber sofort wieder zurück. »Ich muss genau wissen, was sie gesagt haben. Das ist wichtig.«
»Zeugen, das war es. Sie haben gesagt, die Polizei sucht nach Zeugen. Und vor allem möchten sie mit dem Typen im Parka sprechen, dem der blaue Astra gehört.«
Darren gab keine Antwort. Sie warf ihm einen Blick zu und sah, dass er blass geworden war. Er hatte sich noch immer nicht ganz angezogen, und das Wasser trocknete stellenweise auf seinen Armen. Er zitterte, als sei ihm der Tod persönlich begegnet. Sie erinnerte sich, dass er gesagt hatte, wie sehr er es hasse, sich in der Nähe eines Friedhofs mit lauter Leichen aufzuhalten.
»Ein Zeuge, das ist es, wofür sie dich halten.Vielleicht glaubt die Polizei, du hättest irgendwas Wichtiges gesehen. Hast du irgendwas gesehen, Darren?«
Darren schwieg länger, als sie es für normal hielt. Zumindest für seine Verhältnisse. Er war nicht auf den Mund gefallen, und zwar nicht nur dann, wenn es darum ging, ihr zu sagen, sie solle sich »verziehen«. Er starrte den Fernsehbildschirm an, obwohl die Nachrichten längst vorbei waren und inzwischen irgendein Fußballspiel übertragen wurde.
»Hast du, Darren?«
»Nein«, sagte er schließlich. Aber er klang nicht allzu sicher.
Stella berührte ihn an der Brust und zuckte zurück, da sie eiskalt war.
»Nein«, wiederholte er. »Ich habe nichts gesehen.«
»War irgendjemand im Ort unterwegs, als du in dieser Nacht gegangen bist?«
»Ich habe es dir doch gerade gesagt. Ich habe nichts gesehen.«
»Vielleicht könntest du der Polizei dabei helfen herauszufinden, wer es getan hat.«
Daraufhin packte er sie am Arm, und Stella schauderte zum ersten Mal vor Angst. Er war kräftiger, als sie gedacht hatte, und er trug eine gewisse Gewaltbereitschaft in sich.
»Kapier das jetzt endlich«, sagte er. »Ich habe in dieser Nacht nichts gesehen. Verstanden, Stella? Ich habe rein gar nichts gesehen.«
Beim Klang von
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