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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ist.«
    Sie öffnete noch einmal alle Schranktüren, obwohl sie schon alles genau inspiziert hatten.
    »Jemand muss es rausgeholt haben.« Sie trat einen Schritt zurück, um den offen stehenden Schrank besser begutachten zu können. »Es scheinen insgesamt weniger Kleider geworden zu sein.«
    Dóra wischte das Fingerabdruckpulver ab, das beim Öffnen der Türen an ihren Fingerkuppen haften geblieben war. Ein Polizeitechniker war vor ihnen dagewesen und hatte von den Schränken, Lichtschaltern und Kommoden im Schlafzimmer Fingerabdrücke genommen für den Fall, dass seit der letzten Durchsuchung neue hinzugekommen waren. Außerdem hatte er sämtliche Schränke auf DNA-Spuren untersucht, um feststellen zu können, ob sich Bylgja oder Arna darin versteckt hatten. Währenddessen hatten Dóra und der Polizist geduldig draußen im Flur warten und ein Gespräch in Gang halten müssen, das mit jeder Minute schleppender geworden war. Vielleicht gingen sie sich jetzt deshalb so auf die Nerven.
    »Wir haben Fotos gemacht, als die Yacht hier ankam. Es sollte kein Problem sein, das herauszufinden.« Der Mann schaute in das Farbenmeer, das an den Kleiderbügeln hing. »Aber ich begreife nicht, wie Sie das sehen können. Die Schränke sind doch so vollgestopft, dass überhaupt nichts mehr reinpasst.«
    »Es waren definitiv mehr Kleider«, insistierte Dóra.
    Sie trat noch weiter zurück und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie die Schränke beim ersten Mal auf sie gewirkt hatten. Es gab nur einen freien Bügel, aber der Kleiderschrank wirkte trotzdem leerer.
    »Es waren mehr«, wiederholte sie und schloss den Schrank.
    Der Polizist sah sich skeptisch in der Kabine um und erwiderte:
    »Wenn Sie recht haben und außer der Brille auch noch Kleider verschwunden sind, stellt sich ja wohl die Frage, wer diese alten Klamotten entwendet hat.«
    Dóra lächelte ihn an und spürte einen Hauch von Kopfschmerzen.
    »Das sind äußerst elegante Sachen, und viele dieser Kleider waren nicht gerade billig.«
    »Aber benutzt. Wer will denn schon benutzte Kleider haben, auch wenn sie teuer waren?«
    »Das kommt durchaus vor«, antwortete Dóra, obwohl sie keines der Kleider aus dem Schrank gewollt hätte – nicht, weil sie getragen waren, sondern weil sie nie die Gelegenheit hatte, dermaßen festliche, bodenlange Kleider anzuziehen. »Aber ich vermute, dass es am ehesten die Besitzerin oder eine ihr nahestehende Person war. Haben Sie inzwischen Kontakt mit Karítas oder ihrer Assistentin aufgenommen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Dóra nickte und dachte sich ihren Teil. Bella hatte es weder geschafft, Karítas zu erreichen, noch herauszufinden, wo sich ihre Assistentin Aldís aufhielt. Nachdem Bella Karítas’ Mutter zugesetzt und ständig bei ihr angerufen hatte, hatte die Frau endlich den vollständigen Namen der Assistentin ausgegraben. Wobei Dóra vermutete, dass sie ihn die ganze Zeit gewusst hatte. Doch die Familie des Mädchens entpuppte sich als völlig gleichgültig. Sie behauptete, es vergingen oft Monate, bevor sich Aldís bei ihnen melde, sie hätte ja bei ihrer Chefin auch furchtbar viel zu tun. Dóra musste Bella, die garantiert nicht für ihr psychologisches Feingefühl bekannt war, beipflichten, dass die Assistentin wohl keine sehr enge Beziehung zu ihrer Familie hatte. Doch da Aldís nicht mit eingezogenem Schwanz nach Hause zurückgekehrt war, war sie vielleicht doch bei Karítas in Brasilien. Oder beide Frauen lebten nicht mehr. Oder Aldís war für Karítas’ Tod verantwortlich. Ihr hasserfüllter Gesichtsausdruck auf dem Foto ließ durchaus vermuten, dass sie Karítas lieber einen Dolch in die Brust gerammt hätte, als ihr beim Ankleiden zu helfen.

    »Sagen Ihnen diese Zahlen etwas?«
    Dóra beobachtete Snævar, der versuchte Ægirs krakelige Schrift zu entziffern, und war enttäuscht, als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck sah. Sie fühlte sich etwas besser, seit sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war aber immer noch nicht ganz fit, obwohl sie im Büro ein paar starke Schmerztabletten runtergespült hatte. Das war jetzt zwei Stunden her, und das Medikament wirkte immer noch nicht richtig.
    »Nee, ich glaube nicht, dass das was mit der Yacht zu tun hat. Ist vielleicht eine Registrierungsnummer. Habe ich jedenfalls noch nie gesehen.«
    Snævar legte das Blatt weg und wirkte genauso enttäuscht wie Dóra. Er war sofort vorbeigekommen, nachdem Dóra ihn angerufen hatte, und es wurde

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