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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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zweiten Tasse, die langsam kalt wurde. Penny hatte noch ein Stück Sahnetorte probiert, aber nur einen Bissen davon zu sich genommen. Sie wusste nicht genau, ob es am Kuchen oder an ihrer Laune lag, aber da ihr eigentlich nichts schmeckte, musste es wohl ihre Stimmung sein. Hin und wieder langte der Necroscope in seine Innentasche und legte die Hand um Johnnys abscheuliche Stahlrohr-Waffe. Jedes Mal, wenn er das machte, bekam Penny es mit – ihr war klar, dass er den Gegenstand berührte, der sie einst getötet hatte, und ihr schauderte.
    Als Harry erneut in die Tasche fasste, brach es schließlich aus ihr heraus: »Was, wenn er nicht anhält? Wenn er bis London weiterfährt?«
    Harry zuckte die Achseln. »Wenn es den Anschein hat, dass er das tut, lasse ich ihn bis ... bis ...« Er verstummte abrupt, als seine Finger das furchtbare Messer berührten, und schloss hinter den dunklen Brillengläsern für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, lag in seiner Stimme eine schneidende Kälte. »Aber dazu wird es nicht kommen. Eben hat er angehalten!«
    »Weißt du auch, wo?«
    Sie griff nach seiner Hand.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, besteht darin, hinzugehen und nachzusehen.«
    »Oh, mein Gott!«, flüsterte sie. »Ich werde dem Mann begegnen, der mich umgebracht hat!«
    »Und was wichtiger ist«, sagte Harry: »Er wird dir begegnen. Das dürfte ihm zu denken geben. Wenn er Zeitung liest, wird er wissen, dass Penny, eins der Mädchen, die er umgebracht hat, eine Doppelgängerin hatte, die durch einen merkwürdigen Zufall ebenfalls Penny heißt! Aber es wird ihm schwer fallen zu glauben, dass sie ihm tatsächlich über den Weg läuft. Ich meine, es gibt Zufälle und Zufälle! Wenn er überhaupt etwas im Kopf hat, wird es ihm verdammt verdächtig vorkommen. Es wird ihn beunruhigen. Ich denke, er hat schon ein paar Seelenqualen verdient, ehe wir endgültig mit ihm abrechnen.«
    »Wir?«, wiederholte sie. »Harry, ich ... ich habe das Gefühl, dass du mich benutzt.«
    »Kann schon sein«, entgegnete er, während er sich von ihr aus der Cafeteria hinaus in die Nacht führen ließ. »Aber nicht so schlimm, wie er es getan hat. – Und sag mir bloß nicht, dass das unfair oder nicht gerecht wäre«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Mit der Gerechtigkeit verhält es sich wie mit der Schönheit: Schön ist immer gerade das, was man dafür hält. Außerdem verlange ich ja gar nicht viel von dir, nur dass du da bist. Es gibt da noch jemand anderen, der eine viel größere Rolle zu spielen hat.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte sie, als er sie in die Arme schloss, ein Tor heraufbeschwor und sie über die Schwelle ins Möbius-Kontinuum trug. Mit dem, was du über Gerechtigkeit und Schönheit gesagt hast, meine ich. Tatsache ist: Ich glaube nicht, dass Johnny irgendetwas Gutes verdient hat.
    Nein , erwiderte Harry, grimmig, und eigentlich dürfte man auch nicht fair zu ihm sein. Es wird trotzdem gerecht zugehen, und zwar Auge um Auge ...

SIEBTES KAPITEL
    Johnny hatte an einer Autobahnraststätte nördlich von Newark gehalten. Statt für die befahrenere M1 hatte er sich für das Kreuz an der A1 entschieden, weil die Tankstellen hier lohnendere Aussicht auf Opfer boten. Außer Fernfahrern und Reisenden kamen hier auch Einheimische hin. Johnny wusste aus Erfahrung, dass, wenn die Diskotheken in den kleineren Städten und Dörfern gegen Mitternacht schlossen, die Jugendlichen ihren Weg hierher fanden, um nach einer durchzechten Nacht voller Alkohol und was auch sonst immer noch ein günstiges Raststättenessen zu ergattern. Er hatte hier schon früher Rast gemacht, aber bisher kein Glück gehabt. Vielleicht klappte es ja heute Nacht.
    Mit Kupplung und Druckluftbremse hatte er den großen Sattelzug so lange über den Asphalt manövriert, bis er einen Parkplatz gefunden hatte, auf dem er mit der Schnauze in Richtung Ausfahrt stand. Manchmal war es ganz gut, wenn man von solchen Orten ohne viel Aufhebens wieder wegfahren konnte. Die Raststätte lag an einem viel befahrenen Autobahnkreuz. Auf dem Pkw-Parkplatz herrschte reger Betrieb, während der Parkplatz für Lkw zur Hälfte leer stand. Die Leute kamen und gingen in kleinen Gruppen in das hell erleuchtete Restaurant. Johnny würde nur ein weiteres Gesicht vor einem Teller mit Hähnchen und Pommes frites und einem Glas alkoholfreiem Bier sein.
    Drinnen stand nur eine kurze Schlange vor der Selbstbedienungstheke. Wenig

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