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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Jonathan hat nie schlecht über dich gesprochen! Er hat es nicht verdient, dass du ihm so was zutraust!”

76
    Er hieß Lutz Weinheimer. Die Überwachungskamera zeigte einen hageren Mann mit dunklem Haar und Vollbart, einer langen, ausgeprägten Nase und tief liegenden Augen. Vor zwei Tagen um zehn Uhr zwölf hatte der Mann an dem besagten Geldautomaten mit einer auf diesen Namen ausgestellten Visa-Kreditkarte vierhundert Australische Dollar von einem Konto bei der Dresdner Bank in Offenbach, Deutschland, abgehoben. Der hinzugezogene Sanitäter bestätigte noch einmal, dass es sich bei der Person, die die Überwachungskamera aufgenommen hatte, um den Mann handelte, der bei Coles zusammengebrochen war.
    „ Sehen Sie! Die Uhr!”
    Der Mann trug am rechten Handgelenk eine große Sportuhr. Für einen Moment musste Shane an Jürgen Amann denken, dessen Casio-Uhr ihm aufgefallen war. Aber der Mann auf diesen Bildern war hundertprozentig nicht Jürgen Amann, obwohl er ei nen ähnlich krausen Bart hatte – und eine gewisse Ähnlichkeit.
    „ Er ist Linkshänder!”, stellte Tamara fest.
    Tatsächlich schob der Mann die Kreditkarte zwar mit der rechten Hand in den Schlitz, da dieser sich oben rechts befand, doch die Tastenkombination gab er mit der linken ein. Sofort ordnete Shane an, alle Autovermietungen sowie Interpol und das australische Immigration Bureau nach dem Namen Lutz Weinheimer abzufragen.
    Ein Mitarbeiter der Firma Hertz meldete sich kurz darauf und bestätigte, vor drei Wochen am International Airport in Brisbane einen silberfarbenen Honda Accord mit dem Kennzeichen QKG 271 an einen Kunden namens Lutz Weinheimer vermietet zu haben.
    „Endlich!”, rief Tamara. „ Jetzt
haben wir ihn fast
!”
    Shane leitete eine Fahndung nach diesem Wagen ein und gab die Nummern an die Zentrale weiter.
    Wenn Weinheimer sich auf den Hauptstraßen fortbewegte, würde man ihn bald gefunden haben. Was aber, wenn er abgelegene Wege durch den Busch nahm oder das Auto schon längst irgendwo
abgestellt
hatte? Vielleicht hatte Weinheimer den Wagen ja auch in einem Fluss oder einem Wasserloch verschwinden lassen, um jede Spur zu verwischen.
    Und dann kam Detective Helmer mit der Nachricht
von Interpol
.
    „Verdammt”, murmelte Tamara, „ er ist einer von uns!”
    Lutz Weinheimer, neunzehnhunderteinundsechzig in Fulda geboren, hatte von dreiundachtzig bis sechs undachtzig die Po
liz
eischule besucht. Hier stutzte Shane. Tamara, die mitgelesen hatte, hielt auch inne.
    „ Goran Hentschel war doch Soldat und Polizist, oder?”
    Rasch waren die Daten Hentschels im Computerfile wieder aufgerufen. Goran Hentschel und L utz Weinheimer hatten dieselbe Polizeischule in Hessen besucht. Sollte das nur ein Zufall sein? Shane war zu lange Polizist, um an Zufälle zu glauben.
    Lutz Weinheimer war von Oktober neunzehnhundertneunundneunzig bis Juni zweitausendeins als Polizist im Einsatz bei der UNMIK, der United Nations Mission in Kosovo in Pristina, gewesen, einer von rund dreitausend Polizisten eines internationalen Polizeikontingents. Im Auftrag der UN versuchten sie, im Kosovo für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Dort wurde er in einen Hinterhalt gelockt und schwer verwundet, Durchschuss der Wange; seine Dolmetscherin starb. Näheres über den Zwischenfall war nicht bekannt. Weinheimer wurde anschließend psychologisch betreut.
    „ Durchschuss d er Wange”, wiederholte Tamara, „ seltsame Verletzung.”
    Shane versuchte sich vorzustellen, wie haarscharf die Kugel ihr Ziel verfehlt haben musste.
    „ Er hat wahnsinniges Glück gehabt. Sonst wäre er tot
.“
Tamara nippte an ihrem Wasser, das die Sekretärin gebracht hatte.
    Shane sortierte einen Augenblick lang seine Gedanken.
Sie haben drei Soldaten an die Wand gestellt und zuerst den, der ganz links steht, erschossen. Als dies passiert, dreht der mittlere seinen Kopf, weil neben ihm sein Kamerad zu Boden geht - und im selben Moment feuert man auf ihn. Er fällt vornüber aufs Gesicht ... und erwacht Stunden später mit durchschossener Wange. Das Fallen auf die Wange verhindert das Verbluten, und der Mann überlebt. Aber die Mitglieder des Exekutionskommandos sind davon überzeugt gewesen, er sei tot.
    Die Geschichte hatte ihm einmal ein Holländer erzählt, der im Zweiten Weltkrieg die Invasion der Japaner in Java miterlebt hatte.
    Könnte Weinheimer als UN-Polizist im Kosovo Hentschel von der Polizeischule wiedergetroffen haben? Diesmal aber stehen sie auf verschiedenen Seiten

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