Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Frederik dakennt hoat. Des glaab i…«
Michael Schlosser trat so heftig auf die Bremse und zog den Wagen so ruckartig an den Randstein, dass sein Beifahrer fast aus dem Gurt geschleudert worden wäre. Mit einem scharfen Blick fixierte er Genko, dessen Gesicht rot anzulaufen begann.
»Ist ja schon gut, Chef«, verteidigte sich der Hagere etwas maulend und steckte das Notizbuch umständlich wieder weg. »Ich meinte doch nur, dass Frederik Meinert …«
33
Der große Besprechungsraum im Morddezernat war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Michael Schlosser, in seinem Schlepptau der Hagere, dort erschien. Nach und nach verstummten die Gespräche und die zuvor weit geöffneten Fenster wurden wieder geschlossen.
Mit forschen Schritten begab er sich an das Stehpult. Seine untersetzte, massive Gestalt zeichnete sich markant vor dem weißen Hintergrund einer ausgerollten Filmleinwand ab. Genko setzte sich an einen kleinen Tisch, der unmittelbar am Eingang in einer Ecke stand, schlug lässig die Beine übereinander und blätterte in seinem zerknitterten Notizblock herum.
»Schön Sie zu sehen, meine Damen und Herren«, leitete der Hauptkommissar das Treffen mit voller Stimme ein und trug anschließend die neusten Ermittlungsergebnisse aus Freiburg und Tirol vor und endete mit den Worten: »Jetzt würde ich gerne den neusten Stand der Ermittlungen in Sachen ›Mord an Norbert Wetzlar‹ vorgetragen haben.«
Ein schlanker, jüngerer Mann stand von seinem Sitzplatz auf und blieb davor stehen. Mit routinierten Bewegungen blätterte er in einer dicken Akte und begann vorzutragen:
»Das Untersuchungsergebnis bezüglich des manipulierten Unfallfahrzeuges hat nichts Neues ergeben. Der Schlauch wurde, wie schon bekannt, angesägt und war verantwortlich für den tödlichen Unfall. Ich habe hier ein Foto, eine Frontalaufnahme, gemacht im Rahmen einer Radarkontrolle, die wenige hundert Meter vor dem Unfallort gemacht wurde, übermittelt bekommen und dieses zeigt deutlich Norbert Wetzlar. Die Geschwindigkeit betrug in einer Hundertzwanziger-Zone sage und schreibe zweihundertzwölf Stundenkilometer. Auch daraus lässt sich schließen, mit welch hoher Geschwindigkeit der Mann unter den Lastwagen gerast sein muss. Dieser Norbert Wetzlar war ein gemeingefährlicher Raser, wie ich bei meinen Nachforschungen in Erfahrung bringen konnte. Er hatte in der Vergangenheit schon mehr als zwei Dutzend Verfahren, davon allein in den letzten zwölf Monaten fünf, wegen erheblich zu schnellen Fahrens hinter sich, wobei jedoch mehrere gegen ihn später wieder eingestellt wurden. Angeblich sind andere Personen gefahren. Allerdings vierzehn Punkte in Flensburg und kürzlich ein Führerscheinentzug griffen letztendlich doch durch. Das bedeutet also, dass er seine Todesfahrt ohne gültige Fahrerlaubnis absolvierte. Nun zum Gerichtsmedizinischen Gutachten: Es wurde kein Alkoholgehalt im Blut festgestellt und der Aufprall war eindeutig die Todesursache. Mehr gibt’s eigentlich nicht zu melden.«
Leises Geraune setzte ein. Die hohe Geschwindigkeit und das Foto waren das Hauptthema des Getuschels.
»Vielen Dank«, rief Michael Schlosser dem Ermittler zu und der Geräuschpegel senkte sich wieder. »Wer trägt die Ergebnisse der Ermittlungen bezüglich der Detektei vor?«
Eine mollige, große Mittvierzigerin erhob sich pustend und watschelt nach vorne zum Stehpult.
»Melli Rosent, LKA Berlin«, stellte sie sich kurz vor. »Ich fasse die Ergebnisse wie folgt zusammen: Wir haben erst gestern Morgen bei einer der verdächtigen Personen Geldüberweisungen aus dem fraglichen Zeitraum an eine Detektei mit dem interessanten Namen ›Argusauge‹ feststellen können. Diese Detektei hatte zur Aufgabe, einen gewissen Frederik Meinert ausfindig zu machen und Details über sein Leben und so weiter zu liefern. Sie hat ihre Aufgabe lösen und erfüllen können. Es gibt, wie wir heute Morgen im Büro der Detektei feststellen mussten, keine vollständigen Aufzeichnungen mehr über diesen Fall, da er bereits über zwei Jahre zurücklag. Lediglich ein Karteikartensystem, ein körperliches und kein Computersystem, gibt in kurzen Stichworten Auskunft über diese Ermittlungen. Der Urlaubsaufenthalt in Ehrwald war die letzte Kurzeintragung. Das war’s, liebe Kollegen.«
Michael Schlosser konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Er kannte die kleine, fähige Kriminalistin sehr gut und wusste um ihr Faible für dramatische Szenen. Ihm war klar, dass ihr
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