Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
und ruhen uns ein bisschen aus, essen vielleicht etwas, und dann sehen wir weiter. Wie klingt das?«
    Nachdem er sorgfältig hinter ihnen abgeschlossen und jedem Mädchen eine Scheibe Brot und einen Joghurt gegeben hatte, den sie nicht anrührten, setzte sich Ægir und ließ seine Gedanken schweifen. Ein leises Lachen entfuhr ihm, als ihm klarwurde, dass sie schon fast an Land gewesen wären, wenn der Container sich nicht an der Yacht verhakt hätte. Die Mädchen schauten ihn irritiert an, und er verstummte sofort. Er durfte nicht durchdrehen. Ihretwillen. Wenn er sich nur für zehn Minuten hinlegen könnte. Oder für fünf. Mehr brauchte er nicht, um die schlimmste Müdigkeit zu überwinden und für den Rest der Fahrt wach zu bleiben. Er schloss die Augen, und alle Sorgen fielen von ihm ab, der Schlaf nahm ihn sanft auf, traumlos und belebend.
    Ægir zuckte zusammen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er gedöst hatte. Die Mädchen schliefen angekleidet im Doppelbett, die aufgeschlagenen Malbücher neben sich und überall Malstifte zwischen dem zerknüddelten Bettzeug. Draußen war es stockdunkel, aber das sagte ihm nichts, da es kurz vor Sonnenuntergang gewesen war, als sie nach unten gegangen waren.
    Ægir stand auf und dankte Gott dafür, dass nichts passiert war, während er geschlafen hatte. Er war wütend auf sich selbst, weil er nicht aufgepasst hatte, aber dennoch froh, sich ausgeruht zu haben. Er war nicht wirklich ausgeschlafen, hätte sich am liebsten wieder auf den bequemen Sessel gesetzt und weitergeschlafen. Aber das ging nicht. Er würde nicht immer solches Glück haben. Von oben hörte er Geräusche und überlegte, ob er davon aufgewacht war. Dieser Lärm, der von Deck zu kommen schien, war seltsam, als würde etwas über den Boden geschleift. Dann Stille. Plötzlich hörte er durch das Bullauge, das er geöffnet hatte, um frische Luft hereinzulassen, etwas ins Wasser platschen. Er hechtete zum Fenster.
    Ægir hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand in den Bauch getreten. Auf der beleuchteten Wasseroberfläche wurde ein Mann nach oben gespült, als wolle das Meer ihn zurückgeben. Es war so unwirklich, dass Ægir einen Moment brauchte, um klar zu sehen. Die Leiche schwamm auf dem Bauch, und kurz bevor sie in der Dunkelheit hinter der Yacht verschwand, wurde ihm bewusst, dass er den Oberkörper und das graudurchwirkte Haar kannte. Jetzt war die Yacht ohne Kapitän.
    Das Einzige, was Ægir und seine Töchter von dem Mann trennte, der für diese Grausamkeit verantwortlich war, war eine lächerliche Tür aus Holz. Ægirs Herz überschlug sich, denn er wusste jetzt, das Halli hinter dieser Tür wartete.

28. Kapitel
    »Hab ich’s nicht gesagt?«
    Bella erinnerte Dóra an ihre Mutter, wenn sie als Jugendliche Mist gebaut hatte, weil sie sich nicht an ihren guten Rat gehalten hatte.
    »Du hättest auf mich hören sollen! Ich hab das sofort geschnallt.« Die Sekretärin verschränkte die Arme vor ihrem ausladenden Busen. »Ich bin nämlich verdammt gemieft.«
    »Gewieft.«
    Dóra widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Sie hörte sich Bellas Prahlerei nun schon seit ein paar Minuten an und hatte die Nase voll. Dummerweise hatte sie ihr erzählt, dass Karítas Lissabon wahrscheinlich nicht verlassen hatte, und Bellas fixe Idee über das Schicksal ihrer ehemaligen Schulkameradin war wieder aufgeblüht. Und das Schlimmste war, dass Dóra ihr eigentlich zustimmen musste.
    »Das Wort heißt gewieft, nicht gemieft«, sagte sie.
    »Ist doch scheißegal.« Bella ließ sich von der Sprachkorrektur überhaupt nicht beeindrucken. »Sie ist tot, hundertprozentig, wie ich gesagt habe. Oder was meinst du? Ist sie etwa auf High Heels über die portugiesische Grenze gestöckelt? No way. Und ich bezweifle, dass sie einen Führerschein hat.«
    Dóras Handy klingelte, und sie ging ran, ohne aufs Display zu schauen. Kein Telefonat konnte schlimmer sein als dieses Gelaber. Bella machte einfach weiter, obwohl Dóra ihr überhaupt nicht mehr zuhörte, und redete immer lauter, um den Wettkampf zu gewinnen. Als Dóra das Telefonat beendete, grinste sie breit.
    »Was hast du noch mal gesagt, Bella?«
    Die Sekretärin warf ihr einen vernichtenden Blick zu und pampte:
    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein, keineswegs. Hast du nicht gesagt, du seist so gewieft und hättest immer gesagt, dass Karítas tot ist? Das stimmt doch, oder?«
    »Ja.« Bella ahnte, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. »Warum machst du so ein

Weitere Kostenlose Bücher