Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
strich schnurrend um seine Beine.
„Na, Snowball, hast du auch Hunger?“ Was war geschehen, dass Viktoria noch nicht einmal ihre geliebte Katze gefüttert hatte? Sein Blick fiel auf den Fernseher, als er das Wohnzimmer mit der Tasse in der Hand betrat. Müde setzte er sich auf das Sofa, gähnte und lehnte sich bequem zurück. Schlecht gelaunt nahm er die Fernbedienung und zappte unlustig zwischen den Programmen hin und her, bis er schließlich beim Lokalsender innehielt. Ungläubig starrte er auf den Bildschirm und verfolgte mit wachsendem Erstaunen die Reportage im Fernsehen. Ruckartig sprang Hubert auf und fluchte leise, als er sich das heiße Getränk über die Hand goss.
Mein Gott, das ist Viktoria , dachte er, als die Kamera auf einen grünen Kombi zoomte und auf dem Rücksitz eine blonde Frau mit erstarrtem Blick schemenhaft zu erkennen war. Er wusste sofort, dass es seine Frau war und er sah auch, dass jemand ihr eine Pistole direkt an den Hals hielt. Die ganze Szene dauerte nur wenige Sekunden, dann war das Auto verschwunden. Die Kamera schwenkte auf einen Reporter mit einem Mikrofon in der Hand. Im Hintergrund erkannte er das Heiligenburger Fitness-Studio. Was hatte das alles zu bedeuten?
Gespannt lauschte Hubert den dramatischen Worten des Reporters. Aufbauschend und sensationsträchtig erzählte er von dem Unheil, das sich über die Stadt gelegt hatte. Er sprach von den Morden an zwei jungen Männern in den vergangenen Tagen, berichtete von einem verheerenden Brand, dem, vermutlich verursacht durch das wütende Gewitter, viele alte Bäume zum Opfer gefallen waren.
Fotos von Christoph Stein und dem anderen jungen Mann flimmerten über den Bildschirm. Sie blendeten Bilder von den verkohlten Überresten der Bäume im Gierather Wald ein, aber seine Freude über das gelungene Inferno blieb aus, als der Reporter mit pathetischer Stimme weitersprach:
„Nur unweit dieser Unglücksorte ereignete sich heute Nacht ein weiterer tragischer Vorfall. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Geiselnahme. Leider haben wir noch keine näheren Informationen, denn die Polizei hält sich, wie es immer so schön heißt, aus ermittlungstechnischen Gründen noch vollkommen bedeckt.“ Die Kamera schwenkte nun langsam über das abgesperrte Gelände, doch außer Polizei- und Rettungswagen in der Ferne war nichts zu erkennen.
„Sobald wir weitere Informationen haben, werden wir Sie davon in Kenntnis setzen. Und nun zurück ins Studio.“
Hubert ließ sich verwirrt zurück auf die Couch fallen. Seine Beine zitterten vor Aufregung.
Was soll der ganze Scheiß? , dachte er.
Warum hatte die Polizei ihn nicht informiert? Mit Grauen dachte er daran, dass die Entführer bestimmt eine Lösegeldforderung für seine Frau verlangen würden. Da könnten sie lange warten. Er würde niemals zahlen. Wie blöd kann man nur sein, sich entführen zu lassen? Und das noch vor der ganzen Welt. Viktoria schafft es immer wieder, mich zu blamieren. Vielleicht war das jetzt seine große Chance, sie endlich loszuwerden, überlegte er, denn eine Scheidung käme ihn ziemlich teuer. Das wusste er aus seiner Zeit als praktizierender Anwalt genau, obwohl schon viele Jahre vergangen waren.
Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Auch wenn er diesem manchmal etwas auf die Sprünge helfen musste, so war er mit dem Ergebnis bis jetzt sehr zufrieden. Christoph würde nicht mehr stören, das Gewitter kam auf Bestellung und Viktoria würde ihn mit ein wenig Glück bald nicht mehr nerven. Vielleicht war es sogar möglich, mit den Kidnappern in Kontakt zu treten.
Pfeifend und gut gelaunt verließ er das Wohnzimmer.
„Das könnte ein guter Tag werden“, murmelte er leise vor sich hin.
„ O kay, lass uns hier verschwinden.“ Mario schmiss die zwei Geldtüten auf den Vordersitz und wandte sich Viktoria zu. „Vicky, schön, dass du da bist. Gut schaust du aus.“ Als er den Arm um sie legte, versteifte sich ihr Körper instinktiv und ihr Magen drohte vor Abscheu zu rebellieren. Der säuerliche Geruch von Schweiß stieg ihr in die Nase. Jeglicher Gedanke wich aus ihrem Kopf, ihre Augen flimmerten.
Nur nicht ohnmächtig werden , dachte sie verzweifelt.
Rainer Hoffstedt lenkte das Auto langsam um das Gebäude herum, um auf die Hauptstraße zu gelangen. Als Mario die Kameras hinter der Absperrung erblickte, öffnete er das Fenster, an dem Viktoria saß, riss brutal ihren Kopf nach hinten und hielt ihr provozierend die Pistole an den Hals. Voller
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