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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eben… Wir haben seinen Revolver.«
    Stan besaß mehrere Waffen. Carolyn erinnerte sich an die Formulare, die er hatte ausfüllen müssen, um sie kaufen zu können; sie wusste, dass in Waffengeschäften sorgfältig Buch über die Eigentümer geführt wurde. Darauf wies sie ihn jetzt hin.
    »Könnte gestohlen sein. Könnte auch jemand anderem gehören«, erwiderte Lawrence.
    »Aber seine Fingerabdrücke müssen auf dem Revolver sein.«
    »Wir müssen ihn abwischen. Du hast ihn angefasst, weißt du das nicht mehr?« Dann aber lachte er.
    »Was ist los?«
    »Hm, selbst wenn wir den Revolver abwischen, sind
seine
Fingerabdrücke immer noch auf den Kugeln.«
    Sie schnupperte an seinem Hals.
    »Aber«, fuhr Lawrence fort, »er ist bloß ein Autodieb. Willst du ihm wirklich eine Mordanklage anhängen?«
    »Er wollte mich vergewaltigen. Vielleicht sogar umbringen. Sieh es doch mal so: Wir begehen eine gute Tat, wenn wir ihn aus dem Verkehr ziehen, bevor er jemandem etwas antun kann.«
    »Hunderttausend?« Lawrence starrte an die Decke. »Weißt du, diese Sozialarbeiter und Berater… im Gefängnis meine ich. Sie fragen alle möglichen verrückten Sachen. Was hat mir an meinem antisozialen Verhalten besonders gefallen? Worüber war ich wütend? War meine Kindheit
konfliktreich
?« Er lachte. »Sie mochten meine Antworten nicht besonders. Ich hab ihnen erklärt, dass ich fünftausend am Tag verdienen kann, wenn ich irgendeinem Idioten den Arm breche. Wer würde sich, verdammt noch mal,
nicht
einen solchen Job wünschen?«
    »Gut, jetzt hast du die Chance auf einen hübschen Notgroschen.« Sie küsste sein Ohr und flüsterte das Wort, das sie immer schon erregt hatte: »Steuerfrei.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Wir müssten sorgfältig planen. Vielleicht finden wir das Motel, in dem er seine Geliebte trifft…«
    »Ich kenne es. Sie benutzen immer dasselbe Motel.«
    »Wie funktioniert so etwas?« Er lachte. »Ich war zehn Jahre verheiratet und hatte keine einzige Affäre. Verlässt sie als Erste das Gebäude? Oder er?«
    »Sie geht zuerst. Er wartet und bezahlt das Zimmer.«
    »Gut, und wenn er bezahlt hat, steigt er ins Auto. Ich bin schon da und erwarte ihn.«
    »Und du erschießt ihn?«
    Lawrence lachte. »Auf einem Motelparkplatz? Mit Leuten um uns herum? Ich glaube kaum. Nein, ich werde ihn zwingen, mich an einen abgelegenen Ort zu fahren. Dort werde ich es tun. Ich lasse es so aussehen, als hätte ein Kampf stattgefunden, bei dem ich ihn erschossen habe. Und als wäre ich dann in Panik geraten, aus dem Auto geflüchtet und weggerannt. Den Revolver werde ich unterwegs fallen lassen. Du folgst mir und holst mich irgendwo ab… Wann könnten wir es tun? Je eher, desto besser. Ich kann das Geld dringend gebrauchen. Ich hab Schulden wegen des Lincoln.«
    »Stan trifft sie normalerweise am Dienstag- und Donnerstagabend.«
    »Heute ist Dienstag«, stellte er fest.
    Sie nickte. »Im Moment müsste er mit ihr zusammen sein.«
    »Gut, also übermorgen. Warum nicht? Der Plan ist gut. Wir haben eine Mordwaffe, die nicht zu uns zurückverfolgt werden kann, und ein gutes Motiv. Und einen Sündenbock.«
    Noch einmal rollte sich Carolyn auf Lawrence, setzte sich rittlings auf ihn und spürte, wie sein Interesse an ihrem Pamela-Anderson-Körper rapide wieder zum Leben erwachte. Und sie dachte: Wir haben
wirklich
einen Sündenbock, Lawrence. Dich. Einen arbeitslosen Exknacki, einen Mann mit einem guten Motiv, Stan auszurauben… und ihn am Ende dabei zu töten.
    »Ich glaube, es wird funktionieren«, sagte er.
    »Das glaube ich auch«, sagte Carolyn. Und sie begann, an seiner Unterlippe zu kauen.
    Sinnliche Kurven…
    Das Auto schaukelte sanft hin und her.
    Es war Donnerstag, wieder so ein bedeckter Frühlingsabend. Carolyn trug eine langärmelige marineblaue Bluse und einen Faltenrock, der auf halbem Weg zwischen Knie und Knöchel endete. Mehrere Assistenten im Krankenhausbüro hatten sie überrascht angeschaut. Kein Dekolleté heute, keine Oberschenkel, keine nur mühsam haltenden Knöpfe. Kein Haarspray – ihre Haare waren zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte sich ausgerechnet, dass sie nach dem anonymen Anruf bei der Polizei, in dem sie berichten wollte, dass ein Mann jemanden in einem grünen Cadillac erschossen hatte, möglichst schnell nach Hause rasen und sich auf ihre Rolle als schlichte, unschuldige Witwe vorbereiten musste. Für einen Kostümwechsel würde die Zeit zu knapp werden.
    Sie befand sich in

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