Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Letzteren zumindest noch ein Rest des einstigen Feuers innewohnte.
    Als gelte es, diese Überlegung zu bekräftigen, kräuselte sich über dem zentralen und größten Vulkankegel ein wenig Rauch. Doch dieser Eindruck schwand und verstärkte sich und schwand abermals, je länger Shaithis dorthin starrte – es konnte genauso gut eine Sinnestäuschung sein. Das Leuchten der Sterne, die ungeheuerliche Aurora-Morgenröte: Das gesamte Dach der Welt war wie von unheimlichem blauem Tageslicht überstrahlt! Nicht, dass diese Helligkeit für einen Wamphyri von besonderer Wichtigkeit wäre; nein, denn ihr Element war die Nacht; ihre Augen vermochten selbst an den finstersten Orten zu sehen.
    Doch zurück zu den Säulen aus Eis: Shaithis widmete ihnen einen weiteren durchdringend-forschenden Blick. Verglichen mit den einstmals so machtvollen knöchernen und steinernen Türmen von Starside waren sie nichts als Maulwurfshügel – selbst der allerhöchste unter ihnen war weniger als halb so groß wie die niedrigste Feste. Dort, wo der Schnee sie nicht umhäufte, konnte man makelloses Eis erblicken; wie ins Riesenhafte gewachsene und auf den Kopf gestellte Eiszapfen wuchsen sie allüberall empor und umgaben den zentralen Vulkan in konzentrischen Kreisen. Wo das Licht ihre höchsten Bereiche durchdrang, war deutlich erkennbar, dass sie aus massivem Eis bestanden, durch und durch – wohingegen zahlreiche Fundamente einen steinernen Kern zu haben schienen. Also mochten dies Überreste aus einem Zeitalter sein, da der Vulkan noch aktiv gewesen war und gewaltige glühend heiße Steintrümmer ins eisige Umland geschleudert hatte. Im Verlauf der Jahrhunderte hatte sich das Eis Schicht um Schicht angehäuft, und so waren ganz allmählich diese ungleichmäßigen, schrundigen Türme entstanden. Es war eine Erklärung; sie mochte so gut sein wie jede andere.
    Dass die Eisburgen für Wohnzwecke ungeeignet waren, schien auf den ersten Blick offensichtlich, und so mochte Shaithis gut daran tun, weiterzufliegen. Doch dann sah er unweit des Fundaments einer solchen Burg etwas, das aussah wie ein zu Tode erschöpfter – gar erfrorener! – Hybride, und nun hieß er seine eigene Reit-Kreatur tiefer gehen, um einen näheren Blick darauf zu werfen. Abermals wählte er eine Eisklippe als Landeplatz; dort ließ er seinen Geflügelten zurück und ging nahezu einen Kilometer weit zu dem, was er von hoch droben erspäht hatte – einer riesenhaften, seltsam zerknautscht wirkenden Gestalt im gefrorenen Schnee.
    Ein Geflügelter, über und über von Raureif bedeckt, ausgezehrt und allem Augenschein nach tot. Doch niemand wusste besser als Shaithis von den Wamphyri, wie schwer es tatsächlich war, solch ein Geschöpf zu töten. Wie die Vampir-Lords, die sie erschufen, waren sie ins Leben gerufen, um dieses selbst unter widrigsten Umständen zu meistern. So schickte er eine telepathische Botschaft ans Gehirn des ungeheuerlichen Dings, welches alles in allem gut fünfzehn Meter von einer Flügelspitze zur anderen maß; befahl ihm, sich zu regen und zu erheben. Es tat nichts dergleichen, was ihn kaum überraschte: Ihre kleinen Gehirne waren selten auf einen anderen als den Geist ihres Meisters eingestellt. Jedoch hätte er zumindest ein winziges Zucken von Neugierde erwartet, und sei es auch nur aus dem einen Grund, dass von einem fremden Wamphyri-Lord eine Instruktion erteilt worden war. Ein solches Zucken hatte es nicht gegeben, weshalb davon auszugehen war, dass sein Gehirn tot sein musste. Desgleichen natürlich die gigantische Hülle, die es umschloss.
    Mühsam kletterte Shaithis über den buckligen Rand des zentralen Körpers zur Schädelbasis an den Ansatz der Schwingen und begutachtete Sattel sowie Staatsgeschirr – und bemerkte das ins Leder geprägte Wappenschild des Schöpfers und Meisters sogleich. Es war ihm vertraut: Die Karikatur eines Gesichts, grotesk und verzerrt von einer Unzahl mächtiger Geschwülste und Warzen! Nun lächelte Shaithis sein sardonisches Lächeln und nickte. Der Geflügelte war Lord Pinescus Kreatur gewesen.
    Volse Pinescu: dieser Allerhässlichste unter den Wamphyri, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, nässende Wunden und Geschwüre überall in seinem Antlitz, an seinem Leib, zu hegen und zu pflegen, in der Annahme, sein Aussehen könne dadurch nur umso einschüchternder wirken. Volse war also hier, eh? Shaithis gestand sich eine gewisse Überraschung ein, denn nach der Schlacht um den Garten hatte er die Lords

Weitere Kostenlose Bücher