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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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dem Bildschirm wieder der Ausblick auf Miami Beach.
    Und Solomon Boukman sprach zu ihm.
    »Weißt du, was ich meinte, als ich sagte, du gibst mir Grund zu leben?« Boukmans Stimme kam von hinter dem Fernseher, trotzdem klang sie so nah, als flüsterte er ihm ins Ohr. »Du hast mir das Leben gerettet. Ich wünschte, du hättest es nicht getan.«
    Bis zu diesem Augenblick war Max wütend gewesen – und verängstigt und verwirrt. Boukmans Anwesenheit aber brachte ihn in Rage. Er wollte sich auf ihn stürzen und ihn umbringen. Ihn umbringen für das, was er Joe angetan hatte, ihn umbringen, weil er auf das Grab seiner Frau gepinkelt hatte – ihn schlicht und ergreifend umbringen. Welches Motiv er haben mochte, welche Gründe, war ihm egal. Wen interessierte das? Er wollte ihn einfach nur tot sehen.
    Noch einmal versuchte er mit aller Kraft, sich zu befreien. Er zog und zerrte an seinen Fesseln. Er riss sich die Haut an Armen und Beinen blutig. Die Seile gaben ein klein wenig nach, aber nicht mehr als das, und bei Weitem nicht genug.
    »Ich wollte nicht mehr leben, aber du hast mich zum Leben gezwungen«, fuhr Boukman ruhig fort. »Du gabst mir den Kuss des Lebens. Du hast deinen Atem in mich geblasen. Du bist zu einem Teil von mir geworden. Mein Leben war an deines gekettet. Du gabst mir Grund zu leben.«
    Seine Stimme besaß noch immer ihre alte emotionslose Monotonie, und auch das bedrohliche Zischen war noch da. Aber sie war auch rauer geworden und ein paar Noten tiefer und etwas angestrengter als die Stimme, die Max zuletzt im Gerichtssaal gehört hatte. Auch Boukman war ein gutes Stück älter geworden, genau wie er.
    Auf dem Bildschirm lief eine Wiederholung der Aufnahmen aus dem Hotel Zürich.
    »Vierzehn Jahre saß ich im Gefängnis. Als ich freigelassen wurde, hatte ich einige Rechnungen zu begleichen.«
    Der Fernseher bewegte sich langsam nach links, geschoben von einer großen und schlanken Person – größer als Boukman –, einer Silhouette, die manchmal für einen kurzen Moment in den schwachen Lichtschein trat und dann wieder verschwand.
    In einiger Entfernung blieb der Fernseher stehen.
    Max starrte in die schwarze Leere vor sich und sah die schwachen Umrisse einer Person, die sich kaum von der Dunkelheit abhoben. Über dem Fußboden schwebte ein rosafarbenes Licht. Max schaute genauer hin und sah eine geöffnete Falltür und Stufen, die nach unten führten.
    »Warum hast du mich nicht einfach umgebracht?«, fragte er.
    »Rache ist nie genug«, sagte Boukman. »Es wäre zu einfach gewesen, ich hätte mich von hinten an dich anschleichen und dir eine Kugel in den Kopf jagen können. Ich hätte es tun können. Aber ich habe mich dagegen entschieden. Was kommt nach dem Mord? Stell dir vor: Du liegst tot da, und ich schaue auf deinen toten Körper hinab, und ich hasse dich immer noch, will dir immer noch wehtun. Ich will, dass du wieder aufwachst, damit ich dich noch einmal umbringen kann, bis ich befriedigt bin. Aber das geht nicht. Weil du schon tot bist. Was kann ich also tun? Wie kann ich dich noch einmal und immer wieder töten? Wie kann ich genug kriegen?
    Also mache ich es nach und na ch, Stück für Stück. Ich nehme dir alles . Alles, was du liebst, was dir wichtig ist, alles, was du kennst, dessen du dir sicher bist. Ich töte deine Freunde, stehle dein Geld, ich brenne dein Haus mit allen deinen Erinnerungen nieder, ich nehme dir deine Arbeit. Und ich sehe zu, was das mit dir macht. Wie die Trauer dich lähmt. Wie die Einsamkeit dich auffrisst. Wie die Armut dich einengt, dich wie einen Gefangenen hält.
    Und dann fange ich erst richtig an«, sagte Boukman. Seine Stimme klang, als hätte sie mit seinen Worten nichts zu tun, als würde er bei einem Sehtest Buchstaben vorlesen. »Ich hätte dich in deinem Haus sterben lassen können, als ich es in Schutt und Asche legte. Aber ich habe dafür gesorgt, dass du lebend rauskommst. Damit du noch einmal von vorn anfangen konntest, bei null.
    Ich habe dir Arbeit gegeben. Du hast wieder als Privatdetektiv angefangen, wie ich erwartet hatte. Was hättest du anderes tun sollen? Ich habe dir Mandanten geschickt. Ich habe sie selbst erfunden. Ich habe dir Schauspieler geschickt, die den gehörnten Ehemann oder die Ehebrecherin spielten. Die Arbeit war unter deiner Würde, eine Beleidigung deiner Fähigkeiten, eine Demütigung. Aber du musstest sie annehmen, weil du das Geld brauchtest. Ich habe ihnen dein Geld gegeben, um dich damit zu bezahlen. Ich habe

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