Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Einwand und richtete seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf Annabell. „Sie arbeiten ab und zu im Altenheim, nicht wahr?“
Überrascht schaute sie hoch.
„Ja, ich arbeite mit den alten Leuten, ein bisschen Gymnastik. Es macht mir und ich glaube auch den Leutchen viel Spaß. Warum fragen Sie?“
„Haben Sie jemals eines der Pflegedienstautos in Anspruch genommen?“
„Nein, wieso sollte ich? Ich habe mein eigenes Auto.“ Verwirrt blickte sie sich um.
„Wissen Sie, wo sich die Schlüssel von den Autos befinden?“
„Nein, was soll das?“ Die Angst und Trauer in ihrem Gesicht hatte sich in Empörung verwandelt.
„Wir brauchen Ihre Alibis für Samstagmorgen, Sonntagabend und Montagnacht. Es ist besser, wenn Sie uns jetzt aufs Präsidium begleiten, Frau Stein, damit wir alles protokollieren können. Wenn Sie so nett wären.“
„Nein!“ Empört stellte sich Hubert zwischen Simon und seine Tochter. „Sie geht nirgendwo hin.“
„Ist schon gut, Papa, das ist alles bestimmt nur ein Missverständnis.“ Und zu Simon gewandt sagte sie: „Wenn Sie mich nur einen Moment noch entschuldigen, ich hole eben meine Tasche aus meinem Zimmer.“ Damit verließ sie kerzengerade das Wohnzimmer. Simon drehte sich zu Hubert Stein um.
„Wir verhaften Ihre Tochter nicht, sondern vernehmen sie. Sie können gerne dabei sein.“
„Da können Sie Ihren Arsch drauf verwetten, dass ich dabei sein werde.“
Niemand von ihnen hatte bemerkt, dass Annabell leise zur Vordertür gegangen und das Haus verlassen hatte. Erst das Aufheulen eines Motors schreckte sie auf. Reiser hechtete zur Haustür, doch alles, was er im gleißenden Sonnenlicht noch sah, waren die Bremslichter von Annabells Mini, als sie um die Straßenecke verschwand.
„Scheiße, verfluchter Mist. Sie ist weg“, bemerkte Reiser überflüssigerweise. „Herr Stein, wo könnte sie hinwollen? Mann, überlegen Sie!“
„Keine Ahnung, vielleicht hatte sie einfach nur keinen Bock, mit Ihnen zu gehen“, erwiderte Hubert Stein mit einer gewissen Schadenfreude in seiner Stimme.
Der Streit zwischen Reiser und ihm schien zu eskalieren. Wütend packte Reiser Hubert Stein am Kragen seines Hemdes. Er hätte zugeschlagen, doch Simon konnte es gerade noch verhindern, indem er die zwei Streithähne auseinander brachte. Scheinbar überrascht über den Ausbruch seines Partners sagte er:
„Entschuldigen Sie das Benehmen meines Kollegen, aber wir versuchen hier etwas Licht ins Dunkle zu bringen, und da wäre etwas Entgegenkommen Ihrerseits sehr willkommen, Herr Stein.“ Gerade wollte Hubert ihm eine passende Antwort dazu geben, als Julian, der ebenfalls von ihnen unbemerkt den Raum verlassen hatte, das Zimmer wieder betrat.
„Dad“, er hielt ein Stück Papier in der Hand und hielt es hoch, „vielleicht bringt uns das ja weiter.“ Betroffenheit schwang in seiner Stimme.
Erbost lief Hubert auf ihn zu.
„Was fällt dir ein, einfach so in unserem Haus rumzuschnüffeln!“ Er wollte ihm den Zettel entreißen, doch Simon war schneller. Kurz blickte er auf das Geschriebene.
„Setzen Sie sich, Stein, und sagen Sie uns endlich, wo Ihre Tochter sein könnte.“
„ F rau Richter, es tut uns leid, wenn wir stören, aber können Sie uns sagen, wo Ihre Tochter ist?“ Simon schaute besorgt auf Theresa Richter, die klein und zart neben ihrem Sohn Sebastian wirkte. Schützend hatte ihr Sohn den Arm um ihre Schulter gelegt. Ihre Augen wirkten hohl in dem weißen starren Gesicht, jegliche Freude war daraus verschwunden. Still nickte sie und ließ Reiser und Simon eintreten. Umzugskisten stapelten sich in der Diele, im ganzen Haus herrschte Aufbruchsstimmung.
„Sie ziehen um?“, fragte Simon, obwohl es in Anbetracht der Kisten eine völlig überflüssige Frage war. Es war auch mehr eine Feststellung als eine Frage und so schien auch Theresa Richter es empfunden zu haben, denn sie antwortete mit einer Gegenfrage.
„Was wollen Sie von meiner Tochter?“
„Wir hatten Ihre Tochter mehrmals gebeten, ins Präsidium zu kommen, doch dort ist sie nicht erschienen. Können Sie sich erklären, warum das so ist?“
„Vielleicht hat Ihnen meine Schwester nichts zu sagen“, antwortete Sebastian Witt anstelle seiner Mutter. Aufsässigkeit lag in seiner Stimme.
„Gut.“ Reiser blickte Sebastian ernst an. „Dann fangen wir erst einmal mit Ihnen an. Denn Sie haben uns auch noch so einiges zu erklären.“
„Ach ja, und was sollte das wohl sein?“
„Zum Beispiel, wo Sie in der
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