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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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das ihr letzter Strohhalm war. Nein, das ergab keinen Sinn. Man musste kein Seefahrtexperte sein, um zu wissen, dass es unter solchen Umständen kaum Hoffnung auf Rettung gab. Und Dóra bezweifelte, dass ein Sonnenstich daran etwas änderte.
    »Kommen Sie rein. Hier fängt der Prunk erst richtig an, sage ich Ihnen.« Fannar wirkte fast so, als wolle er ihr die Yacht verkaufen. »Sehen Sie sich das an! Schicker als jedes Hotel, finden Sie nicht?«
    Dóra nickte gedankenverloren. Sie war nicht besonders angetan, eher vor den Kopf geschlagen von der abgestandenen Luft. Ein vager Parfümgeruch stieg ihr in die Nase.
    »Was ist das für ein komischer Geruch?«
    Fannar schnupperte.
    »Ja, stimmt, wie Seife oder so. Vielleicht wurde hier geputzt, wobei ich nicht wüsste, wer das ohne mein Wissen hätte anordnen sollen.« Er blähte die Nasenlöcher und atmete tief ein. »Jetzt rieche ich nichts mehr. Aber das hat nicht viel zu bedeuten, ich habe einen ziemlich schlechten Geruchssinn.«
    Aber er hatte recht – der Geruch war weg.
    Auch wenn Dóra den Luxus registrierte und sah, dass alles äußerst elegant war, fielen ihr vor allem die Gegenstände ins Auge, die von menschlicher Anwesenheit zeugten. Ein aufgeschlagenes, umgedrehtes Taschenbuch auf einem Tisch neben dem schwarzen Ledersessel. Eine DVD-Hülle und ein paar Zeitschriften auf dem Couchtisch weiter hinten. Daneben ein Weinglas und eine geöffnete Rotweinflasche, die umgefallen war. Die eingetrocknete Rotweinpfütze verlieh der Glasplatte einen rosafarbenen Anstrich. Auf einem Stuhl lag ein Haufen Kleidungsstücke, und Dóra vermutete, dass die Polizisten sie bei der Durchsuchung eingesammelt hatten.
    »Darf ich etwas anfassen? Oder will die Polizei hier noch was untersuchen?«, fragte sie. Im selben Moment sah sie überall weißes Fingerabdruckpulver.
    »Die kommen nicht mehr, die waren fast einen ganzen Tag lang hier. Sie können ruhig anfassen, was Sie wollen. Mir wurde jedenfalls nichts Gegenteiliges gesagt. Es handelt sich schließlich nicht um einen Mordschauplatz. Jedenfalls wurde die Sache meines Wissens als Unfall untersucht. Oder als eine Art Vermisstenfall.«
    Das Boot schaukelte leicht, und Dóra sah, dass sich die Rotweinflasche bewegte, aber nicht wegrollte. Bei dem heftigen Aufprall hätte sie eigentlich vom Tisch rollen und auf den Boden fallen müssen. Wahrscheinlich hatten die Polizisten sie dort hingelegt.
    »Hier ist doch bestimmt alles durch die Gegend geflogen, als die Yacht gegen den Kai geknallt ist, oder?«, fragte sie. Zwei Gemälde hingen schief an der Wand. Das eine war vermutlich von Karítas, der Ehefrau des Mannes, der sein Schiff an den Auflösungsausschuss verloren hatte.
    »Allerdings, hier war alles durcheinander. Ich habe die Fotos von der Durchsuchung gesehen, sah ziemlich chaotisch aus.« Fannar schaute sich um und fügte hinzu: »Wobei die Einrichtung so konstruiert ist, dass schon einiges passieren muss, bevor etwas umkippt oder von der Wand fällt. Das gilt natürlich nicht für die Sachen, die die Leute dabeihatten.«
    Dóra musterte die Wände genauer.
    »Und was ist mit den Bildern passiert, die da gehangen haben?«
    An zwei dunklen, holzvertäfelten Wänden konnte man Umrisse von Bildern erkennen.
    »Sind die runtergefallen und nicht wieder aufgehängt worden?«
    »Nein, der Vorbesitzer hat sie abgehängt und zu Geld gemacht, als er in Finanzschwierigkeiten geriet. Die Yacht stand zwar komplett zum Verkauf, aber das war genau auf dem Höhepunkt der Krise. Wer sich damals noch so teure Spielzeuge leisten konnte, war nicht gerade in Kauflaune. Außerdem wurde die Yacht für einen Topwert verpfändet. Der Typ konnte die Bilder verkaufen, weil sie in der Bürgschaft nicht enthalten waren, und soweit ich weiß, hat er ziemlich viel dafür bekommen. Großartige Kunstwerke, heißt es. Aber das hat nicht gereicht, und er hat garantiert noch weitere Gemälde und andere Wertgegenstände aus seinem Haus auf den letzten Drücker verkauft. Unglaublich, wie schnell so ein Vermögen verpuffen kann. Muss schrecklich sein, in eine solche Lage zu geraten.«
    »Zweifellos.«
    Dóras Phantasie reichte zwar nicht, um sich in das Leben dieser wohlhabenden Menschen hineinzuversetzen, aber sie konnte sich gut vorstellen, wie es war, ein Vermögen zu verlieren. Man gewöhnte sich immer schnell an Annehmlichkeiten, so dass es einem schwerfiel, seinen Lebensstandard herunterzuschrauben.
    »Ich hab alles fotografiert«, sagte Bella, die mit

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