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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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Mann nicht hinter dem Steuer eines Fahrzeuges vorstellen, das ungebremst auf einen Mann zurast und ihn beinahe tot fährt.
    „Sie können jetzt nach Hause gehen, Frau Witt. Wenn Sie in den nächsten Tagen bitte ins Dezernat kommen und Ihre Aussage zu Protokoll bringen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“ Er erhob sich, gab ihr aber nicht die Hand. „Auf Wiedersehen, Frau Witt.“ Reiser marschierte zurück Richtung Tatort, um Maike zu suchen.
    Er entdeckte sie inmitten ihrer Kollegen. Über das hübsche Sommerkleid hatte sie einen weißen Plastikanzug gestülpt und war wie immer ganz in ihrem Element. Als sich ihre Blicke trafen, winkte sie ihn zu sich. Sie stand an der Stelle, wo der Verletzte noch vor weniger als einer Stunde gelegen hatte. Hinter ihr befand sich das völlig verbeulte Auto der Residenz Sonnengarten.
    Reiser legte eine Hand auf die Motorhaube. Noch warm , dachte er. Die Windschutzscheibe des Autos war völlig demoliert. Er nahm an, dass Richter durch den Aufprall auf die Scheibe geschleudert wurde. Glasscherben lagen überall verstreut und Reiser fragte sich, ob der Fahrer nicht auch Verletzungen davongetragen haben könnte.
    Vielleicht haben wir ja Glück und finden Blutspuren, die nicht zum Opfer gehören.
    Reiser vernahm den fernen Schlag der Kirchenglocke und zählte in Gedanken mit. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Er blickte Richtung Osten, dorthin, wo die Sonne in weniger als einer Stunde aufgehen würde. Ein orangefarbener Schimmer streifte den noch dunklen Himmel. Es versprach ein traumhafter Sonnenaufgang zu werden und ein weiterer heißer Tag stand ihnen bevor.
    „Reiser.“ Maike kam auf ihn zu. „Die Kollegen haben mir gerade erzählt, dass es einen Einsatz am Fitness-Studio gibt. Es handelt sich anscheinend um eine Geiselnahme.“
    „Eine Geiselnahme? Wieso hat uns niemand informiert?“
    „Simon ist vor Ort, Reiser. Sie haben seinen Sohn.“
    „Wer? Wer ist SIE?“
    „Ich weiß nichts Genaues, Reiser. Vielleicht rufst du mal bei der Einsatzleitung an.“
    Gerade in diesem Moment klingelte sein Handy. Er erkannte Simons Nummer sofort.
    „Simon, verdammt, was ist los?“, bellte er ins Telefon.
    Aufmerksam hörte er zu, was sein Kollege ihm zu berichten hatte. Maike stand bei ihm und betrachtete ihn. Seine Anspannung steigerte sich bei jedem Wort, das Simon sprach. Dann legte er auf und schaute sie mit müden Augen an.
    „Ich muss weg“, sagte er. „Simon helfen.“
    „Kann ich mit? Bitte, vielleicht kann ich euch behilflich sein.“ Er schaute in ihr abgespanntes Gesicht und der Gedanke, dass sie ihn nicht alleine gehen lassen wollte, stimmte ihn glücklich, doch er wusste auch, dass Maike als Rechtsmedizinerin nicht die Aufgaben der Polizei übernehmen konnte.
    „Nein, Maike“, antwortete er freundlich, aber bestimmt. „Ich brauch dich hier vor Ort. Bitte. Geiselnahmen können gefährlich werden, besonders wenn die Geiselnehmer bewaffnet sind. Ein Beamter wird mich begleiten, aber“, ein Lächeln flog über sein Gesicht, „trotzdem danke.“
    Er drehte sich um und ging zu seinem Auto. Maike folgte ihm.
    „Sage einem der Beamten Bescheid, sie sollen dich nach Hause bringen, wir sehen uns dann später bei der Besprechung, wann immer die sein wird.“
    „Reiser!“
    „Ja?“
    „Hier.“ Sie reichte ihm einen Papierzettel. „Das wollte ich dir noch zeigen. Der war in Richters Jacke.“
    Er faltete den Zettel auseinander, doch die Zeilen verschwammen vor seinen Augen.
    „Ich kann es ohne Brille nicht lesen.“ Er gab ihr den Zettel zurück. „Was steht da?“
    Maike strich sich eine Strähne ihrer langen Haare aus dem Gesicht und im gleichen Moment, als sie anfing vorzulesen, wusste Reiser, was es war. Es war ein weiteres Gedicht, ein Todesreim. Mit ernster Miene studierte Maike die wenigen Zeilen, dann las sie mit eindringlicher Stimme vor und gab dem Vers die nötige Dramatik:

 
     

„Bitte sei vorsichtig, Reiser.“ In ihren Augen glänzten Tränen. Er nahm sie in den Arm und drückte sie.
    „Das werde ich, versprochen.“

„ H achenberg“, klang verzerrt die Stimme aus seinem Mobiltelefon.
    „Ich weiß, dass du irgendwo da draußen bist.“ Simons Herz klopfte wild. Diese Stimme , dachte er, diese Stimme kenne ich .
    „Wer ist da?“, fragte er den unbekannten Anrufer.
    „Simon, Simon, Simon. Du willst mir weismachen, dass du mich vergessen hast? Denk doch einmal nach, Hachenberg. Ich bin es. Es sind zwar schon viele Jahre her, aber es gab eine

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