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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ihn nicht mal richtig angesehen dabei. Er schien jedenfalls kein übler Kerl zu sein, und aufdringlich war er auch nicht. Als er mit seinem Kaffee fertig war und aufgestanden ist, habe ich ihn gefragt, in welche Richtung er fuhr.
    »Wo willst du hin?«, fragte er mich. Seine Stimme war sanft und kein bisschen unfreundlich.
    Ich sagte ihm, wo ich wohnte, und er meinte, dass er das kenne. »Du hast Glück«, sagte er. »Ich fahre dort auf der Autobahn vorbei. Ungefähr acht Kilometer von hier? Da gibt es eine Ausfahrt, an der ich dich absetzen kann. Ein paar hundert Meter weiter, und du stehst vor deiner Tür. Näher kann ich dich nicht ranbringen, weil mein Fahrtenschreiber das verraten würde. Du hast die Wahl. Vielleicht ist es dir lieber, ein Taxi zu rufen?«
    Aber ich dumme Kuh konnte natürlich nicht widerstehen.
    Wir verließen die Cafeteria und gingen zum Lkw-Parkplatz. Er war ein ganz Ruhiger und hatte es nicht eilig. Ich fühlte mich bei ihm total sicher! Er fuhr einen dieser großen, modernen Kästen. Wir kamen von hinten, und im Licht der Scheinwerfer von der Autobahn sah ich, dass der Lastzug eisblau lackiert war und die Aufschrift FRIGIS EXPRESS trug. Ich erinnere mich deshalb so deutlich daran, weil die Farbe bei dem einen Balken des X abgeblättert war, sodass es ausgesehen hat wie ›EYPRESS‹.
    An der Rückseite blieb mein Fahrer stehen, sah mich an und sagte: »Ich will nur sichergehen, dass die Tür auch richtig geschlossen ist.«
    Ich stand neben ihm und schaute zu, wie er die Rolltür hochgleiten ließ. Sie war so breit wie der ganze Lastzug. Ein Schwall eiskalter Luft drang heraus, bildete eine kleine Dunstwolke, und ich fror. Drinnen ... na ja, es schien, als hingen da Reihen von Schweinehälften oder so, aber es war dunkel, und ich konnte nichts Genaues erkennen. Er fasste mit beiden Händen hinein und machte irgendwas, blickte dann über die Schulter zu mir zurück und sagte: »Alles okay.« In dem Moment kam mir zu Bewusstsein, dass er noch immer kein einziges Mal gelächelt hatte. Nicht ein Mal!
    Er deutete zum Führerhaus, und als er begann, die Tür wieder herunterzurollen, wandte ich mich von ihm ab und ging nach vorn. In dem Augenblick packte er mich von hinten. Einen Arm schlang er um meinen Hals, und mit der freien Hand hielt er mir etwas vors Gesicht. Natürlich habe ich nach Luft geschnappt – und Chloroform eingeatmet!
    Ich strampelte und wehrte mich, aber so saugt man unwillkürlich noch mehr Luft ein! Und dann wurde mir schwarz vor Augen ...
    Als ich wieder zu mir kam, lag – oder rutschte – ich auf einem Block Eis herum; jedenfalls hatte ich das Gefühl. Ein Geruch lag in der Luft, den ich nicht definieren konnte. Mir war einfach zu kalt. Alle meine Sinne waren taub vor Kälte. Außerdem war mir schwindlig und übel vom Chloroform.
    Dann erinnerte ich mich an alles und wusste, dass ich mich hinten im Truck befinden musste und hin und her rutschte, wenn er bremste oder beschleunigte. Natürlich war mir klar, dass ich in großen Schwierigkeiten steckte. Was mein Fahrer auch wollte, er würde es bekommen. Und dann bestand ja noch die Möglichkeit, dass er mich umbringen würde. Ich hatte seinen Lastzug gesehen und ihn auch, ich konnte ihn beschreiben, wenn auch nicht genauer, aber das würde mit Sicherheit noch kommen ... Ich war so was wie eine Todeskandidatin.
    Ich kroch in eine Ecke des riesigen Kühlschranks – das war es wohl, eben so ein Gefriertransporter – und versuchte, etwas Wärme in meinen Körper zurückzubringen. Ich schlang die Arme um mich, rieb mir die Hände, schlug um mich, aber so schwach wie ich nach dem Chloroform noch war, brachte das nichts.
    Dann, nach vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten, rumpelten die Räder über unebenen Grund und ich hörte die Luftdruckbremsen zischen. Ich hatte und habe keine Ahnung, wo wir uns befanden, denn ich habe die Außenwelt nie mehr gesehen. Der Truck hielt an. Nach einer Weile wurde die Tür hochgerollt. Draußen war es dunkel, und eine dunkle Gestalt stieg schwer atmend über die Rampe herein. Er zog die Tür hinter sich wieder hoch und schaltete die trübe Innenbeleuchtung ein – nur eine einzelne Birne unter einem Gitter an der Decke. Und dann kam er zu mir.
    Er trug einen langen, fleckigen, dunklen Ledermantel mit braunem Fell auf der Innenseite; den zog er aus und warf ihn über mich. »Leg dich drauf!«, befahl er mir schnaufend. Aber seine Stimme war genauso kalt wie dieser Platz, an dem er mich haben

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