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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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vermögen?«
    Harry hatte ihr kaum zugehört. Seine Gedanken arbeiteten immer noch auf Hochtouren. »Wie viele werden es wohl sein?«, fragte er schließlich. »Shaitan führt sie an, und Shaithis mit ihm. Aber wer ist sonst noch dabei?«
    »Die Überlebenden der Schlacht um den Garten«, erwiderte Karen. »Falls sie die Eislande ebenfalls überlebt haben.«
    »Ich erinnere mich«, nickte Harry. »Wir haben schon einmal darüber gesprochen: Fess Ferenc, Volse Pinescu, Arkis Leprasohn und ihre Sklaven. Nicht mehr als eine Hand voll. Beziehungsweise, falls noch andere der Alten Lords die Entbehrungen der Verbannung überlebt haben, eine große Handvoll.« Er richtete sich auf. »Aber ich bin immer noch der Necroscope. Und ich sage noch einmal: Können sie nach Belieben durch das Möbius-Kontinuum kommen und gehen? Können sie etwa die Toten aus ihren Gräbern erwecken?« Bei sich dachte er: Kannst du es denn, Harry? Kannst du es?
    »Möglicherweise beherrscht Shaitan diese Kunst«, entgegnete sie. »Immerhin war er der Erste der Wamphyri. Seither hat er genügend Zeit gehabt, sich damit zu befassen. Es ist durchaus möglich, dass er in der Lage ist, den Toten ihre Geheimnisse zu entreißen.«
    »Aber werden sie auch kommen, wenn er sie ruft?«, knurrte Harry. Im Schein des Feuers wirkten seine Augen wie zwei funkelnde Rubine. »Nein, nein, ich habe an Necroscopie gedacht, nicht an Nekromantie! Ein Nekromant kann vielleicht eine Leiche oder auch eine vor langer Zeit verstorbene Mumie ›verhören‹. Ich aber spreche mit den Geistern der Toten selbst. Und sie lieben mich; ja, für mich werden sie sich sogar aus ihren Gräbern erheben ...« Du lügst. Jetzt belügst du dich sogar schon selbst. Du bist ein Wamphyri, Harry Keogh! Die Toten aufwecken? Das hast du früher einmal gekonnt, früher.
    Er sprang auf. »Ich muss es versuchen.« Damit begab er sich hinab in die Ausläufer der Berge von Starside unterhalb des Gartens, wo er vor langer Zeit eine Armee mumifizierter Trogs heraufbeschworen hatte, damit sie gegen die Trogs der Wamphyri kämpften. Er sprach zu ihren Geistern, wie er es immer getan hatte, doch nur der Nordwind antwortete ihm. Er spürte, dass sie da waren, ihn hörten; aber sie schwiegen. Sie hatten jetzt ihren Frieden. Was ging sie die Aufregung des Necroscopen an?
    Er ging hoch in den Garten. Dort gab es Gräber, viel zu viele, nun allerdings ungepflegt: Traveller, die in der großen Schlacht gefallen waren, und Trogs, die man in Nischen unter den Felszacken beigesetzt hatte. Auch sie hörten ihn und wussten sehr wohl, wer er war. Aber sie spürten noch etwas anderes in ihm, was ihnen nicht gefiel. Ah, Wamphyri! Ein Nekromant! Dieser Mann oder vielmehr dieses Ungeheuer kannte Worte, die sie auch gegen ihren Willen zu einer entsetzlichen Abart von Leben erwecken konnten.
    »Genau das könnte ich«, drohte er ihnen, als er ihre Weigerung, ihre Angst spürte. Doch eine Stimme in ihm sagte: Was, etwa wie Janos Ferenczy? Wie viel ist deine Menschlichkeit jetzt denn noch wert?
    Er kehrte zurück in die Feste, zu Karen, und sagte ihr niedergeschlagen: »Früher einmal ... hätte ich über ein ganzes Heer von Toten gebieten können. Heute gibt es nur uns beide.«
    Uns drei! , erklang das Knurren des Herrn in ihren Gedanken, und zwar so deutlich, als stehe er neben ihnen. Ihr habt einmal für mich gekämpft. Ihr beide. Jetzt bin ich an der Reihe.
    Wie es aussah, war die Sache damit entschieden, der weitere Kurs festgelegt. Auch wenn sie eigentlich nie eine andere Wahl gehabt hatten.
    Karen holte ihren Kampfhandschuh und tauchte ihn in eine säurehaltige Reinigungslösung. Danach fing sie an, die Gelenke zu ölen. »Lesk dem Vielfraß habe ich bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen!«, sagte sie. »Aye, und es gab noch eine Menge mehr, wovor man sich damals in Acht nehmen musste. Und so langsam dämmert es mir: Ich habe keine Angst um mich, sondern um das, was wir verlieren könnten. Wenn man es sich allerdings genauer betrachtet, nun ja, was haben wir schon zu verlieren?«
    Harry sprang auf, lief auf und ab, schüttelte die Fäuste und schäumte dabei vor Wut. Dann ergriff eine tödliche Ruhe von ihm Besitz. Es war natürlich sein Vampir, der immer noch danach strebte, die Kontrolle zu übernehmen. Harry nickte viel sagend und brummte: »Nun, möglicherweise habe ich dich lange genug unterdrückt. Vielleicht ist es an der Zeit, dich herauszulassen.«
    »Bitte?« Karen sah von der Arbeit an ihrem Handschuh

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