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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Zufall. Weder kosmische Strahlung noch magnetische Pulse können das katastrophale Wetter hervorgebracht haben, das wir gerade erleben, und ich bin sicher, dass das, was unsere Satelliten außer Funktion gesetzt hat, auch die Ursache dieser Wasserhosen und Regenfälle ist.«
    Der Moderator legte das Gesicht in Falten, um die besorgteste Miene seines Repertoires hervorzubringen. »Dr. Nguyen«, fragte er, »werden wir nun etwa endlich mit den schrecklichen Folgen der globalen Erwärmung konfrontiert? «
    Der Gesichtsausdruck des Experten ließ auf Verachtung schließen, aber auch auf Fassungslosigkeit angesichts der nicht zu beantwortenden Frage, die er sich wohl stellte: Was zum Teufel tue ich eigentlich hier?
    »Weshalb sind denn nur die Beobachtungssatelliten gestört? «, fragte Molly und deutete auf den Fernseher. »Die Kommunikationssatelliten funktionieren ja offenbar noch.«
    »Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass wir sie sehen«, sagte Neil, »aber sie wollen, dass wir wissen, was mit dem Wetter los ist, weil Angst schwach macht. Vielleicht wollen sie uns erschrecken, damit wir fügsam werden. «
    » Sie? «
    Er antwortete nicht.
    Sie wusste, was er meinte, und er wusste, dass sie ihn verstanden hatte. Dennoch zögerten beide, offen die Gewissheit auszudrücken, die sie hatten, als könnte die Benennung
des Feindes in ihnen ein Entsetzen hervorrufen, das nicht zu bezähmen war.
    Neil legte die Fernbedienung weg, wandte sich vom Fernseher ab und ging aus dem Wohnzimmer in die benachbarte Küche. »Ich mache uns Kaffee. «
    »Kaffee?«, wiederholte Molly in ungläubigem Ton.
    Jetzt so etwas Banales zu tun kam ihr wie eine völlige Verleugnung der Lage vor, wie eine Reaktion, die des unerschütterlichen, immer souveränen Mannes, den sie geheiratet hatte, unwürdig war.
    »Wir haben nicht genug geschlafen«, erklärte er. »Vielleicht müssen wir lange Zeit wach bleiben und dabei einen klaren Kopf behalten. Kaffee ist da eine gute Sache. Wir sollten ihn machen, solange wir noch Strom haben.«
    Molly warf einen Blick auf den Fernseher, auf die Lampen. Der Gedanke, der Strom könnte ausfallen, war ihr gar nicht gekommen.
    Die Aussicht, kein Licht zu haben außer dem gespenstischen Leuchten des unreinen Regens, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Ich suche alle Taschenlampen zusammen«, sagte sie, »und alle Batterien, die wir haben.«
    Im ganzen Haus waren Taschenlampen mit Akkus verteilt, die mit Steckdosen verbunden waren, um ständig aufgeladen zu sein. Sie sollten zur Verfügung stehen, falls man sich nach einem Erdbeben durch finstere, von umgestürzten Möbeln blockierte Räume ins Freie tasten musste.
    Neil drehte sich zu ihr um, bleicher, als er es eben noch gewesen war. »Nein, Molly. Von nun an geht keiner von uns allein irgendwohin. Wir sammeln die Taschenlampen später zusammen ein. Jetzt kochen wir erst mal Kaffee. Und machen Sandwiches. «
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Wir essen trotzdem was.«
    »Aber, Neil … «

    »Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Wir wissen nicht, wann wir die Chance haben, wieder etwas zu essen … in Frieden.«
    Er streckte ihr die Hand hin.
    Er war der hübscheste und attraktivste Mann, denn sie je kennengelernt hatte. Als sie ihn vor über sieben Jahren das erste Mal gesehen hatte, da hatte er in einer komplexen Geometrie vielfarbigen Lichts gestanden und warm gelächelt. Sein Gesicht war so vollkommen, und seine Augen waren so freundlich gewesen, dass er ihr einen Augenblick wie der Evangelist Johannes vorgekommen war.
    Sie ergriff seine Hand, zitternd vor Angst und unaussprechlich dankbar, dass das Schicksal sie und ihn aus dem Knäuel der Menschheit gezogen und in Liebe zusammengeflochten hatte.
    Er nahm sie in die Arme. Sie hielt sich an ihm fest.
    Das Ohr an seiner Brust, lauschte sie seinem Herzen. Es schlug stark, zuerst rascher vor Angst, doch dann wurde es ruhiger.
    Mollys Herzschlag wurde ebenfalls langsamer und passte sich Neils Rhythmus an.
    Stahl hat einen hohen Schmelzpunkt, doch der liegt noch höher, wenn es sich um eine Legierung mit Wolfram handelt. Kaschmir ist ein festes Material, Seide ebenfalls, doch eine Mischung aus Kaschmir und Seide ist dauerhafter und wärmer als einer der beiden Bestandteile allein.
    Molly hatte schon in jungen Jahren gelernt, allein das ganze Gewicht der Welt auf ihren Schultern zu tragen. Solange sie Neil hatte, konnte sie nicht nur die Schrecken dieser Welt ertragen, sondern auch jene, die ihren

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