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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Weinen, gerötete Augen, unsichere Schritte. Alle waren makellos, hatten schwarze, falsche Wimpern, die über den sanften Wangen klimperten, und rote, glänzende Lippen. Sie sahen aus, als hätte Fred Astaire bei der Seniorenfassung der Frauen von Stepford Regie geführt.
    Sie richtete sich im Sitz auf, während der Zeremonienmeister und Choreograf der Show, Riff Markowitz, die Hände in den Hosentaschen seines Smokings, nacheinander die Männer vorstellte und diese dann zum Mikrofon tänzelten und jeweils eine lange Liste von Broadway-Shows aufzählten, an denen sie teilgenommen hatten. Dann waren die Frauen an der Reihe.
    Vielleicht hatte sie Kichern, Bescheidenheit oder ein leichtes, entschuldigendes Achselzucken erwartet; wir machen nur Spaß.
    Jede kam einzeln eine weitläufige Treppe herunter, trug - außer hochhackigen Schuhen, einem Lächeln sowie Boas und Glitter im Wert von 35 000 Dollar - nur wenig.

    Jewel war eine große Blondine mit einer perfekten Figur und wie ein exotischer Vogel gekleidet. Muscheln aus roten und silbernen Pailletten nahmen den Platz eines Feigenblatts ein. Über ihrem Busen wirbelten rote und silberne Fransen aus Perlen. An Rumpf und Kopf befand sich jeweils ein fast drei Meter hoher Fächer aus blauen und grünen Federn, roten Boas, Kristallperlen und glänzenden, schillernden Juwelen. Anscheinend hatte ein Kostümbildner eine ganze Kiste mit Utensilien geöffnet und sie wahllos für das Kostüm genutzt.
    Jewel informierte das Publikum, dass sie siebenundsechzig war und über dreißig Jahre lang in einem Erfolgsstück nach dem anderen am Broadway getanzt hatte, danach folgte eine Zeit in einem Theaterrestaurant und eine Tournee durch Europa. Grace hatte plötzlich das Bedürfnis, mehr Sport zu machen.
    Guter Augenkontakt. Kein Schwächeanfall unter dem Gewicht der Federn, kein Stolpern, als sie die Treppe herabwippte.
    Graces Handy vibrierte, und sie las im Dunkeln die Textnachricht.
    Hitze verbreitete sich in ihrem Körper.
    Sie schnappte sich ihre Tasche und bahnte sich entschuldigend ihren Weg durch die Sitzreihe, dann rannte sie den Gang zur Lobby entlang.
    Sie platzte durch die Tür der Eingangshalle. Ein Platzanweiser in einem rosa Hemd und einem schwarzen Fransenhut zeigte auf einen Pfeil an der Wand. »Zu den Toiletten geht es hier entlang«, flüsterte er, um das Programm nicht zu stören.
    Sie schüttelte den Kopf und rannte weiter.

25
    E s dauerte zehn Minuten von Palm Springs’ Innenstadt bis zur Karen Avenue, weitere fünf Minuten, um das Gewächshaus zu erreichen. In dieser Zeit fand Grace einen ruhigen Platz in sich, der undurchdringbar für Stress und Panik war. Sie musste sich von ihrer eigenen Geschichte distanzieren. Sie musste ihrer Cousine ein Geschenk machen, das sie sich gar nicht zugetraut hätte.
    Aus der Nähe erkannte man, dass das Gebäude aus hochmodernem Polyethylen erbaut war. Die abgeblätterte Tür schien vom Wind gezeichnet zu sein. Aber es gab auch frische Kerben. Die Razzia des FBI heute Morgen trat ihr wieder lebhaft in Erinnerung.
    Grace parkte hinter einem Auto, das sie erkannte. Leuchtend rot. Sarahs Wagen. Wenn Sarah da war, so bedeutete das, dass auch Andrea da war.
    Die Tür bewegte sich nicht. Grace drückte dagegen, bis sie nachgab. Sie stolperte ins Haus. Gedämpfte Infrarotlampen erhellten die hohen, schaumigen Pflanzen. Die Luft war heiß und stickig. Hohe Pflanzen schienen sich gegen diese Schwermut zu sträuben.
    Ein Stöhnen war hörbar, sofort versteifte sich ihr Körper instinktiv, und ihr Herz raste. Vorsichtig bewegte sie sich an einer Reihe mulchartig riechender Pflanzen vorbei und ging um eine Ecke. Dahinter saß Vonda vornübergebeugt auf einer Holzkiste und hechelte. Eine weitere Infrarotlampe warf ihr einen Schatten auf das Gesicht und beleuchtete
die Stängel hinter ihr. Eine exotische Blume blühte in einem tödlichen Gewächshaus.
    Sarah und Andrea knieten vor ihr, flüsterten ihr ermutigend ins Ohr, als seien sie Hebammen und würden damit rechnen, das Kind im Treibhaus zu entbinden.
    Andrea spürte Graces Anwesenheit und drehte sich um. Im grünen Schein der Lampen wirkten ihre Augen katzenartig und ungerührt. »Was machen Sie denn hier?«
    »Grace. Du bist gekommen«. Vonda weinte.
    »Wie geht es dir?« Grace schob sich zwischen Andrea und Sarah. Letztere verlor daraufhin das Gleichgewicht und stolperte über den Pflanzkübel, den sie als Sitz benutzt hatte.
    »Herrgott noch mal, pass doch auf!« Sarah griff nach

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