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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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riskieren, dass sie redet.«
    Ich versuchte aufzustehen, wollte mich nicht mit feuchtem Hintern in einer Duschkabine schnappen lassen. Doch es gelang mir nicht, mich zu bewegen. Alles, was ich tun konnte, war, Duncan anstarren. Alles, was er tat, war zurückstarren.
    Â»Ist Emma auf dem Boot nicht besser aufgehoben?« Draußen im Zimmer redeten sie immer weiter, merkten nichts von dem stummen Drama, das sich im Badezimmer abspielte.

    Â»Schon, wenn wir sicher sein könnten, dass die Polizei nur noch einen Tag lang hier ist. Viel länger können wir sie nicht festhalten, sie wird allmählich sehr kribbelig. Es ist besser, wir bringen’s hinter uns und schaffen sie hier weg.«
    Â»Und die Frau in Zimmer sechs?«
    Â»Ich denke, das geht in Ordnung. Sie ist sowieso erst in der sechsundzwanzigsten Woche, und außerdem erzählt sie jedem, der’s hören will, dass beim Ultraschall etwas falsch gemacht worden ist, und sie sei erst in der zwanzigsten Woche. Ich habe ihre Akte schon geändert.«
    Â»Das ist riskant.«
    Â»Was Sie nicht sagen.«
    Einer von uns musste die Pattsituation auflösen, einer von uns musste sich bewegen, etwas sagen, laut schreien. Ich würde es tun. Alles war besser als diese unerträgliche Spannung. Dann legte Duncan einen Finger an den Mund. Er warf mir einen wütenden Blick zu, als er das Bad verließ und die Tür fest hinter sich zuzog.
    Â»Dann also eine Ladung von drei Stück, Richard. Bist du sicher, dass du allein zurechtkommst? Willst du nicht lieber bis Tagesanbruch warten?«
    Â»Nein, ich will weg sein, bevor die Möglichkeit besteht, dass die Polizei zurückkommt. Okay, ich gehe runter und mache den Fernseher aus. Es gibt Arbeit.«
    Schritte verklangen im Korridor. Waren sie alle fort? Konnte ich es riskieren, mich zu rühren? Was zum Teufel hatte Duncan vor? In Danas Zimmer war es still. Ich machte Anstalten, mich hochzustemmen –
    Â»Tut mir leid, Alter«, meinte Duncan, als bemitleidete er einen Freund, weil dieser ein Tennismatch verloren hatte. »Es bringt wirklich nichts, sich da reinzuhängen.«
    Â»Ach, und du hast dich mit Tora nicht reingehängt, wie?«, schoss Dunn mit vor Bitterkeit schwerer Stimme zurück. Lag ihm tatsächlich etwas an Dana? War das der Grund, weshalb er ihr Leben trotz anderslautender Befehle gerettet, warum er dafür plädiert hatte, sie noch ein paar Monate am Leben zu lassen?

    Â»Du siehst beschissen aus. Warst du den ganzen Tag hier?«
    Â»Im Keller«, antwortete Dunn. »Mit drei betäubten Frauen. Bin mir vorgekommen wie in ’ner Geisterbahn. Einmal hätten sie fast die Tür entdeckt. Morgen finden sie sie wahrscheinlich wirklich.«
    Â»Das kriegen wir schon hin. Morgen früh sieht der Keller aus wie ein staubiger alter Lagerraum. Okay, wir brauchen eine Trage. Kannst du mal eine von unten holen, ich muss noch –«
    Ein wütender, entsetzter Aufschrei zerriss die Nacht, gerade als die Badezimmertür nach innen aufzuschwingen drohte.
    Â»Nebenan«, seufzte Dunn. Schritte hasteten aus Danas Zimmer, und ich hörte einen Tumult im Nebenzimmer. Ein Krachen, dann ein leises, verängstigtes Wimmern, ein Geräusch, das ich einem Tier zugeschrieben hätte, nur dass ich genau wusste, dass das kein Tier war, was sie dort drüben angekettet hatten. Dann ging die Badezimmertür auf und Duncan erschien wieder.
    Â»Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«, fauchte er mich an. »Herrgott noch mal, du Idiotin, du Scheißidiotin!« Er öffnete die Tür der Duschkabine, streckte den Arm hinein und zog mich hoch. »Wie um alles in Welt bist du hergekommen?«
    Ich konnte nicht antworten. Konnte gar nichts tun, außer ihn anzustarren. Er wartete den Bruchteil einer Sekunde, ehe er mich schüttelte. »Boot?«, fragte er. »Bist du mit einem Boot gekommen?«
    Es gelang mir zu nicken.
    Â»Wo ist es?«
    Â»Strand«, brachte ich heraus. Was machte es schon, ob sie das Boot fanden? Jetzt würde ich sowieso auf keinen Fall dorthin zurückkehren.
    Â»Wir müssen dich dahin zurückschaffen. Sofort.« Er packte meinen Arm und machte Anstalten, mich aus dem Raum zu zerren. Ich brachte die Kraft auf, mich zu sträuben. Nein, so einfach nicht, Duncan, so leicht würde ich es ihm nicht machen. Dann zog Duncan mich an sich, schlang beide Arme um mich und legte mir eine Hand auf den

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