Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Mitarbeiter Genko Genske, Kripo Berlin. Haben Sie damals den Toten untersucht?«
»Angenehm. Bergentheim mein Name, Pathologie Tirol. Ja, ich habe damals den Toten, der als Frederik Meinert eingeliefert wurde, untersucht. Der Tod ist nicht durch den Sturz eingetreten. Bewusstlosigkeit müsste teilweise vorher jedoch vorgelegen haben. Die Verletzungen waren allerdings so bedeutend, dass er sich ohne fremde Hilfe nicht aus der Klamm befreien konnte. Er ist deshalb im Laufe der Nacht erfroren.«
Das war hart, fand Schlosser. Wenn wirklich eine zweite Person am Unfallort war, wenn es überhaupt ein Unfall war, hatte sie eine erhebliche Mitschuld am Tod des Abgestürzten.
»Wie wurde eigentlich der Tote identifiziert?«
»Er hatte einen deutschen Personalausweis, einen Führerschein, einen Studentenausweis und verschiedene andere Dinge, wozu auch die Kleidung gehörte, bei sich, die allesamt von der Mutter des Toten identifiziert wurden.«
»Ach, die Mutter hat den Toten als ihren Sohn einwandfrei identifiziert?«, wollte Genko interessiert wissen. Seine Augenbrauen wanderten hoch bis zu seinem spärlichen Haaransatz.
»Ja, das hat sie. Ich war selbst dabei und habe anschließend das Protokoll aufgenommen. Hier sind sämtliche Unterlagen.«
Mit diesen Worten gab er Genko eine graue Akte, die dieser ihm förmlich aus der Hand riss und augenblicklich aufschlug.
Neugierig blickte auch Schlosser von der Seite auf die Unterlagen. Es stimmte alles, was der Gerichtsmediziner von sich gegeben hatte.
»Haben Sie den Toten auch nach den aufgefundenen Ausweispapieren identifiziert?«, fragte er den Mediziner.
»Ja, schon, aber die Bilder in den Papieren waren nicht sehr aussagefähig. Zu alt die Bilder und zu jung der Bursche darauf. Außerdem war das Gesicht des Toten vom Sturz zerschunden. Aber ich hatte damals keinerlei Zweifel, dass es sich um Frederik Meinert handelt, zumal dies, wie gesagt, auch die Mutter bestätigt hat.«
»Wo sind denn die Ausweise und persönlichen Sachen geblieben?«, wollte er zur Sicherheit noch wissen, obwohl ihm die Antwort längst klar war.
»Die hat selbstverständlich die Mutter an sich genommen. Dabei fällt mir ein, dass sie zwar sämtliche Gegenstände an sich genommen hat, aber den Toten vergessen zu haben schien. Normalerweise lassen die Angehörigen eines in der Fremde Verstorbenen die sterbliche Hülle abholen und in der Heimat beisetzen. Hier nahm die Mutter die Sachen mit und reiste ab. Sie antwortete nicht mehr auf unsere Anfragen, was mit dem Toten geschehen soll, so dass wir nach mehreren Monaten gezwungen waren, ihn zu begraben.«
Michael Schlosser war verblüfft. Genko scheinbar nicht minder, denn dieser stand mit geöffneten Mund vor dem Mediziner. Dann fiel ihm eine Erklärung ein. Mit wenigen Worten erzählte er dem Pathologen von der weiteren Lebensgeschichte der Frau und danach schien auch dieser verstanden zu haben.
Während dieser Erläuterungen hatte Genko weiter in der Akte herumgeblättert und plötzlich einige Bilder aus einer Hülle gefingert.
»Sind das alle Bilder des Toten?«, wollte der Hagere von dem Mediziner neugierig wissen.
»Ja, warum?«
»Weil ich kein Bild vom Gesicht des Toten finden kann.«
»Wieso«, stutzte der junge Mann und nahm ihm die Bilder aus der Hand, sortierte eine Weile herum und hielt dann zwei Bilder in die Höhe:
»Da sind sie doch.«
Michael Schlosser schaute sich die Bilder kopfschüttelnd an. Das, was als Gesicht bezeichnet wurde, war eine einzige blutige, verkrustete, geschwollene, aufgedunsene Masse. Es musste bei dem tiefen Sturz mehrfach mit voller Wucht gegen scharfkantige Felsen geprallt sein. Eine Identifizierung nach Ausweisbildern war demnach unmöglich gewesen.
»Wie konnte die Mutter denn da so sicher sein, dass der Tote ihr Sohn ist?«, rätselte er laut herum. »Können wir die Akte mitnehmen, Doktor?«
»Mütter erkennen an tausend unscheinbaren Kleinigkeiten ihre Kinder. Die Mutter des Toten schien zuerst zwar etwas verunsichert zu sein, dann aber hat sie ihn ganz eindeutig identifiziert. Ich lasse Ihnen eine komplette Kopie der Unterlagen erstellen. Die können Sie gerne mit nach Berlin nehmen, meine Herren.«
Michael Schlosser hatte noch nicht ganz die kleine Alpenstadt verlassen, als Genko neben ihm seinen Notizblock umständlich aus der Jackentasche hervorkramte, ihn aufschlug und zu kauderwelschen begann:
»Ah mei! Des is a vereckta Foii. Do kon ma doch koana sog’n, dass de muada wirkli den
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