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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sich gehabt?
    Zwei Personen traten aus dem Büro des Hotelmanagers heraus. Eine fette Frau in türkisfarbenem Overall und ein dünner Mann in kurzärmeligem weißen Hemd. Sie musterten das U-förmige Gebäude, sprachen miteinander und hörten dann den Leuten auf den Balkonen und auf dem Bürgersteig vor den Räumen im Erdgeschoss zu. Carolyn konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Sie schaute wieder dorthin, wo Lawrence gestanden und ihr seine Warnung zugeflüstert hatte. Jetzt war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Es ist Zeit, abzuhauen, dachte sie. Hier gibt’s Probleme.
    Sie drückte das Gaspedal durch. Doch als der Wagen einen Satz nach vorn machte, hörte sie einen leisen Knall und das
Wupp-wupp-wupp
eines platten Reifens.
    Nein! Nicht jetzt! Bitte…
    Sie fuhr weiter. Die Hotelgäste und das Paar aus dem Büro starrten dem Lexus nach, der die Straße entlangschlingerte. Dann löste sich der Reifen von der Felge des Hinterrades, und der Wagen kam mit einem Ruck an der Bordsteinkante zum Stehen.
    »Scheiße! Scheiße, scheiße!«, schrie sie und hämmerte mit der Faust aufs Lenkrad.
    Im Rückspiegel tauchten die Blinklichter eines Polizeiwagens auf, der sich mit hoher Geschwindigkeit dem Hotel näherte.
    Nein, nein…
    Die jungen Polizisten warfen einen Blick auf ihr Auto, fuhren aber vorbei und hielten ein Stück weiter auf der Straße an. Dann trabten sie auf die Gruppe der Gäste vor dem Büro des Managers zu. Mehrere von ihnen deuteten auf ein Zimmer im ersten Stock, und die Polizisten machten sich schnell auf den Weg.
    Zwei andere Streifenwagen tauchten auf, dann ein kastenförmiger Krankenwagen.
    Hier bleiben oder flüchten?
    Herrgott, sie können meine Autonummer überprüfen. Es würde verdächtiger aussehen, wenn sie flüchtete.
    Ich werde mir eine Geschichte ausdenken. Mein Mann hat mich angerufen und mich gebeten, ihn abzuholen…
    Mein Mann wollte sich hier mit mir treffen…
    Ich sah zufällig den Wagen meines Mannes…
    Die Polizisten klopften an der Tür zu Zimmer 103. Als niemand reagierte, öffnete der dünne Mann im weißen Hemd die Tür mit einem Schlüssel. Er trat zurück, als die Polizisten mit gezückten Waffen hineinstürmten.
    Einer kam wieder heraus und sprach mit den Männern aus dem Krankenwagen, die daraufhin langsam ins Zimmer traten. Es war Stans Zimmer, und falls Stan dort war, folgerte Carolyn, dann war er tot.
    Aber was war passiert? Was…
    Jemand klopfte gegen das Fenster der Fahrertür. Schreiend fuhr sie herum. Ein großer Polizist stand neben ihr. Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Miss, könnten Sie bitte weiterfahren?«, forderte der Polizist mit Bürstenhaarschnitt und fleischigem Gesicht sie freundlich auf.
    »Ich… der Reifen. Er ist platt.«
    »Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Ma’am?«
    »Nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur… Ich habe nur einen platten Reifen.«
    »Könnte ich bitte Ihren Führerschein und Ihre Zulassung sehen?«
    »Warum?«
    »Bitte. Ihren Führerschein und Ihre Zulassung.«
    »Klar, natürlich«, sagte sie und starrte auf den Polizisten, sein Abzeichen und sein Funkgerät. Sie machte keine Bewegung.
    Ein Moment verstrich. »Jetzt gleich, bitte.«
    »Ich…«
    »Ma’am, Sie verhalten sich etwas merkwürdig. Ich möchte Sie bitten, aus Ihrem Fahrzeug auszusteigen.«
    »Nun, also, Officer…« Sie lächelte und beugte sich zu ihm hinüber, wobei sie die Arme zusammendrückte. Erst nach einem Blick in sein perplexes Gesicht wurde ihr klar, dass das Aufmerksamkeit erregende Tal zwischen ihren Brüsten unter ihrer konservativen blauen Bluse versteckt lag.
    Sie stieg aus dem Wagen und reichte ihm die Dokumente.
    »Haben Sie etwas getrunken?«
    »Nein, Officer. Na ja, ein Bier vor ein paar Stunden. Oder zwei.«
    »Ich verstehe.«
    Sie warf einen Blick auf das Hinterrad und runzelte die Stirn. Es sah aus, als hätte jemand eine Art Falle unter den Reifen gelegt – ein Stück Holz, durch das mehrere Nägel geschlagen worden waren.
    Der Polizist bemerkte ihren Blick. »Verdammte Kinder. Manchmal machen sie das aus Spaß. Werfen die Dinger einfach auf die Straße und finden das auch noch lustig. Ist das Ihre gegenwärtige Adresse?« Er deutete mit dem Kopf auf ihren Führerschein.
    »Ja«, antwortete sie abwesend und beobachtete das Motelzimmer. Noch mehr Streifenwagen waren eingetroffen; inzwischen waren es ein Dutzend, und ihre roten und blauen Lichter blinkten aufgeregt. Zwei Männer in Anzügen und mit um den Hals hängenden Plaketten – einer

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