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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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über die Stirn. Wenn er sich so ähnlich fühlte wie Ægir, musste er unerträgliche Kopfschmerzen haben.
    Ægir wickelte die Pistole wieder in das Küchenhandtuch und nahm sie aus der Schublade.
    »Wo ist meine Frau?«, fragte er.
    »Unten im Maschinenraum«, antwortete Þráinn und warf einen Blick auf die Mädchen. Ægir hatte den Eindruck, dass sein Gesicht weicher wurde. Die Mädchen umkrallten immer noch ihre Malbücher und verfolgten mit großen Augen und verschreckten Gesichtern das Gespräch. Bylgjas Brille war auf ihre Nasenspitze gerutscht, aber sie ließ ihr Malbuch nicht los, um sie wieder hochzuschieben.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ihr dahingehen solltet. Wenn alles gutgeht, sind wir in vierundzwanzig Stunden in Island, dann habt ihr noch genug Zeit dafür«, fügte Þráinn hinzu.
    »Du gehst da nicht runter«, krächzte Halli immer noch erregt. »Was willst du machen, wenn du dem Kerl begegnest? Was dann? Und du willst die Mädchen ja wohl nicht mitnehmen.«
    Arna und Bylgja sahen noch verschreckter aus, und Ægir musste eingreifen, bevor Halli sie zu Tode ängstigte. Es reichte.
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, sagte er, ging zu seinen Töchtern und verstellte ihnen die Sicht, merkte aber, wie sie die Hälse reckten, um etwas sehen zu können. »Ich gehe jetzt, und wir sehen uns hoffentlich erst in Reykjavík wieder. Oder besser nie mehr.«
    »Sollten wir nicht wenigstens versuchen, miteinander zu reden?«, sagte Þráinn und rieb sich immer noch die Stirn. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. »Wenn wir so weitermachen, steuern wir alle auf eine Katastrophe zu. Können wir uns nicht abwechselnd hinlegen? Zwei bleiben wach und behalten sich gegenseitig im Auge. Sonst passiert etwas noch Furchtbareres.«
    »Nein.« Ægir schob die Mädchen zur Tür. Er musste raus, bevor er auf diesen Vorschlag hereinfiel, der in seinen müden Ohren so verlockend klang. »Ich kümmere mich nur um meine Töchter. Ihr könnt sehen, was ihr macht.«
    »Aber das ist der einzig Weg, Ægir.« Þráinn streckte die Hand aus, als wolle er Ægir festhalten und zwingen, dazubleiben. »Der einzige Weg.«
    »Hör ihn dir doch an!« Halli war endlich vom Stuhl aufgestanden und stand wankend da, obwohl kein Wellengang war. »Das ist keiner von uns, das versuche ich dir doch schon die ganze Zeit zu sagen.«
    »Dann könnt ihr ja gut zu zweit hierbleiben. Schlaft einfach abwechselnd, ihr braucht mich eh nicht.« Ægir öffnete die Tür und schob die Mädchen hinaus. »Ich traue euch nicht, keinem von euch.«
    »Ægir.«
    Þráinn rief nicht und erhob noch nicht einmal die Stimme, obwohl er wusste, dass er vermutlich keine weitere Gelegenheit mehr bekäme, mit ihm zu reden. Er klang resigniert und hoffnungslos. Und dieser Ton berührte etwas in Ægir, so dass er, schon halb durch die Tür, stehenblieb.
    »Ich habe den Notknopf gedrückt, aber es ist nichts passiert. Die Verbindung wurde gekappt, und ich kann sie nicht reparieren. Die Rettungsboje ist auch kaputt, aber das große Funkgerät ist auf Notkanal eingestellt. Du kannst versuchen durchzukommen. Ich habe es nicht geschafft.« Der Kapitän verstummte, um seine heisere Stimme zu schonen. Dann räusperte er sich und brachte noch einen Satz heraus:
    »Pass auf die Mädchen auf.«

    Ægir ließ die Tür ins Schloss fallen, und dann gingen sie hintereinander her, ohne sich um den Riegel zu scheren. Auf dem Weg schleuderte er die Pistole und das Küchenhandtuch ohne jegliches Bedauern ins Wasser. Er dachte noch nicht einmal darüber nach, ob das die richtige Entscheidung war.
    »Sind Halli und der Kapitän böse?«, fragte Arna und löste eine Hand von ihrem Malbuch, um sich auf der Treppe am Geländer festhalten zu können.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Arna und blieb auf der zweituntersten Stufe stehen, »und wenn noch jemand an Bord ist, wie Halli gesagt hat?«
    »Halli redet nur dummes Zeug, Arna. Denk nicht daran. Wir schließen uns ein, und alles wird gut.«
    »Ich will Mama lieber später sehen. Ich will nicht in den Maschinenraum, wenn da jemand ist.«
    »Ich auch nicht«, sagte Bylgja, die ihre Schwester eingeholt hatte und neben ihr stehen geblieben war.
    »In Ordnung«, sagte Ægir. Er musste sich eingestehen, dass er erleichtert war. Er hatte Angst, in den engen Maschinenraum hinunterzugehen, solange noch die Möglichkeit bestand, dass sich ein vierter Mann an Bord versteckte. Oder eine Frau. »Wir gehen in die Kabine

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