Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
Vom Netzwerk:
Es stellte sich heraus, dass er auf der ganzen Linie recht hatte …« Stevens schluckte krampfhaft. »Ich weiß verdammt genau, dass sie mich, wenn ich nach Hause zurückkomme, noch immer nicht lieben werden. Aber sie werden verdammt noch mal Respekt vor mir haben.«

36
    Die Bergluft machte Josephine Angst. Sie fühlte sich dünn an, vor allem in der heißesten Zeit des Tages, und trug nicht so stark, wie sie es sonst bei hohen Geschwindigkeiten gewöhnt war. Sie schaute auf ihr Barometer und traute ihren Augen kaum, während sie an dem blauesten Himmel kreiste, den sie je gesehen hatte, und versuchte, über der Eisenbahnstadt Deming im New-Mexico-Territorium an Höhe zu gewinnen. Der Behelfshöhenmeter schien zu streiken. Sie tippte kräftig mit dem Finger dagegen, aber die Nadel rührte sich nicht. Als sie nach unten blickte, erschienen das Union Depot und Harvey’s Restaurant, das zwischen den parallel verlaufenden Gleisen der Atchison, Topeka & Santa Fé Line und der Southern Pacific Line stand, keinen Deut kleiner. Da begriff sie, dass ihre Maschine tatsächlich so langsam aufstieg, wie es das Instrument anzeigte.
    Steve Stevens und Joe Mudd krebsten weit unter ihr herum, und sie konnte sich nur andeutungsweise ausmalen, wie sie zurechtkommen mochten. Wenigstens hatte sie dank ihrer Flüge in den Adirondacks ein wenig Gebirgserfahrung. Auch wenn es, um ganz ehrlich sein, keine große Hilfe war, wenn wildwestliche Scherwinde ihre Tragflächen packten, Aufwinde sie wie Maultiertritte trafen und die gleiche Luft, die sie nach unten drückte, sich weigerte, sie wieder nach oben zu ziehen. Dann blickte sie über die Schulter. Isaacs Eagle, die hinter und über ihr so zuverlässig wie eh und je auf dem Posten war, hüpfte jetzt auf und ab als hinge sie an einem Gummiseil.
    Schließlich hatte sie sich auf dreitausend Fuß vorgearbeitet verzichtete auf mehr und nahm Kurs auf Lordsburg – in der Hoffnung, auf dem Weg dorthin hoch genug zu steigen, um die Berge zu überwinden. Sie folgte den Gleisen der Southern Pacific Railroad und überholte schon bald einen Expresszug, der Deming eine halbe Stunde vor ihr verlassen hatte. Die Lokomotive spuckte den Dampf senkrecht in die Höhe, während sie sich langsam eine Steigung hinaufkämpfte, was einen deutlichen Hinweis darauf gab, dass das Land immer noch anstieg und sie sich dem Profil anpassen und ebenfalls weiter steigen musste.
    Grimmige Gedanken an Marco störten plötzlich ihre Konzentration.
    Sie befürchtete keinen Augenblick, dass er in seiner Platow-Verkleidung tatsächlich den Tod gefunden haben könnte. Er hatte sie doch in Fort Worth gewarnt, dass er »verschwinden« werde. Aber wenn er wieder erschien, egal in welcher Form es das nächste Mal geschehen würde, wäre ihre erste Frage, wer an seiner Stelle in dem Feuer umgekommen war. Es war eine grässliche Frage. Sie konnte sich keine Antwort vorstellen, die sie halbwegs zu akzeptieren bereit war. Gott sei Dank hatte sie jetzt alle Hände voll zu tun, um die kontinentale Wasserscheide zu überwinden, und vorläufig musste sie alle anderen Gedanken aus ihrem Bewusstsein verdrängen.
    Vor sich sah sie, wie die Gleise zwischen zwei Berggipfeln über einen Pass führten. Trotz des strahlend blauen Himmels, der sie auf allen Seiten umgab, hing eine mächtige Wolkenbank über dem Pass. Es sah aus, als hätte jemand Baumwollflocken zwischen die Berge gestopft und einen Eisenbahntunnel hindurchgebohrt. Sie musste noch höher steigen, um über den Wolken zu bleiben. Wenn sie in sie hineingeriet, würde sie sich verirren und hätte keinen Hinweis, wo die Berge aufragten, bis sie gegen einen davon prallte.
    Aber sosehr sie auch mit ihrem Höhenruder und den alettoni arbeitete und jedes zusätzliche Quäntchen Leistung aus ihrem Antoinette-Motor herauszukitzeln versuchte, sie wurde von eisigem Dunst eingehüllt. Manchmal war er so dicht, dass sie den Propeller nicht mehr sehen konnte. Dann, für einen Moment, zerfaserte er. Sie sah die Bergspitzen, korrigierte ihren Kurs und wappnete sich für die nächste Blindflugphase. Dabei musste sie den Eindecker ständig im Steigflug halten. Dann dünnte der Nebel wieder ein wenig aus. Sie sah, dass sie zu weit nach rechts abgedriftet war, ohne es zu bemerken, und lenkte hastig gegen. Die Wolke schloss sich um sie. Sie war wieder vollkommen blind. Aber gleichzeitig spürte sie etwas in der Wolke, das die Luft verdichtete und verstärkte.
    Plötzlich befand sie sich über allem,

Weitere Kostenlose Bücher