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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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euch nicht beeilen, wir warten auf euch«, sagte sie beunruhigt, und als die Tür hinter ihnen zugefallen war, platzte es aus ihr heraus: »Sag mir nicht, dass etwas Schreckliches passiert ist. Lass mich einfach in dem Glauben, dass alles okay ist und wir in ein paar Stunden zu Hause sind. Bitte!«
    Sie sah ihn flehend an und zog die Jacke fester um sich, als wolle sie darin verschwinden.
    Ægir hatte das Gefühl, die Worte würden ihm mit einem Stacheldraht aus dem Mund gezogen. Sie kratzten im Hals, so dass es brannte. Er hätte Lára gerne angelogen, ihr gesagt, dass er nur mit ihr allein sein wollte, dass sie sich, wenn sie sich beeilten, jetzt und hier in diesem weinroten Gang lieben könnten.
    »Ich wünschte, ich könnte es«, sagte er stattdessen nur und erzählte ihr von Loftur, dass es jetzt darum ginge, auszuschließen, dass sich der Täter an Bord versteckt hielt, und sie solange alleine mit den Mädchen auf der Brücke bleiben müsse. Er ließ ihr einen Augenblick Zeit, das zu verdauen, und erzählte ihr dann von dem Revolver.
    »Ein Revolver? Spinnst du?«
    Sie schlug nach ihm. Nicht fest und nicht, um ihm wehzutun, aber es war das erste Mal in ihrer Beziehung.
    »Lára.«
    »Und wenn eure bescheuerte Suche keinen Erfolg hat? Was dann?«
    Sie wartete nicht auf eine Antwort und stammelte:
    »Und was soll ich tun, wenn du nicht zurückkommst, sondern Þráinn? Oder Halli? Soll ich sie dann erschießen?«
    »Nein.«
    Ægir zögerte und verfluchte sich selbst, dass er die Mädchen nicht gebeten hatte, sofort rauszukommen.
    »Und wenn Halli rein will und behauptet, ihr hättet euch getrennt? Was dann? Soll ich ihn dann vor den Mädchen abknallen? Und neben seiner blutenden Leiche stehen, bis Þráinn und du zurückkommt? Seid ihr wahnsinnig?«
    »Nein.«
    Ægir konnte ihr nicht in die Augen schauen, die Situation überforderte ihn völlig. Er vermisste Þráinn, der so überzeugend war, und musste an sich halten, nicht die Kabinentür aufzustoßen und die Mädchen herauszuzerren. Sollte der Kapitän Lára doch zur Vernunft bringen! Doch dann riss er sich zusammen.
    »Wenn das passiert, dann lässt du ihn nicht rein. Und wenn Þráinn und ich nicht sofort kommen, musst du eben selbst entscheiden. Und wenn Halli oder Þráinn oder der blinde Passagier versucht, die Tür aufzubrechen, bist du zumindest bewaffnet«, erklärte er aufatmend und zufrieden mit seiner Argumentation.
    »Und wenn Þráinn dahintersteckt? Glaubst du wirklich, dass er mir dann eine geladene Waffe gibt? Erkennst du den Unterschied zwischen Platzpatronen und echten Kugeln?« Sie starrte in seine leeren Augen. »Dachte ich mir!«
    Gott sei Dank erschienen die Mädchen mit den Armen voller Bücher und anderem Spielzeug, das Ægir und Lára mit in die Kabine genommen hatten, als sie sich dort eingeschlossen hatten. Die Mädchen merkten, dass etwas in der Luft lag, sagten aber nichts. Ægir faselte etwas davon, sie dürften keine Zeit verlieren, müssten schnell auf die Brücke, seien im Handumdrehen Kapitäne und dann ginge es richtig los. Niemand lächelte, und sie gingen schweigend zur Brücke, wo Þráinn und Halli warteten. Þráinn nahm Lára beiseite und sprach mit ihr, während Ægir den Mädchen die Steuerinstrumente zeigte. Er schaute immer wieder zu seiner Frau und dem Kapitän und schluckte, als er sah, wie Lára mit zitternden Händen ein Bündel entgegennahm: die in ein gräuliches Tuch gewickelte Pistole. Sie steckte sie ungelenk in ihren Hosenbund und zog dann mit unsicherem Blick ihr Shirt darüber. Ægir wandte sich sofort ab und sagte etwas Belangloses zu den Mädchen.
    »Sinkt das Schiff, Papa?«, fragte Bylgja und legte den Kopf schief, was sie oft machte, wenn sie keine Brille trug. Sie hielt sie in der Hand, für den Fall, dass sie etwas lesen musste.
    »Nein.« Ægirs Stimme klang schärfer als beabsichtigt, aber er war nicht wütend auf die Mädchen, sondern auf sich selbst. »Auf gar keinen Fall. Es ist alles in Ordnung, und alles wird gut.«
    Die Worte, die Lára hören wollte.
    »Sterben wir, wenn die Yacht untergeht?«
    Er war wohl nicht überzeugend genug gewesen.
    »Sie geht nicht unter, und selbst wenn, dann stirbt niemand. Erinnert ihr euch nicht an die Rettungsboote?«
    Die Mädchen nickten skeptisch.
    »Auf einem Schiff gibt es Rettungsboote, damit niemand stirbt, wenn es untergeht. Aber diese Yacht kann nicht sinken, ihr braucht euch überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    »Warum haben wir dann Rettungsboote

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