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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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konnte sich nur um Qualen handeln – nicht länger mit ansehen. Sie hielt ihn fest, damit er aufhörte, sich hin- und herzuwälzen, und flehte ihn an: »Was soll denn werden, Harry?«
    »Licht!«, knurrte er. Mit einem Mal schlug er die Augen auf. Sie blickten zornig und glühten vor Erregung.
    »Licht?«, wiederholte sie verwundert.
    Mühsam versuchte er sich aufzusetzen, gab es auf und ließ sich in ihre Arme sinken. Er sah sie an, nickte und sagte: »Ja, das Ur-Licht, das Seinem Geist entsprang.«
    Harry hatte seit jeher sonderbare Augen gehabt, schon bevor sein Vampir sie blutrot färbte. Doch nun veränderten sie sich von Sekunde zu Sekunde. Karen sah zu, wie erst der Zorn aus ihnen wich, dann die Angst, und beobachtete fasziniert, wie sie vollkommen ausdruckslos wurden. Selbst die Leidenschaft der Wamphyri schwand aus ihnen. Denn bis auf eine einzige Ausnahme war der Necroscope der Erste seiner Art, der die Wahrheit erkannte und glaubte.
    »Seinem Geist?«, wiederholte Karen, erstaunt darüber, wie sanft sein Gesicht wirkte, fast wie das eines Kindes.
    »Dem Geist ... Gottes?« Auch jetzt war Harry sich immer noch nicht ganz sicher, aber fast. »Eines Gottes zumindest«, sagte er schließlich und lächelte. »Des Schöpfers!«
    Tief in seinem Innern zog sein Vampir sich zusammen und machte sich ganz klein, denn instinktiv war ihm bewusst, dass ihm die Niederlage drohte; vielleicht haderte er auch mit seinem Schicksal, das ihn ausgerechnet mit einem Mann verbunden hatte, der sich nichts sehnlicher wünschte, als ... ein Mensch zu sein.

SECHSTES KAPITEL
    Von da an war der Necroscope wie verwandelt. Er hatte seinen Parasiten wieder unter Kontrolle. Seine Menschlichkeit hatte die Oberhand gewonnen. Ganz anders dagegen Karen: Sie bestand darauf, dass er sie bei ihren Überfällen nach Sunside begleiten solle, um sich Blut zu holen. Selbstverständlich wollte er nichts davon wissen, und sie wurde wütend.
    »Aber du hast noch kein Blut getrunken!«, knurrte sie ihn jedes Mal an, wenn sie sich liebten. »Nur Blut vermag die wahre Wut der Wamphyri freizusetzen, denn das Blut ist das Leben! Wenn du kein Blut trinkst, verfügst du nicht über die volle Kraft deines Vampirs. Du musst dich für den Kampf stärken, willst du das nicht einsehen? Wie soll ich es dir denn erklären?«
    Doch eigentlich brauchte sie ihm gar nichts zu erklären. Harry wusste sehr wohl, was sie meinte. Er hatte es bereits zu Hause, in seiner eigenen Welt, gesehen, und zwar bei Boxern, in dem Moment, in dem der Gegner anfing zu bluten. Allein der Anblick und der Geruch des Blutes spornten sie dazu an, noch fester zuzuschlagen, sodass sie mit doppelter Entschlossenheit angriffen und ständig auf ein und dieselbe feuchte, rot glänzende Stelle einhämmerten. Er hatte es bei Katzen gesehen – bei kleinen wie bei großen. Der erste Tropfen Mäuseblut verwandelte ein Kätzchen in ein Raubtier und trieb das Raubtier zur Raserei. Und schließlich Haie: Nichts in ihrem weitgehend unbekannten Lebenszyklus hatte für sie auch nur annähernd die Bedeutung von Blut!
    Doch Harry pflegte immer nur zu antworten: »Ich habe gut gegessen!«
    Hah!, hörte er sie in seinen Gedanken verächtlich schnauben. »Was denn? Etwa Schweinefleisch, und dazu noch gebraten? Wie willst du davon denn Kraft kriegen?«
    »Mir genügt es.«
    »Aber deinem Vampir nicht.«
    »Dann soll der Kerl eben verhungern .« Doch das war auch schon der größte Zornesausbruch, zu dem er sich hinreißen ließ.
    Hin und wieder versuchte er es ihr zu erklären: »Was geschehen soll, wird geschehen. Wir haben es doch in der Zukunft gesehen, im Möbius-Kontinuum. Wenn ich in meinem Leben eins gelernt habe, Karen, dann das: Versuche niemals, deiner Zukunft zu entgehen oder zu ändern, was dort für dich geschrieben steht. Denn es steht nun mal geschrieben. Uns bleibt nur, darauf zu hoffen, dass wir es eines Tages vielleicht besser verstehen.«
    Hah! , schnaubte sie abermals und fuhr heftig fort: »Wer gibt sich jetzt denn geschlagen, bevor der Kampf überhaupt losgeht?«
    »Glaubst du, es reizt mich nicht?«, erwiderte er. »Oh, und wie, das kannst du mir glauben! Aber ich kämpfe jetzt schon so lange gegen dieses Ding in mir an, dass ich es einfach nicht gewinnen lassen kann, ganz gleich, wie hoch der Preis dafür sein mag. Was hätte ich denn davon, wenn ich der Wut und der Gier in mir nachgeben würde, wenn ich hinausginge, um einen Menschen zu töten und sein Blut zu trinken? Würde mir das die

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