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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Kopf. »Ich denke nicht. Ich weiß es nicht. Frank hat mir nichts erzählt, Grace. Ich musste es aus dem Fernsehen erfahren. Alles kann man aus dem Fernsehen erfahren. Und er erzählt mir nicht das Geringste. Ein anderes Feld ist heute Nacht in Flammen aufgegangen. Er versucht, mich zu beschützen, doch alles, was ich möchte, ist die Wahrheit. Hilf mir, die Wahrheit herauszufinden.«
    Grace zog die Tasche enger an sich heran und nickte.
    »Zwei Felder und ein toter Mann, Grace. Sei vorsichtig. Komm gesund zurück nach Hause.«
    »Natürlich, das mach ich. Sobald ich herausgefunden habe, wo mein Zuhause ist.«
    Jeanne legte die Nadel zur Seite und streckte die Arme aus. »Komm mal her, Schätzchen.«
    Grace ging auf sie zu und beugte sich für eine ungelenke Umarmung zu Jeanne hinunter. Jeannes Haut duftete intensiv und ledrig.
    Sie verharrte in dieser Haltung, und Jeanne wiegte lange ihren Kopf in den Armen.

6
    G race hatte leichte Kopfschmerzen und steckte im Fernverkehr in Richtung Norden auf der 15 fest. Sie fuhr vorbei an dem gelbbraunen Schild des Marinestützpunkts Pendleton, vorbei an der schwarz verbrannten Erde des Feuerwerkplatzes und dem Kontrollpunkt, an dem Polizisten Autos nach illegalen Einwanderern durchsuchten, vorbei an Autohändlern und akkuraten Reihen identischer Eigentumswohnungen, die mit hellroten Dächern verbunden waren.
    Ihr Weg führte sie vorbei an einer Kindertagesstätte mit Palmen auf einem braunen, steinigen Hügel und an Bäumen, die so gestutzt waren, dass sie wie aufgereihte Kreuze wirkten. Sie hielt an einem Verkaufsstand an der Straße und kaufte Biokirschen. Doch sie musste feststellen, dass sie nicht in der Lage war zu essen. Die Hitze drückte den Saft der Kirschen wie Blut an einem Tatort durch die braune Papiertüte. Sie legte die Tüte deshalb in den Kofferraum, überlegte es sich dann aber anders und warf sie in den Müll.
    Sie rief sich ins Gedächtnis, dass Guatemala schon vor langer Zeit geschehen war. Vor Katies Geburt. Ihre Tochter war mittlerweile fünf Jahre alt. Die Geschehnisse dort waren so gravierend gewesen, dass sie die Arbeit als Ärztin hinter sich gelassen und eine Stelle beim Kriminallabor der Polizei in San Diego angenommen hatte. Hier musste sie nur mit Flüssigkeiten und nicht mehr mit Menschen arbeiten. Sie hatte mit dem Trinken aufgehört und war an einem Punkt angelangt, an dem sie an Tatorten arbeiten, mit Blut
umgehen und Leichenteile ertragen konnte. Doch seit der Entführung war die zerbrechliche Grenze zwischen Realität und Albtraum wieder porös. Es kostete sie all ihre Energie, im Hier und Jetzt zu bleiben. Sie war noch nicht bereit für den Anblick einer Leiche.
    Als sie den Highway 215 erreichte, hielt sie an einer Raststätte. Sie hatte ein sauberes T-Shirt im Auto, das sie jetzt über ihr Trägertop zog. Beim Weiterfahren segelten einige Drachenflieger durch die Lüfte. Sie schwebten am Himmel wie ein Schwarm zarter, mutierter Schmetterlinge und begleiteten Grace bis zur Ausfahrt Perris, wo sie den Highway verließ.
    An ihrem Ziel angekommen, nahm sie einen Parkplatz direkt neben dem sandfarbenen Büro des Gerichtsmediziners. Sie schaltete den Motor ab, und die Luft im Wagen wurde sofort drückend heiß.
    Ihre Nase war wie zugeklebt. Sie atmete ganz falsch, als ob sie die Luft rationieren müsste und zögerte so das Betreten des Gebäudes hinaus. Schließlich stürmte sie aus dem Wagen, nachdem sie ruckartig die Tür aufgerissen hatte. Sie eilte über den ausgetretenen Pfad zur Schiebetür am Eingang.
    Der stellvertretende Gerichtsmediziner Jeff Salzer holte sie am Empfang ab und führte sie durch einen Bereich mit laminierten Arbeitstischen und Computerstationen. Sein Haar wurde bereits dünner. Er hatte die Haltung eines Militärs im Ruhestand; zurückgezogene Schultern, als erwarte er eine Kugel, die noch nicht abgefeuert worden war.
    Die Klimaanlage dröhnte. Eine korpulente Beamtin mit hochgekrempelten Ärmeln sah von ihren Unterlagen auf, als sie wortlos vorbeigingen.
    Salzer bat sie in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Durch das Fenster glänzte ihr Auto bereits in der Hitze, beinahe so, als schmelze das Chrom. Sie nahm ihm gegenüber am Schreibtisch Platz.

    »Special Agent Descanso hat angeordnet, Ihnen alles zu geben, was Sie brauchen.«
    Der Tisch war bis auf den Computer völlig leer. Dieser war zwar eingeschaltet, aber auf dem Bildschirm war nichts zu sehen.
    »Ich hätte gedacht, die Leiche wäre in die

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