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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Indio-Leichenhalle gebracht worden, die liegt doch am nächsten an Palm Springs.«
    »Das wäre sie, aber die Klimaanlage dort hat unter der ständigen Hitze den Geist aufgegeben. Seit einer Woche schon kommen alle zu uns. Sie werden in gekühlten Lastern hierhergebracht. Volles Haus. Ich hole nur die Akte.«
    Selzer stand vom Schreibtisch auf. Seine Brustmuskeln zeichneten sich unter seinem Hemd ab. Er durchsuchte eine Schublade im Aktenschrank. Grace versuchte, sich nicht bildlich vorzustellen, wie genau volles Haus in einer Leichenhalle aussah.
    Er zog eine dicke Akte hervor und reichte sie ihr. »Sie können den Konferenzraum benutzen. Sie dürfen keine Kopien erstellen, aber sie können sich von allem Notizen machen.«
    Sie nickte und folgte ihm den Flur hinunter. Sie nahm einen Hauch von Formaldehyd wahr, der in der Luft lag. Ihr drehte sich der Magen um.
    »In Palm Springs herrscht ein echtes Durcheinander, jetzt, da die Agrarkonferenz stattfindet. In welchem Hotel sind Sie abgestiegen.«
    »Gleich hinter Palm Canyon.«
    »Dann werden Sie ja das ein oder andere mitbekommen. Sie treffen sich am Kongresszentrum, und dann ziehen sie weiter zur Hauptstraße.«
    »Ich habe gehört, dass ein weiteres Feld in Flammen aufgegangen ist. Wurde noch jemand getötet?«
    Ein Beamter rollte auf einem Wagen einen Stapel Akten
über den Flur und quetschte sich an ihnen vorbei. Salzer schüttelte den Kopf und lief weiter.
    »Nein, aber einige Abgesandte mussten mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Es wird immer unschöner. Gegner haben die Erlaubnis zu einer Demonstration für achttausend Personen erwirkt. Sie haben diese Zahl bei weitem übertroffen. Wir erwarten zehnmal so viele Demonstranten. Das letzte Mal, als die Vereinigten Staaten der Gastgeber dieser Konferenz waren, fand sie in Sacramento statt. Es gab gewaltige Proteste. Sie gingen einher mit Unruhen bei der Welthandelsorganisation in Seattle und führten zu Plünderungen und der Einführung des Rechts der Stärkeren. Wissen Sie, wie viele Krawallmacher es damals waren?«
    Grace schüttelte den Kopf.
    »Beinahe hunderttausend, Grace. Wir haben dieses Mal zweihundert Polizisten, Sicherheitskräfte und eine Handvoll Männer der Nationalgarde zur Verfügung. Sie kommen zum Teil sogar bis aus L. A. Das FBI hat die Verantwortung für das Ganze. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Macht alle nervös. Dazu kommen die vielen Leute, die trinken und die Hölle heraufbeschwören. Das führt zu unverhältnismäßig vielen Zwischen- und Autounfällen. Hinzu kommen Partybesucher mit geladenen Waffen. Das reinste Chaos. Wir haben noch drei ausstehende Autopsien. Ich kann Ihnen Kaffee, Wasser und vielleicht eine Cola anbieten.«
    »Wasser reicht völlig.«
    Er nickte und schloss die Tür. Sie nahm an dem langen Tisch in dem stillen Raum Platz. Leere Pinnwände mit Reißzwecken zierten die Wände. Über der Kaffeemaschine hing eine detailgetreue Karte des Coachella Valley. Der Kaffee roch verbrannt.
    Sie öffnete die Akte. Auf das Deckblatt war das Foto aus Bartholomews Führerschein getackert. Ein stämmiger
Mann um die sechzig starrte mit buschigen Augenbrauen und scharfsinnigen, blauen Augen in die Kamera. In seinem Blick lag eine Mischung aus Intelligenz und Belustigung, als hüte er irgendein kleines Geheimnis.
    Er trug ein blaues Hemd mit Button-down-Kragen, das am Hals offen stand, und ein Tweedjackett. Er hatte langes, graues Haar, das durch einen Mittelscheitel geteilt war; sein Gesicht bestand aus fleischigen geröteten Wangen, unter den Augen befanden sich kleinere, bläuliche Vertiefungen. Er wirkte ungeduldig und müde. Eine Kombination, die Grace nur allzu gut in Erinnerung hatte, von dem Tag an dem er ihre Vorlesung in Indio gestürmt hatte. Die Stadt lag nicht weit entfernt von ihrem momentanen Aufenthaltsort.
    An jenem Tag brüllte er, fuchtelte mit einem Schild in der Hand herum und richtete die Kamera wie eine Waffe auf sie:
    Nieder mit der Rasterfahndung. Polizistenschweine sind weiße Rassisten.
    Er bekam Handschellen angelegt und wurde hinausgeschoben. Danach hatte sie ihre Vorlesung fortgesetzt, während er draußen schrie: »Ihr habt es gesät, jetzt könnt ihr es auch ernten!«
    Es war ein Ausspruch aus Martin Luther Kings Rede von 1967, eine Abwandlung eines Bibelzitats. Grace war gerade katholisch genug, um sich unverzüglich schuldig zu fühlen.
    Danach hatte sie ihn nicht wiedergesehen. Die Polizei von Palm Springs hatte

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