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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sehen, was er sehen würde. Nichts von alldem löste bei ihm auch nur den geringsten Schrecken aus. Diese Kreaturen waren allesamt Leben, und Leben war Blut. Und umgekehrt, wie es in einer alten Wamphyri-Redensart ausgedrückt wurde: Das Blut ist das Leben ...
    Für eine Zeit, die auf der Erde zweieinhalb Tagen gleichkam, trieb Shaithis den Geflügelten beständig nach Norden; bis er, am Ende eines kräftezehrenden Gleitfluges, da es für den Hybriden höchst nötig war, wieder emporzusteigen, Bären erspähte, die sich im Sternenschein auf einer Treibeisscholle am Rande eines eisüberwucherten Meeres aalten. Shaithis’ Flugkreatur war müde, ihre Fettpolster, Körperflüssigkeiten sowie das metamorphe Fleisch waren aufs Äußerste beansprucht worden. Starside war kalt, die Eislande jedoch waren um vieles kälter. Dieser Ort hier mochte so gut sein wie jeder andere, um eine Weile zu rasten, denn auch Shaithis war müde. Und hungrig.
    Dort, wo eine Eisklippe hoch über die See aufragte, hieß er die Flugkreatur landen und befahl ihr, an Ort und Stelle zu bleiben, während er bereits unterwegs war und sich dem gefrorenen Ufer näherte. Die Höhe machte sie zu einer guten Startrampe, wenn es an der Zeit war, die Reise fortzusetzen. Vierhundert Meter entfernt spürten die Bären sein Nahen; zwei von ihnen richteten sich auf der schwankenden Scholle auf die Hinterläufe auf, sogen misstrauisch die Luft ein und grollten verdrossen. Es waren weibliche Tiere; ihre Jungen tollten um sie her, als sie zornig und warnend zu brüllen begannen.
    Shaithis lächelte grimmig und schritt ihnen entgegen. Ihr Gebrüll war ihm eine Herausforderung. Seine Wamphyri-Natur reagierte; sein Antlitz verlängerte sich, nadelspitz zulaufende Sichelzähne brachen durch die Knorpelmasse von Kiefer und Zahnfleisch – eine Eruption knöcherner Dolche. Sein Mund füllte sich mit dem Salzgeschmack des eigenen Blutes, und auch dies diente seiner monströsen Metamorphose.
    Der Vampir-Lord maß gut und gerne zwei Meter zehn, doch die Bären, wie sie nun auf der Eisscholle brummten und brüllten und sie beinahe umzukippen drohten, mussten ihn allesamt um mehr als einen halben Meter überragen! Ihre Tatzen waren drei Mal so groß wie Shaithis’ Hände und mit mörderischen Klauen bewehrt – ein einziger Rammstoß dieser Spieße vermochte nicht nur die größten Fische mühelos zu töten und zu zerfetzen.
    Ah!, dachte er. Gutes, starkes Fleisch, und die geborenen wilden Kämpfer. Was für Krieger könnte ich aus euresgleichen erschaffen!
    Nun trennten sie kaum mehr hundert Meter voneinander, und dies war eindeutig zu nahe für die stillenden Muttertiere. Sie stürzten sich in die bitterkalt-tosenden Wogen und glitten wie bleiche Schemen dem Strande zu. Sie würden dieses Zweibeiner-Geschöpf flüchten sehen – oder es zerreißen. Kam es zu Ersterem – gut. Und wurde das Zweite nötig: Nun, es bedeutete gutes rotes Fleisch für die Jungtiere.
    Shaithis, weniger als fünfzig Meter von ihnen entfernt, als sie aus dem Wasser schnellten und sich wie gewaltige, struppig-weiße Köter auf allen vieren stehend schüttelten, nahm seinen Kampfhandschuh vom Gürtel und stieß die rechte Hand hinein. Wohlan, kommt, kommt, Ladies, drängte sein telepathischer Geist und wusste doch nicht, ob sie ihn zu hören vermochten und nichtsdestotrotz wenig darauf gaben! Ein langer, hungriger Weg liegt hinter mir, und ein kalter, hungriger Weg ist noch zu gehen.
    Nach wie vor maß seine ›Hand‹ lediglich zwei Drittel von ihrer Größe; doch musste sie als weit tödlicher gelten. Weit spreizte er die Finger im Innern des Kampfhandschuhs, und die groteske Handfläche verwandelte sich in ein Gewirr blitzender Klingen und Schneiden und Sicheln. Und ballte er die Hand, so weit es nur ging, zur Faust, so standen rasiermesserscharfe Stacheln von den Knöcheln ab, und vier scharf gefeilte Eisennägel schnellten heraus und zeigten wie Rammsporne nach vorn.
    Die Bären stürmten heran; der um wenige Zentimeter kleinere führte nun. Shaithis hatte sich indessen für eine Kampfstätte entschieden: Er schüttelte seinen Mantel von den Schultern, stand schlank und hoch gewachsen im Zentrum eines flachen Eisklumpens inmitten einer schorfigen, krustigen Fläche. Die Bären waren bereits jetzt im Nachteil; rutschend und schlingernd durchquerten sie das zerklüftete Terrain. Sie brüllten, und der Vampir-Lord brüllte zurück, was ihre Tobsucht nur noch steigerte.
    Bisher hätte man Shaithis

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