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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gehirn, das ganze Universen kontrolliert, in dem einfache Geschöpfe wie ich nicht mehr sind als bloße Synapsen, die Gedanken und Absichten weiterleiten und dabei möglicherweise einen ... höheren Willen erfüllen?«
    Mittlerweile hatte sich der Traum des Necroscopen zu einer fiebrigen Angelegenheit entwickelt, voller Ideen, Gespräche und Gedankensprünge aus seiner Vergangenheit, selbst aus vergangenen Träumen, die sich alle zu einer unentwirrbaren Folge realer und surrealer Bilder vermischten. Sie zeigten sein Dasein als von Anfang an dem Wandel unterworfen – gleichsam wie sein metamorphes Fleisch war es aufgebrochen, um seltsame Entdeckungen und Vorstellungen hervorzubringen. Wie die letzte Vision eines Sterbenden umfasste sein Traum, in wenige Augenblicke zusammengedrängt, die entscheidenden Elemente seines gesamten Lebens.
    Als ihm der kalte Schweiß ausbrach, hätte Karen ihn beinahe sanft geweckt. Doch was er erzählte, faszinierte sie. Außerdem brauchte er seinen Schlaf, um Kraft für die bevorstehende Schlacht zu sammeln. Vielleicht würde er sich ja wieder beruhigen, wenn der Albtraum vorüber war. Deshalb saß sie nur neben ihm, während ihm der Schweiß von der Stirn lief und er von Dingen fantasierte, die ihr Vorstellungsvermögen überstiegen.
    Er redete von der Relativität der Zeit und der Geschichte, der Zukunft wie der Vergangenheit, die zwar nebeneinander existierten, sich jedoch in einem seltsamen »Anderswo« abspielten. Er sprach von den Toten – nicht den Untoten, sondern von denen, die wirklich tot waren und in ihren Gräbern geduldig auf einen Neuanfang, ihre Wiederkunft harrten. Und er redete von einem großen Licht, dem Ur-Licht. »Es ist der sich noch immer fortsetzende, endlose Ur-Urknall, mit dem sich alle Universen in alle Ewigkeit ausdehnen, hinaus aus der Dunkelheit!« Er redete von Zahlen, die über die Macht verfügten, Raum und Zeit voneinander zu trennen, und von einer metaphysischen Gleichung, »die es nur deshalb geben darf, weil sie das Bewusstsein über die Spanne des rein Fasslichen hinaus zu erweitern vermag.«
    Einerseits handelte es sich um das unbewusste Umherwirbeln Harrys genialer, instinktiver mathemathischer Fähigkeiten, verstärkt durch seinen Vampir, der sich nun in den Vordergrund drängte. Auf einer höheren Ebene jedoch war es der heftige Widerstreit zweier einander gänzlich entgegengesetzter elementarer Kräfte: Licht und Dunkel, Gut und Böse, Erkenntnis um ihrer selbst willen (oder Sünde) und völlige Erkenntnislosigkeit, also Unschuld. Es war der unbewusste Kampf des Necroscopen mit sich selbst, der in ihm ausgetragen wurde. Er musste kämpfen und siegen, damit das Dunkel nicht endgültig die Oberhand gewann. Denn Harry selbst würde der strahlende Hüter zukünftiger Welten sein – oder ihr völliger Untergang, noch ehe sie überhaupt entstanden waren.
    Karen wusste nichts von alldem, nur, dass sie ihn jetzt noch nicht wecken durfte. Und Harry fieberte weiter. »Ich könnte dir Formeln nennen, die du dir niemals träumen lassen würdest ...«, höhnte er aus einer beinahe vergessenen Vergangenheit heraus, während seine Augen unter den gesenkten, wild flackernden Lidern in grellem Rot funkelten. »Auge um Auge, Dragosani, Zahn um Zahn! Ich war Harry Keogh ... wurde zum sechsten Sinn meines eigenen Sohnes, bis ich in Alec Kyles entleerten Kopf gesogen und sein Körper zu meinem wurde ... Faethor, der Lügner, wollte mit mir darin wohnen. Und wo ist Faethor jetzt? Wo Thibor? Und was ist mit Bodescus Balg? Oder mit Janos?« Plötzlich begann er zu schluchzen. Dicke Tränen quollen unter seinen leuchtenden Augenlidern hervor.
    »Und was ist mit Brenda? Sandra? Penny? Bin ich verflucht, oder ist es ein Segen ...?
    Ich hatte Millionen Freunde, denen es eigentlich ganz gut ginge, wenn sie nicht tot wären! Sie ›lebten‹ in einer Dimension jenseits des Lebens, wo ich mich immer noch mit ihnen unterhalten und sie sich immer noch daran erinnern konnten, wie es war, lebendig zu sein.
    Es gibt viele Dimensionen, zahllose Seinsebenen, Welten ohne Ende. Myriaden kegelförmiger Universen des Lichts. Ich weiß, wie sie entstanden sind. Und vor mir wusste es Möbius. Pythagoras mag etwas davon geahnt haben, aber Möbius und ich, wir wissen es! Es werde ...«
    Er kniff die fest geschlossenen Augen zusammen. »Es werde ...« Riesige Schweißperlen traten auf seinen zitternden, aschfahlen Körper. »Es werde ...«
    Zuletzt konnte Karen seine Qualen – denn es

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