Todesregen
strömenden Regen charakterisierte.
Auch Schiffe im Atlantischen Ozean und im Mittelmeer berichteten von riesigen Wasserhosen, allerdings ohne dass dies mit Videoaufnahmen belegt wurde.
Veronica, die offenkundig von einem Teleprompter ablas, erklärte in pedantischem, aber doch gewinnendem Ton: »Wasserhosen sehen zwar wie Trichter aus zusammenhängenden Wassermassen aus, aber in Wirklichkeit bestehen sie aus Dunst und Gischt, sind also nicht so bedrohlich, wie es den Anschein hat.«
»Allerdings«, fuhr Jack fort, »haben Techniker an Bord der ›Ronald Reagan‹ mittels einer komplexen Computeranalyse von Doppler-Radarbildern festgestellt, dass die beobachteten Trichter mit keinem einzigen bekannten Modell des Phänomens übereinstimmen. Sie bestehen tatsächlich fast ausschließlich aus Wasser, und Dr. Randolph Templeton, Meteorologe beim nationalen Wetterdienst, der gerade eben zu uns ins Studio gekommen ist, schätzt, dass sie pro Minute etwa vierhunderttausend Liter Wasser aus dem Meer saugen.«
»Mehr«, sagte Templeton, als er ins Bild kam. »Mindestens doppelt so viel. « Er besaß genug gesunden Menschenverstand, um nicht zu lächeln.
In den Augen des Meteorologen sah Molly die gebührende Furcht eines intelligenten Fachmanns.
Sie verspürte das Bedürfnis, Neil zu berühren, und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sein kräftiger Körper wirkte jedoch nicht so beruhigend wie sonst.
Mit gerunzelter Stirn und ernster Stimme fragte Jack Dr. Templeton, ob diese Phänomene auf die globale Erwärmung zurückzuführen seien.
»Die große Mehrheit der Meteorologen ist nicht der Meinung, dass eine globale Erwärmung überhaupt existiert«, erwiderte Templeton mit einem Anflug von Ungeduld, »zumindest keine, die nicht natürlich und zyklisch wäre.«
Diese Aussage schien sowohl Jack wie Veronica völlig zu verblüffen, doch bevor irgendein Redakteur ihnen eine rettende Frage in den Ohrhörer flüstern konnte, blickten sie gleichzeitig an die Decke des Fernsehstudios.
»Hier in Washington fällt soeben ein sehr starker Regen«, sagte Veronica.
»Bemerkenswert stark«, stimmte Jack ihr zu. Offenbar hatte der Redakteur ihm endlich etwas in den Ohrhörer geflüstert, denn er wandte sich anschließend wieder an den
Meteorologen: »Aber, Dr. Templeton, jedermann weiß doch, dass die Wirkung von Treibhausgasen … «
»Was jedermann weiß, ist Quatsch«, sagte Templeton, »und wenn wir diese Sache in den Griff bekommen wollen, brauchen wir jetzt eine Analyse auf der Grundlage von echter Wissenschaft, nicht … «
Neil betätigte die Fernbedienung, bis er einen der drei großen Sender fand, der sich verspätet in die Krise verbissen hatte wie ein Hai in einen Schwimmer.
Der Moderator war älter als seine beiden Kollegen im Kabel-TV, und er war berühmt. Er strotzte vor Selbstgefälligkeit, während er einen Spezialisten für die Analyse von Satellitendaten interviewte.
Laut der Information am unteren Bildrand handelte es sich bei dem Spezialisten um Dr. Sanford Nguyen. Er war bei derselben Behörde beschäftigt wie Randolph Templeton, der gerade anderswo mit Jack und Veronica über die globale Erwärmung diskutierte.
Mit Sicherheit bekam auch dieser Moderator seine Fragen von einem unsichtbaren Redakteur und einem erstklassigen Team von Assistenten geliefert, doch sie gingen ihm von der goldenen Zunge, als wäre er selbst ein Fachmann für Satellitentechnologie.
Dr. Nguyen verkündete die beunruhigende Information, dass drei Stunden vor dem Entstehen der außergewöhnlichen Wasserhosen sämtliche Beobachtungssatelliten des nationalen Wetterdienstes und anderer amerikanischer Behörden ausgefallen waren. Das galt offenbar auch für alle kommerziell betriebenen Satelliten mit hochauflösenden Kameras. Deshalb waren keinerlei aus dem Weltraum aufgenommene Foto-, Infrarot- oder Radaraufnahmen der Wasserhosen vorhanden, die Hinweise darauf gegeben hätten, weshalb und wie die Phänomene entstanden waren.
»Was ist denn mit den militärischen Satelliten?«, überlegte Molly. »Und mit den Spionagesatelliten?«
»Die sind bestimmt auch außer Funktion«, meinte Neil.
Im Fernseher fragte der Moderator Dr. Nguyen, ob eventuell ein Ansturm kosmischer Strahlung oder eine ungewöhnliche Aktivität der Sonnenflecken für die Funktionsstörung der Satelliten verantwortlich sein könne.
»Nein«, erwiderte der Experte, »das ist keine plausible Erklärung. Außerdem wäre das ein äußerst unwahrscheinlicher
Weitere Kostenlose Bücher