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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Schließlich war er erst vor wenigen Augenblicken entschlossen gewesen, sich so rasch wie möglich mit den Nachbarn zusammenzuschließen.

    Bald wurde ihr jedoch klar, dass er nicht damit rechnete, je wieder diese oder andere Filme zu sehen, falls die Erde unter die Herrschaft einer außerirdischen Spezies fiel, die neue Götter verehrte.
    Gierig beobachtete nun auch sie, wie Gary Cooper unter der Mittagssonne durch die staubigen Straßen einer Westernstadt ging. Sie sah, wie Tom Hanks sich als Forrest Gump durch ein Leben hangelte, das seinen Charme aus der Einfalt des Protagonisten zog. Sah, wie John Wayne das Herz von Maureen O’Hara im Sturm eroberte.
    Immer wieder hielt sie unwillkürlich den Atem an und spürte einen beglückenden Schmerz in der Brust. Was einmal nur Unterhaltung gewesen war, mit der sie sich die Zeit vertrieben hatte, kam ihr nun unaussprechlich schön und tiefgründig vor.
    Neil schaltete weiter. Statt alten Filmen kam etwas ganz Modernes. Es handelte sich um eines jener abstrusen Formate, die fälschlich als »Reality-TV« bezeichnet wurden, obwohl sie nur Grausamkeit und Ignoranz zelebrierten und die Zuschauer mit entwürdigenden Szenen anlockten. Offenbar kam so etwas nie aus der Mode. Momentan sah man, wie eine Kandidatin einen Teller bleiche, sich windende Nacktschnecken verzehrte.
    Im nächsten Sender kam ein neuerer Film. Eine wunderschöne, geschmeidige Blondine führte unglaubliche Kampfsporttechniken vor. Hübscher als eine Barbiepuppe und genauso herzlos, schwang sie ihr Schwert, um scharenweise Gegner zu enthaupten, ihnen die Augen auszustechen oder genüsslich den Bauch aufzuschlitzen.
    Dann war die Fernbedienung plötzlich kein Instrument mehr, mit dem man Sender auswählen konnte. Stattdessen schien sie darauf programmiert, Scheußlichkeiten aufzurufen.
    Auf mehreren Kanälen floss in Strömen Blut. Manchmal spritzte es regelrecht über den Bildschirm.

    Ein pornografischer Pay-per-View-Sender, für den Molly und Neil überhaupt nicht angemeldet waren, zeigte eine Vergewaltigung durch eine ganze Horde Männer. Das Opfer tat so, als würde es die brutale Behandlung genießen.
    Schrille Comedians erzählten gemeine Witze, über die das Publikum noch gemeiner wieherte.
    Kein Propagandafilm hätte den Dünkel der Menschheit wirksamer verhöhnen können als diese scheinbar zufällige Auswahl grausiger Unterhaltung.
    Neil drückte auf die Aus-Taste, doch das Fernsehgerät reagierte nicht. Er versuchte es noch einmal, ohne Erfolg.
    Unter der Regie irgendeines höhnischen Wesens liefen rasch wechselnde Szenen mit gewaltsamem Sex und grässlichen Morden über den Bildschirm. Es war eine schaurige Montage, in der die Menschheit in ihrem würdelosesten und primitivsten Zustand vorgeführt wurde.
    »Das ist eine Lüge«, sagte Neil mit zusammengebissenen Zähnen. »So sind wir nicht. So sind wir überhaupt nicht.«
    Der unsichtbare Herr des Äthers war sichtlich anderer Meinung, denn die Bilder von primitiver Lust und Blutdurst schwappten wie eine Flut kinematografischer Abwässer über den Bildschirm.
    Molly erinnerte sich an einen Artikel über die Konzentrationslager der Nazis. Dort hatte man den jüdischen Häftlingen ein Propagandabild unter die Nase gehalten, auf dem ihr Erbe als verkrüppelter Baum dargestellt war, der mit Lügen gewässert wurde, sich von der Arbeit anderer nährte und durch Gier verformte Äste hatte. Nach dem Willen ihrer Schergen sollten die Opfer zuerst diese zynisch verfälschte Geschichte ihres Volks akzeptieren, ihr dann abschwören und die Exekution als gerechte Strafe hinnehmen.
    Selbst die Urheber eines Völkermords, die ihre Seele an das Böse verkauft hatten und für die schon ein Platz in der
Hölle reserviert war, verspürten offenbar das Bedürfnis, ihren Machtmissbrauch zu rechtfertigen. Sie wollten gerne glauben, dass die Opfer im letzten Augenblick ihre vermeintliche Schuld erkannten und den Massenmord an ihnen für gerecht hielten. Im Grunde demonstrierten die Henker damit, dass ihnen, wenn auch nur im Unterbewusstsein, klar war, wie tief sie gefallen waren.
    Molly wandte sich von dem scheußlichen Schauspiel im Fernseher ab und betrachtete nervös die zugezogenen Vorhänge und die Zimmerdecke, die sich unter dem Gewicht des tosenden Regens herabzusenken schien.
    Sie spürte, dass auf den Rangierbahnhöfen gerade Todeszüge oder etwas Ähnliches zusammengestellt wurden. Lange Ketten von Viehwaggons warteten darauf, mit menschlicher Fracht

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