Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
Vom Netzwerk:
Plötzlich vernahm sie eine aufgebrachte Stimme auf dem Flur, die sie sofort erkannte. Eine zweite flüsternde Stimme versuchte diese Person zu beschwichtigen. Wie versteinert hörte sie dem Dialog unmittelbar vor dieser Tür zu.
    „Beruhigen Sie sich. Ich kann Sie nicht zu dem Verletzten lassen, wenn Sie keine Verwandte sind. Also bitte gehen Sie.“
    „Natürlich können Sie!“, kreischte Annabell wütend. „Es würde doch niemand erfahren.“
    „Ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen, sonst muss ich die Polizei rufen.“ Die Krankenschwester schien verzweifelt.
    „Das ist mir doch egal“, erwiderte Annabell störrisch, doch sie hatte ihre Stimme ein wenig gesenkt, wahrscheinlich war ihr bewusst geworden, dass sie sich in einem Krankenhaus auf der Intensivstation befand. „Bitte, lassen Sie mich nur einen Blick auf ihn werfen.“
    Als sie diese Worte hörte, hielt sie unwillkürlich die Luft an und blickte sich voller Panik im Zimmer um .
    Wenn sie mich hier findet, ist alles aus.
    Gespannt wartete sie auf die Antwort der Krankenschwester. Beklemmende Sekunden verstrichen, die Angst schnürte ihre Kehle zu. Würde sich diese Tür öffnen? Würde sie noch die Zeit haben, sich zu verstecken? Die Gedanken wirbelten wirr in ihrem Kopf.
    Die Stimme der Schwester war jetzt deutlich hinter der Tür zu hören. Stand sie mit dem Rücken davor, die Arme gespreizt und verteidigte unbeirrt ihr Revier gegen das unerlaubte Eindringen dieser ihr unbekannten Frau?
    Ein starker Gegner, Annabell würde nicht so leicht aufgeben.
    „Es tut mir leid, aber ich kann Sie wirklich nicht zu ihm lassen. Das könnte mich meine Stellung kosten, verstehen Sie. Glauben Sie mir, er würde Sie gar nicht wahrnehmen. Wir haben ihn wegen der Schmerzen in ein künstliches Koma versetzt.“
    Bei den folgenden Worten, die sie hörte, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    „Bitte setzen Sie sich doch mit seiner Frau in Verbindung. Es tut mir leid“, wiederholte die Schwester hinter der Tür. „Bitte gehen Sie jetzt.“
    Hatte Annabell einen ebenbürtigen Gegner vor sich? Sie stellte sich ihr Gesicht vor, uneinsichtig, unbeeindruckt, furchtlos. Sie wäre gerne wie sie. Ihre Freundin hatte so viele Dinge, die sie nie gehabt hatte. Einen Vater, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas, ihr alles kaufte, was sie nur wollte. Ein schönes Heim, das ihr niemand wegnehmen konnte, und diese Schönheit und Verspieltheit, sodass jeder Mann in ihrer Nähe ihrem Charme verfiel.
    Bitte Annabell , dachte sie, bitte geh. Ich möchte dir nicht wehtun. Bitte.
    Tränen liefen über ihre erhitzten Wangen, sie wischte sie mit dem Handrücken fort.
    „Also gut“, sie konnte Annabells Worte kaum fassen, „diesmal haben Sie gewonnen, aber ich komme wieder und dann lass ich mich nicht noch einmal abspeisen.“ Sie musste sich entfernt haben, denn ihre Stimme war nur noch leise zu hören. „Blöde Kuh“, schien sie zu murmeln.
    Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie die sich entfernenden Schritte der zwei Frauen im Gang vernahm. Sie wartete noch einen kurzen Augenblick. Mit zitternden Händen drückte sie langsam und behutsam die Türklinke hinunter und steckte vorsichtig den Kopf in den Flur. Der Flur war leer.
    Erleichtert trat sie aus dem Zimmer, um ohne Eile den Weg zurück anzutreten. Der Schweiß lief ihr in kleinen Rinnsalen den Rücken hinunter, die Kleidung klebte an ihrem Körper. Das helle Sonnenlicht blendete sie, als sie durch den Eingang des Marienkrankenhauses schritt. Aus diesem Grund hatte sie die junge blonde Frau nicht bemerkt, die kurz vor ihr das Gebäude verlassen hatte, kurzentschlossen umgekehrt war und sie infolgedessen unsanft ineinander rempelten.
    „Oh, entschuldigen Sie bitte!“, rief Annabell verschreckt, doch als sie den Kopf hob, huschte ein Lächeln des Erkennens über ihr Gesicht. „Na, das ist ja mal eine Überraschung. Was machst du denn hier?“
    Schnell hatte sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt und antwortete, ohne auf Annabells Frage einzugehen.
    „Genau das Gleiche wollte ich dich fragen. Was machst du hier?“
    Es schien sie nicht zu stören, dass sie mit einer Gegenfrage geantwortet hatte. Wahrscheinlich hatte sie es gar nicht bemerkt.
    „Ach“, druckste ihre Freundin ein wenig herum, „ich wollte Phillip sehen. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so abserviert habe. Und jetzt ist er fast gestorben. Es ist blöde, aber ich wollte ihm einfach sagen, dass es mir leidtut,

Weitere Kostenlose Bücher