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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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dass er auf den Hintern oder – was deutlich schmerzhafter gewesen wäre – auf die Nase fiel. Jedes Mal blieb auch der Mann hinter ihm stehen und wartete geduldig im Schatten, bis Luke sich wieder in Bewegung setzte.
    So dauerte es beinahe zwanzig Minuten, bis die beiden Männer den halben Kilometer zu der einsam daliegenden Mole zurückgelegt hatten. Weil kein weiterer Mensch zu sehen war, schloss der Mann dicht zu Luke auf, während dieser die steile, schmale Rampe hinunterging und sich mit beiden Händen am Geländer festhielt. Unten angelangt, setzte das Tandem seinen Weg bis zum Ende des Anlegers fort. Dort lag die Katie Louise. Beim Boot angelangt, drehte Luke sich um. Vielleicht hatte er doch gespürt, dass noch jemand anwesend war. Jedenfalls registrierte er zum ersten Mal bewusst, dass er nicht alleine war. Ein Mann stand hinter ihm. Er hielt eine braune Papiertüte in der Hand.
    Luke starrte in das Gesicht des Mannes. Er war sich nicht sicher, ob er ihm schon einmal begegnet war. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. Er hatte ihn schon mal gesehen, wusste aber nicht mehr, wo.
    Conor Riordan zog ein Paar weiße Latexhandschuhe aus der Tasche und lächelte. » Ein schöner Abend, Luke, findest du nicht auch? «
    » Wer bissu? Was willssu? «
    » Luke, das kränkt mich aber. Du erkennst deinen alten Bootskameraden nicht wieder? Vom Muscheln fangen? Letzten Winter? « Der Mann zog eine noch ungeöffnete Halbliterflasche Jack Daniel’s aus der Papiertüte – Lukes Lieblingsschnaps. Streckte ihm die Flasche hin, damit er sie sehen konnte.
    Der alte Fischer musterte den Mann mit zusammengekniffenen Augen. Dann die Flasche, die er in der Hand hielt. Beim Anblick des vertrauten Etiketts leckte er sich buchstäblich die Lippen, zuerst die obere, dann die untere. » Oh, ja, kla’, Muscheln. Ledzd’n Winter. «
    » Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen zusammensetzen und quatschen. Vielleicht einen Absacker trinken, verstehst du? Ein Gute-Nacht-Schlückchen. «
    » Okay « , meinte Luke und nickte. » ’n Gudde-Nachd-Schlüggch’n kannnich schad’n. «
    Luke kletterte an Bord, der Mann hinterher. Oben angekommen, setzten sie sich aufs Deck. Der Mann reichte Luke die Whiskeyflasche. » Alte Freunde zuerst. Bedien dich « , sagte er.
    Luke schraubte den Deckel auf, nahm einen tiefen Schluck und gab sie wieder zurück. » Und? Was willssu bequatsch’n? « , sagte er dann.
    Riordan nahm die Flasche vorsichtig in die Hand, um Lukes Fingerabdrücke nicht zu verwischen.
    » Auf dich, Luke. Es war mir eine große Freude, dich gekannt zu haben. « Er hob die Flasche, trank aber nichts, weil er keine Speichelspuren hinterlassen wollte.
    Luke merkte es gar nicht, griff nur erneut gierig nach der Flasche, als der Mann sie ihm wieder zurückgab.
    » Ja, genau. Auf dich auch, wer immer du bis’. « Und dann nahm er einen weiteren großen Schluck.
    Wenig später – die Flasche war so gut wie leer – schlief Luke tief und fest. Riordan stand auf und trat ihn sanft mit dem Fuß in den Hintern, um sicherzustellen, dass er wirklich nichts mehr mitbekam. Dann wickelte er eine Leine um einen von Lukes Stiefeln, wuchtete ihn über die Reling und ließ ihn mit dem Kopf voraus ins Hafenbecken hinab.
    Das eiskalte Meerwasser versetzte Luke schlagartig in einen alkoholisierten Wachzustand, aber es dauerte nur eine oder zwei Minuten, dann hörte er auf zu zucken und um sich zu schlagen. Der alte Seemann hatte so viel Salzwasser geschluckt, dass er anfing zu sinken.
    Trotzdem wartete der Mann noch ein paar Minuten ab, um auf der sicheren Seite zu sein. Dann holte er Luke wie einen großen toten Fisch ein, knotete die Leine los und ließ den Leichnam in die dunkle Tiefe hinabgleiten. Anschließend kippte er den Rest des Whiskeys ins Wasser und legte die leere Flasche mit Lukes Fingerabdrücken und Speichelspuren auf die Deckplanken. Die Polizei würde garantiert daraus schließen, dass Luke sich zu viel hinter die Binde gegossen hatte und dann versehentlich über Bord und in den Tod gestürzt war.
    Auf dem Weg zurück zur Mole und zu seinem Auto überlegte Conor Riordan, ob Luke Haskell sich tatsächlich an ihn erinnert hatte oder nicht. Doch es spielte keine Rolle. Jetzt erinnerte er sich garantiert an gar nichts mehr.

22
    Samstag, 22. August 2009, 22.31 Uhr
    Roque Bluffs, Maine
    Das Fliegengitter fiel krachend gegen den Türrahmen und holte Maggie schlagartig aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Sie drehte sich um und

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