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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Er schien ihm wirklich zu schmecken. Sie hatte gedacht, New Yorker tränken ausschließlich Wein oder Wasser aus Flaschen.
    »Die meisten Leute kennen es nur als Farbverdünner. Aber auch Ärzte benutzen es häufig. Es wirkt als Stimulans und Antispasmodikum.«
    »Das war mir nicht klar«, sagte er. Sie registrierte, dass er begonnen hatte, sich Notizen zu machen. Und sein flirtendes Lächeln war restlos verschwunden.
    »Jim verkauft…« Sie verstummte. »Die Firma verkauft das raffinierte Terpentin an eine Reihe von Zwischenhändlern, die sich um die gesamte Weiterverteilung kümmern. Damit beschäftigen wir uns nicht. Unsere Verkäufe scheinen genau so hoch zu liegen wie früher. Unsere Kosten sind nicht gestiegen. Aber wir haben nicht das Geld, das wir eigentlich haben müssten. Ich weiß nicht, wohin es verschwunden ist, aber im nächsten Monat muss ich die Lohnsteuer und die Arbeitslosenversicherung bezahlen.«
    Sie ging zum Schreibtisch und reichte ihm verschiedene Buchhaltungsunterlagen. Obwohl sie ihr selbst wie ein Buch mit sieben Siegeln vorkamen, studierte er sie nickend und mit wissender Miene. Ein oder zwei Mal zog er überrascht eine Augenbraue hoch. Sie unterdrückte den starken Impuls, ihn mit einem besorgten
Was?
zu unterbrechen.
    Sandra May registrierte, dass sie ihn neugierig musterte. Ohne das Lächeln – und mit diesem Ausdruck geschäftsmäßiger Konzentration im Gesicht – wirkte er wesentlich attraktiver. Unwillkürlich betrachtete sie ihr Hochzeitsfoto auf der Anrichte. Dann richtete sich ihr Blick wieder auf die vor ihnen liegenden Unterlagen.
    Schließlich lehnte er sich zurück und trank seinen Eistee aus. »Irgendwas ist eigenartig«, begann er. »Ich verstehe es nicht. Mehrmals ist Bargeld von den Hauptkonten abgehoben worden, ohne Belege, wohin das Geld geflossen ist. Hat Ihr Mann jemals etwas davon erwähnt?«
    »Er hat mir nicht viel über die Firma erzählt. Jim hat das Geschäftliche nicht mit seinem Privatleben vermischt.«
    »Und Ihr Buchhalter?«
    »Jim hat die Bücher überwiegend selbst geführt… Dieses Geld, können Sie es zurückverfolgen und herausfinden, was damit passiert ist? Ich zahle Ihr Standardhonorar, was immer es kostet.«
    »Möglicherweise kann ich es aufklären.«
    Sie nahm ein Zögern in seiner Stimme wahr und schaute auf.
    Er sagte: »Lassen Sie mich zuerst eine Frage stellen.«
    »Bitte.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass ich diese Dinge aufwühlen
soll

    »Was meinen Sie damit?«, fragte sie.
    Sein scharfer Blick suchte die Buchhaltungsunterlagen ab, als wären sie Karten eines Schlachtfelds. »Sie wissen, dass Sie jemanden einstellen können, der die Firma führt. Einen professionellen Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin. Das würde viel weniger Umstände für Sie bedeuten. Lassen Sie ihn oder sie die Firma auf den richtigen Kurs bringen.«
    Sie hielt den Blick fest auf ihn gerichtet. »Aber Ihre Frage zielt nicht auf meine Umstände ab, oder?«
    Nach kurzer Pause sagte er: »Nein. Ich frage, ob Sie sicher sind, dass Sie wirklich mehr über Ihren Mann und seine Firma erfahren wollen, als Sie im Augenblick wissen.«
    »Aber jetzt ist es
meine
Firma«, entgegnete sie entschlossen. »Und ich will alles wissen. Also, sämtliche Bücher liegen dort drüben.«
    Sie deutete auf die große Anrichte aus Walnussholz. Es war das Möbelstück, auf dem ihr Hochzeitsfoto stand.
    Versprechen Sie, ihn zu lieben und zu achten, für ihn zu sorgen und ihm zu gehorchen…
    Als er sich umdrehte, um zu sehen, worauf sie deutete, streifte Ralstons Knie ihr Bein. Sandra May spürte einen kurzen elektrischen Schlag. Er schien für einen Moment zu erstarren. Dann wandte er sich wieder um.
    »Ich fange morgen an.«
    Drei Tage später saß Sandra May – inmitten des abendlichen Orchesters der Grillen und Zikaden – auf der Veranda ihres gemeinsamen Hauses… Nein,
ihres eigenen
Hauses. Es war merkwürdig, so darüber zu denken. Nicht mehr
gemeinsame
Autos,
gemeinsame
Möbel,
gemeinsames
Porzellan. Es gehörte alles ihr.
    Ihr Schreibtisch, ihre Firma.
    Sie saß auf der Schaukel, die sie vor einem Jahr aufgehängt hatte. Sie selbst hatte damals die schweren Haken in die Deckenbalken geschraubt. Sie blickte hinaus auf mehrere Morgen gemähten Grases, umgeben von Weihrauchkiefern und Schierlingstannen. Pine Creek, sechzehnhundert Einwohner, bestand aus Wohnwagen und Bungalows, Gebäuden mit Einraumapartments und einigen bescheidenen Wohnsiedlungen. Aber es gab nur etwa

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