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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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mich doch in zehn Jahren noch mal, vielleicht erinnere ich mich dann noch daran«, sagte Bella und wuchtete sich vom Stuhl hoch.
    »Das war ein Witz, wir besorgen dir diesen verdammten Internetanschluss. Ich habe nur auf eine gute Gelegenheit gewartet, es dir zu sagen. Ich wollte ja nicht, dass es aussieht, als wäre ich erpressbar.«
    »Das ist keine Erpressung. Das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit.«
    Die Neuigkeit über den Internetanschluss brachte Bellas beste Charaktereigenschaften zum Vorschein, sie setzte sich wieder und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Vielleicht träumte sie bereits davon, wie sie in den letzten Sekunden eine Lego-Box auf eBay ersteigern konnte.
    »Also, laut dieser Frau war Aldís nicht besonders gesellig. Sie war ein bisschen überheblich, aber sonst ganz okay, träumte davon, berühmt und vor allem reich zu werden.«
    »Berühmt für was?«, fragte Dóra.
    Bella warf ihr einen mitleidigen Blick zu und sagte:
    »Du bist so was von altmodisch! Heutzutage muss man nicht berühmt für irgendwas sein. Sie wollte einfach berühmt und reich werden. Und weil das nicht richtig funktionierte, war sie unzufrieden und eigentlich sogar ziemlich mies drauf. Die Freundin dachte, das würde sich ändern, als sie den Job bei Karítas bekam, aber so war es nicht. Sie hat nicht verstanden, warum Aldís weiter bei ihr gearbeitet hat, wo sie doch so unzufrieden war.«
    »Wurde sie schlecht bezahlt?«
    »Davon hat sie nichts gesagt, vielleicht wusste sie es nicht.«
    »Womit war sie denn unzufrieden?«
    In Dóras Ohren klang Aldís wie eines dieser Mädchen, die davon träumten, zu reisen und im Ausland zu leben, und deshalb Aupair wurden, nur um dann zu merken, dass es im Ausland genauso langweilig war, den Abwasch zu machen, wie in Island.
    »Wenn ich sie richtig verstanden habe, hatte sie die Schnauze voll, Karítas zu verhätscheln. Und von Karítas selbst auch.«
    »Sie konnte sie also nicht leiden?«
    »Äh … nein, sie hat sich bei dieser Freundin sehr oft über Karítas ausgelassen. Muss sie wohl oft angerufen haben, um sich auszukotzen, weil sie mit den anderen Angestellten nicht reden konnte aus Angst, die würden alles weitertratschen. Ihre Freundin hatte Mitleid mit ihr, auch wenn sie sich nicht besonders nahestanden. Sie meinte, Aldís sei so enttäuscht gewesen, sie hätte wohl gedacht, sie dürfe bei Festen und Partys dabei sein.«
    Das konnte Dóra sich gut vorstellen. Sie war schon bei vielen Cocktailpartys in Firmen und Ministerien gewesen, wo sich die jungen Bedienungen danebenbenommen und unter die Gäste gemischt hatten. So war das eben in einer Gesellschaft, in der alle gleich waren, zumindest dem Namen nach. In Ländern, in denen es größere Klassenunterschiede gab, sah die Sache wahrscheinlich anders aus, und das hatte die arme Aldís zu spüren bekommen.
    »Sie war also ausschließlich Karítas’ Assistentin oder eine Art Dienstmädchen?«
    »Ja, dafür wurde sie bezahlt. Es ist ihr anscheinend nicht leichtgefallen, das zu akzeptieren«, antwortete Bella.
    »Hat sie dieser Freundin gegenüber erwähnt, dass sie kündigen wollte?«
    »Danach hab ich nicht gefragt. Aber ich habe rausgekriegt, dass sie wochenlang nichts von sich hören lassen hat, was sehr ungewöhnlich war.« Bella fummelte an dem großen Ring an ihrem Finger herum, der aussah wie ein Teil von einer Ritterrüstung, vielleicht von einem Handschuh. »Glaubst du, dass sie was mit dem Fall zu tun hat? Dass sie Karítas umgebracht hat?«
    Dóra ignorierte Bellas sensationshungriges Gesicht und antwortete:
    »Glaube ich nicht, aber es wundert mich ein bisschen, dass keine von beiden erreichbar ist. Ein merkwürdiger Zufall, für den ich gerne eine Erklärung hätte.« Dóra streckte den Arm aus und öffnete das Fenster. Frische Luft strömte ins Zimmer, und ihre Kopfschmerzen ließen etwas nach. »Nicht, dass das viel ändern würde, aber es nervt mich einfach.«
    Bella atmete tief ein und genoss die frische Luft genauso sehr wie Dóra.
    »Aber du denkst trotzdem darüber nach, ob Aldís die Leute an Bord abgemurkst hat«, sagte sie.
    Die Kopfschmerzen setzten wieder ein, und Dóra wollte nach Hause.
    »Nein, überhaupt nicht, nur darüber, ob eine von ihnen oder beide auf irgendeine Weise mit dem Verschwinden der Leute zu tun haben. Nicht unbedingt, dass sie die Täterinnen waren. Nur indirekt.«
    Daraufhin verschwand Bella zu Bragi, der sich laut Dóra um die Internetverbindung kümmern sollte. Dóra blieb

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