Todesrennen
in den Himmel schwingt, gelenkt von den fähigen Händen Josephines, Amerikas Sweetheart der Lüfte, die das Rennen gewinnen wird.«
»Glauben Sie das wirklich? Na, dann lassen Sie mich Ihnen eines sagen, Mr. Schickimicki-Zeitungsmann. Wie ich höre, fangen die Leute jetzt, da wir so weit nach Westen vorgedrungen sind, dass uns niemand mehr zusehen kann außer Hasen, Indianern und Kojoten, allmählich damit an, das Interesse an Ihrem Rennen zu verlieren.«
Indigniert, mit hochgezogenen Augenbrauen, musterte Preston Whiteway den rundlichen Farmer, der zwar reich war, aber nicht so reich wie er selbst. »Lesen Sie weiter, Mr. Stevens. Demnächst wird von Ereignissen berichtet, die sogar Sie erstaunen und das einfache Volk aufgeregt auf seinen Plätzen herumrutschen lassen werden.«
Isaac Bell betätigte den Schnirpsknopf an seiner Steuersäule, um die Drehzahl des Gnome-Motors zu drosseln. Andy Moser hatte den Motor derart perfekt justiert, dass Bell Josephines Celere-Eindecker ohne es zu wollen überholte, während er ihren Flug aus einer Position über und hinter ihr überwachte. Während ihre Celere allmählich unter der Belastung des langen Rennens litt, schien seine American Eagle immer stärker zu werden. Andy wurde nicht müde, wieder und wieder darauf hinzuweisen, dass Danielles Vater seine Maschinen auch mit Blick auf ihre Dauerhaftigkeit gebaut hatte.
Sie navigierten, indem sie sich an Eisenbahngleisen orientierten und ihnen folgten.
Dunkelgelb breitete sich zweitausend Fuß unter ihnen der Winterweizen von Kansas auf beiden Seiten des Gleiskörpers bis zum Horizont aus. Der Anblick der flachen, leeren Landschaft wurde ab und zu durch ein einsames Farmgebäude inmitten einer Ansammlung von Scheunen und Silos sowie durch die gelegentliche Baumreihe am Ufer eines Baches oder eines Flüsschens aufgelockert. Bell rechnete damit, dass Frost Josephines Aeroplan von einer dieser Baumreihen aus mit Maschinengewehrfeuer beharken würde, daher hatte er sie davon überzeugt, dass es besser wäre, etwa eine Viertelmeile rechts von den Bahngleisen zu fliegen, um die Entfernung zu vergrößern und den Baumreihen nicht zu nahe zu kommen. Falls Frost das Feuer eröffnete, so hatte Bell ihr erklärt, sollte sie so schnell wie möglich abschwenken, während er in einer steilen Spirale runterginge und das Feuer aus seinem fest montierten Gewehr erwiderte.
Soeben hatten sie einen Eisenbahnknotenpunkt überflogen und folgten der durch Pfeile aus weißem Segeltuch markierten Abzweigung, als Bell hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Er war keineswegs überrascht, dass Sir Eddison-Sydney-Martins blaue kopflose Pusher im Begriff war, sie zu überholen. Der neue Curtiss-Motor des Baronets wurde weiterhin von Tag zu Tag schneller. Andy Moser führte das auf die hervorragende Arbeit des »verrückten Russen« zurück. Bell war sich dessen nicht so sicher. Eine Unterhaltung mit Eddison-Sydney-Martins regulären Mechanikern brachte ihn zu der Überzeugung, dass der Sechs-Zylinder-Motor die wahre Ursache für die Leistungssteigerung war, da er nicht nur stärker war, sondern auch eine deutlich höhere Laufruhe aufwies als die Vier-Zylinder-Motoren der anderen Konkurrenten. »Der Sechser läuft vielleicht nicht so weich wie Ihr Gnome-Umlaufmodell, Mr. Bell«, sagten sie, »aber er ist bedeutend leichter einzustellen. Sie können sich glücklich schätzen, dass Andy Moser den Gnome in Schuss hält.«
Die blaue Pusher zog an Bell vorbei und dann an Josephine, wobei der Baronet beiden fröhlich zuwinkte. Bell sah, wie Josephine die Hand nach oben streckte, um eine Einstellung an ihrem Schwerkraft-Treibstofftank zu verändern. Ihre Geschwindigkeit nahm zwar zu, allerdings stieß der Motor gleichzeitig graue Abgaswolken aus. Eddison-Sydney-Martin vergrößerte seinen Vorsprung und hatte sie bereits um einige hundert Meter hinter sich gelassen, als Bell beobachtete, wie ganz plötzlich etwas Dunkles hinter der Maschine des Engländers durch die Luft wirbelte.
Es sah so aus, als hätte er einen Vogel erwischt.
Aber als die Curtiss in der Luft zu schaukeln begann, erkannte Bell, dass der dunkle Gegenstand, der hinter Eddison-Sydney-Martin in Richtung Erdboden trudelte, kein Vogel, sondern sein Propeller war.
Plötzlich ohne Antrieb und zum Gleitflug gezwungen, versuchte Eddison-Sydney-Martin sein Höhenruder aufzustellen. Doch bevor die Pusher in einen kontrollierten Gleitflug übergehen konnte, brach ein größeres Teil von ihrem
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