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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Menge Schwangere angelockt, die mit Freuden bereit waren, viel Geld für ihre Operationen hinzublättern. Ein paar Tage auf der Insel, und die Frauen nahmen ihr normales Leben wieder auf, ohne zu ahnen, was sie wirklich auf Tronal zurückgelassen hatten.
    Sie würden niemals erfahren, dass ihr Kind noch am Leben war, dass es auf der Intensivstation der Klinik lag und sich entwickelte, bis es ihm gut genug ging, um an den Meistbietenden verkauft zu werden. Es war brillant. Ungeheuerlich, aber brillant.
    Duncan trat wieder in den Raum zurück. »Okay, die Hunde sind eingesperrt, und der größte Teil des Personals ist bestimmt damit beschäftigt, die Frauen zum Boot zu bringen. Aber du musst trotzdem vorsichtig sein. Lauf so schnell du kannst, und lass dich nicht sehen.«
    Ich bin noch nie Fallschirm gesprungen, aber ich denke, in dem Augenblick, wenn man in der offenen Flugzeugtür steht und darauf
wartet zu springen, fühlt man sich bestimmt genauso wie ich in diesem Moment. Ich wusste, dass ich gehen, Duncan zurücklassen und mir allein einen Weg über die Insel suchen musste, doch in diesem Augenblick konnte ich es nicht. Dann schubste Duncan mich aus dem Klinikgebäude, nicht im Mindesten sanft, und ich rannte los.
    Nachdem ich ganz kurz angehalten hatte, um mich zu orientieren, hielt ich auf den Felsenkamm zu, der mich vor den Blicken aller abschirmen würde, die das Gelände direkt um das Krankenhaus herum absuchten. Ich erreichte ihn und duckte mich, gönnte mir eine Sekunde, um wieder zu Atem zu kommen und mich zu vergewissern, dass ich nicht entdeckt worden war. Als ich zur Klinik zurückschaute, sah ich, dass die Tür geschlossen war. Von Duncan war nichts zu sehen. Nachdem ich genug Mut zusammengerafft hatte, setzte ich mich wieder in Bewegung, schlug den Weg zurück ein, den ich gekommen war. Ich fand den Rucksack, den ich zurückgelassen hatte, zog mein Ölzeug an und folgte dann dem Klippenpfad, bis ich den Markierungsstein fand, den ich auf die Mauer gelegt hatte. Rasch kletterte ich hinüber, zwängte mich durch die Lücke im Stacheldraht und rannte auf die Klippe zu. Gerade wollte ich mich an den Abstieg machen, als ich abrupt innehielt. Auf dem Strand bewegte sich etwas.
    Es waren die Klippenvögel. Vorhin hatten sie mich zu Tode erschreckt, genau das taten sie jetzt wieder. Aber ich musste da runter. Duncan würde Hilfe brauchen. Was immer dort war, bewegte sich abermals. Ich erstarrte. Kein Vogel konnte so groß sein. Leise schlich ich den Pfad hinunter. Ein loser Stein rollte unter mir weg, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Unten, dort, wo ich das Boot vermutete, blitzte ein Licht auf. Ein Lichtstrahl begann über die Felsen zu wandern. Ich drückte mich gegen die Klippe und verharrte so still, wie ich konnte. Einmal streifte der Strahl der Taschenlampe meinen Fuß, verweilte jedoch nicht, und kurz darauf wurde die Lampe ausgeschaltet.
    Langsam und vorsichtig schickte ich mich an, die Klippe wieder hinaufzuklettern, und betete darum, dass ich keine lockeren
Steine mehr hinunterstoßen würde. Ich erreichte den oberen Rand und machte Halt, um Atem zu schöpfen. Mein Boot war entdeckt worden. Sie würden nach mir suchen, würden die ganze Insel absuchen, bis sie mich fanden. Vielleicht konnte ich sie mir bis zum Morgengrauen vom Halse halten, doch wenn es Tag wurde, gab es kein Versteck. Und sie hatten Hunde. Wenn sie die Hunde losließen …
    So oder so, ich würde von dieser Insel verschwinden, und mir fiel nur eine einzige andere Möglichkeit ein. Richard war im Begriff, noch einen Passagier an Bord zu nehmen. Wieder lief ich los, rannte fast genau nach Norden. Als ich den Pfad erreichte, folgte ich ihm den Kilometer oder so, der mich zur anderen Seite der Insel brachte, hielt mich so dicht neben ihm, wie ich es wagte. Einmal musste ich in Deckung gehen, als ein großer Geländewagen, so ähnlich wie der, den Dunn fuhr, vom Hafen heraufkam. Vielleicht war es sogar sein Auto. Mehrere Männer saßen darin. Sie waren mit erheblicher Geschwindigkeit unterwegs, wenn man bedachte, wie uneben die Straße war und wie viele Schlaglöcher sie aufwies.
    Dann rannte ich weiter, geriet immer mehr außer Atem. Ich erreichte den höchsten Hügelkamm, den ich zu überqueren hatte, und schickte mich an, auf der anderen Seite hinunterzuklettern. Vor mir lag das Wasser des Skuda Sound und, aufreizend nah,

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