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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schlanker, drahtiger Asiat. Seine Fähigkeiten waren erstaunlich. Er verfolgte russische Atom-U-Boote, IRA-Terroristen, Drogendealer. Besonders Letztere. Chungs Eltern waren drogenabhängig gewesen, und ihre Abhängigkeit hatte sie in den Tod getrieben. So hatte sich seine Gabe entwickelt, und mittlerweile wurde er immer besser.
    Bei Anna Marie English lag der Fall anders. Dreiundzwanzig, Brillenträgerin, nervös, blass, nachlässig gekleidet – kaum das Ebenbild einer englischen Rose! Doch ihr Äußeres war das Resultat ihrer Gabe: Sie war eins mit der Erde, jedenfalls erklärte sie es so. Sie spürte, wie die Regenwälder abgeholzt wurden, wie das Ozonloch sich ausdehnte, das Land um die Wüsten herum austrocknete und ebenfalls zur Wüste wurde, und die Bodenerosion im Gebirge machte sie krank. Sie war weit über das normale menschliche Maß hinaus »umweltbewusst« und hätte sämtliche Greenpeace-Kampagnen dirigieren können – wenn ihr jemand geglaubt hätte. Das Dezernat glaubte ihr und nutzte ihre Fähigkeiten auf dieselbe Weise wie Chungs Gabe. Sie spürte illegale nukleare Abfälle auf, warnte vor Pflanzenkrankheiten und Tierseuchen, schrie heraus, wo wieder Elefanten und Wale und andere bedrohte Spezies getötet wurden. Und sie musste nur in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass es mit der Erde abwärts ging.
    Dann war da Geoffrey Paxton, einer von mehreren Telepathen. Eine unangenehme Person, wie der Minister fand, allerdings ziemlich nützlich. Paxton war ehrgeizig; er wollte alles! Besser, ihn anzustellen, wo auch er selbst unter Beobachtung stand, als ihn zum hochklassigen Erpresser oder zum Gedankenspion einer fremden Macht werden zu lassen. Er würde Paxtons Laufbahn sehr aufmerksam verfolgen ...
    Sechzehn ESPer waren hier unter einem Dach versammelt, und elf weitere befanden sich an verschiedenen Punkten über die ganze Welt verstreut im Dienst. Sie wurden ihren Talenten entsprechend bezahlt, und nicht zu schlecht! Sie waren ihr Geld wert! Sollten sie sich je entschließen, auf eigene Faust zu arbeiten ... das würde erheblich teurer werden.
    Sechzehn von ihnen, und natürlich musterten auch sie den Minister intensiv: einen Mann, der sich bislang immer im Hintergrund gehalten hatte und auch gern dort geblieben wäre, doch nun hatte ihn eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit hervorgelockt. Er war Mitte vierzig, klein und agil, das dunkle Haar mit reichlich Pomade zurückgekämmt. Er ließ sich nicht die geringste Nervosität anmerken, trug einen dunkelblauen Anzug, eine hellblaue Krawatte und schwarze Schuhe. In seinem Gesicht zeigten sich kaum Falten, und die Augen waren klar und blau. Allerdings wirkte er seit seiner Unterhaltung mit Ben Trask ein wenig besorgt.
    »Ladies und Gentlemen«, begann er ohne Umschweife, »was ich Ihnen zu sagen habe, würde jedem außerhalb dieser Mauern völlig fantastisch vorkommen, aber das wäre ja bei fast allem der Fall, was hier vorgeht. Ich will Sie nicht mit Dingen langweilen, die Ihnen ohnehin bekannt sind. Wir haben ein Riesenproblem, Leute! Ich werde Ihnen sagen, wie es dazu kam und wie wir davon erfahren haben, und dann sagen Sie mir bitte, was wir dagegen unternehmen sollen. Sie müssen das wissen, denn Sie haben in solchen Dingen die praktische Erfahrung, die mir fehlt. Geradeheraus gesagt: Sie sind die einzigen Menschen, die dieses Problem überhaupt lösen können.«
    Er holte tief Luft und fuhr fort: »Vor einiger Zeit haben wir einen Verräter zum Chef des E-Dezernats ernannt. Ja, ich spreche von Wellesley. Nun, er kann uns keinen Schaden mehr zufügen. Doch es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass etwas Ähnliches nicht mehr vorkommen wird. Klar, wir benötigten jemanden, der die Spione im Auge behält. Nun weiß ich, dass es bei Ihnen ein ungeschriebenes Gesetz gibt: Niemand bespitzelt den anderen. Also konnte ich auf keinen von Ihnen zurückgreifen. Ich musste mir jemanden von außerhalb des Dezernats suchen, der nur mir allein verantwortlich ist. Daher wählte ich Geoffrey Paxton, einen Neuling, als meinen Wächter über die Wächter.«
    Er hob sofort beide Hände, als wolle er Proteste abwehren, doch die kamen – noch – nicht. »Keiner von Ihnen, und ich meine wirklich keiner von Ihnen, stand irgendwie unter Verdacht. Doch nach dem Fall Wellesley konnte ich kein Risiko mehr eingehen. Dennoch möchte ich betonen, dass Ihr Privatleben immer noch Ihre Privatsache ist. Paxton hatte strenge Anweisungen, nicht im privaten Bereich

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